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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wusste, dass ihr das Schweigen unangenehm war. Ich wollte nicht, dass sie sich unbehaglich fühlte.
     
    Sie brach das Schweigen als Erste. »Ted hat mir erzählt, dass du als Animatorin und Vampirjägerin arbeitest.« »Eigentlich als Vampirhenker, ja.« Und da ich unbedingt höflich sein wollte, fragte ich: »Und was machst du beruflich ?«
     
    Sie ließ ein strahlendes Lächeln aufblitzen, und die Lachfalten an den Mundwinkeln umrahmten ihre ganz dezent geschminkten Lippen. Ich war froh, dass ich kein Make-up trug. Vielleicht
     
    würde sie auch daran sehen, dass ich nicht hinter Edward-Ted her war. »Ich habe eine Boutique in Santa Fe.«
     
    »Sie verkauft übersinnlichen Kram«, erklärte Edward und lächelte mich über ihren Kopf hinweg an.
     
    Mein Gesicht verhärtete sich, und ich hatte Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. »Welcher Art?«
     
    »Kristalle, Tarotkarten, Bücher, alles, was mir gefällt.«
     
    Ich wollte sagen: »Aber du bist kein Medium« und verkniff es mir. Ich war schon Leuten begegnet, die von ihrer Gabe überzeugt waren, obwohl sie keine hatten. Wenn Donna sich in der Hinsicht Illusionen machte, so war es nicht an mir, ihre Seifenblase zum Platzen zu bringen. Stattdessen fragte ich: »Gibt es in Santa Fe viele Interessenten dafür?«
     
    »Oh, es hat einmal viele solcher Läden bei uns gegeben. New Age war hier ganz groß, aber die Grundsteuern sind so in die Höhe geschossen und die meisten mit einer übersinnlichen Gabe sind in die Berge nach Taos gezogen. Santa Fes Energie hat sich in den letzten fünf Jahren verändert. Es ist noch immer ein sehr positiver Ort, aber Taos hat jetzt eine bessere Energie. Ich bin mir nicht sicher, warum.«
     
    Sie redete von »Energie«, als wäre das eine anerkannte Tatsache, und sagte nichts zur Erklärung. Wie viele Leute nahm sie einfach an, dass, wer sein Geld mit Totenerweckungen verdient, auch auf anderen Gebieten übersinnliche Kräfte haben müsse. Was häufig stimmte, aber nicht immer. Was sie als Energiebezeichnete, nannte ich die Stimmung eines Ortes. Manche hatten eine Stimmung, die gut oder schlecht, stärkend oder entkräftend sein konnte. Die alte Vorstellung vom Genius loci war in der New-Age-Bewegung unter anderem Namen wieder lebendig geworden.
     
    »Legst du Karten ?«, fragte ich, um auf höfliche Art herauszufinden, ob sie glaubte, Kräfte zu besitzen.
     
    »Oh nein«, antwortete sie. »Meine Gabe ist sehr gering. Ich würde liebend gern die Karten lesen können, aber ich bin nur eine Ladenbesitzerin. Mein Talent in diesem Leben liegt darin, anderen zu helfen, ihre Stärken zu entdecken.«
     
    Das klang nach einem Therapeuten, der an die Wiedergeburt glaubte. Die hatte ich zur Genüge auf dem Friedhof erlebt, ich kannte ihren Jargon. »Du bist also kein Medium«, folgerte ich. Ich wollte mich nur vergewissern, ob sie es auch wusste.
     
    »Du lieber Himmel, nein.« Sie schüttelte energisch den Kopf, und mir fiel auf, dass sie kleine goldene Henkelkreuze als Ohrringe trug.
     
    »Das ist bei solchen Ladenbesitzern eher die Ausnahme«, sagte ich.
     
    Sie seufzte. »Das Medium, zu dem ich zurzeit gehe, sagt, dass ich in diesem Leben blockiert bin, weil meine Gabe im vorigen missbraucht wurde. Sie sagt, dass ich im nächsten magische Kräfte haben werde.«
     
    Sie setzte auch voraus, dass ich an die Wiedergeburt und Reinkarnationstherapien glaubte, wahrscheinlich auch wegen meines Berufs. Oder Edward-Ted hatte sie nur zum Spaß belogen. Aber ich stellte nicht heraus, dass ich Christin war und nicht an die Wiedergeburt glaubte. Schließlich gibt es mehr Religionen, die daran glauben, als welche, die es nicht tun. Wer bin ich denn, darüber zu streiten?
     
    Die nächste Frage konnte ich mir nicht verkneifen: »Bist du Ted in deinem vorigen Leben schon begegnet?«
     
    »Nein, er ist für mich brandneu. Brenda meint allerdings, dass er eine sehr alte Seele ist.«
     
    »Brenda, dein Medium?«, fragte ich. Sie nickte. »Was die alte Seele angeht, bin ich ganz ihrer Meinung«, sagte ich. Edward warf mir einen Blick zu, den Donna nicht sehen konnte. Es war ein argwöhnischer Blick.
     
    »Dann hast du es auch gespürt, die Art, wie er schwingt. So beschreibt Brenda es. Als ob in ihrem Kopf eine große, schwere Glocke tönt, wenn er in der Nähe ist.«
     
    Wahrscheinlich die Alarmglocke, dachte ich. Laut sagte ich: »Manchmal kann man seine Seele schon in einem Leben sehr schwer machen.«
     
    Sie sah mich ratlos an. Sie war
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