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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
Autoren: F. Paul Wilson
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Welt da draußen, eine abwechslungsreiche, bunte Welt voller Geschichten, Musik, Kunst, Tanz, Ideen über Ethik, Moral, Politik und so viele andere Sachen, die sie verpasst hatte. Das war vollkommen an ihr vorbeigegangen. Aber sie hatte noch genügend Zeit, aufzuholen. Und mit Wills Anleitung würde das auch Spaß machen. Trotzdem war der Gedanke an all die vergeudete Zeit schmerzhaft.
    »Nun, dank deiner Hilfe bin ich sicherlich nicht mehr ganz so unwissend wie vor unserer ersten Begegnung. Können wir damit weitermachen?«
    Sie spürte, wie seine Gesichtszüge unter dem Bart sanfter wurden. »So lange du willst.«
    In diesem Moment bemerkte Lisl jemanden, der unten am Fuß des Hügels stand und winkte. Sie erkannte die stämmige, rundliche Gestalt von Adele Conners.
    »Hallo«, rief sie mit ihrer piepsigen Stimme hoch. »Lisl! Seht her! Ich hab sie gefunden!«
    Sie stapfte den Abhang hoch und klimperte mit einem Schlüsselbund in der Luft.
    »Deine Schlüssel? Das ist gut.«
    Adele war schon seit vielen Jahren Sekretärin an der Fakultät. Lisl hatte sie gestern getroffen, als sie völlig aufgelöst den Verlust ihres Schlüsselbundes beklagte. Adele hatte fast den ganzen Nachmittag erfolglos danach gesucht. Schließlich hatte sie Lisl gebeten, sie nach Hause zu fahren, weil sie ohne ihre Schlüssel ihren eigenen Wagen nicht benutzen konnte.
    Lisl hatte das etwas geärgert. Es war ja nicht so, dass sie Adele den Gefallen nicht tun wollte, aber die Sekretärinnen behandelten sie immer, als wäre sie eine von ihnen. Doch genau das war Lisl nicht.
    Auch wenn sie noch keinen Lehrstuhl hatte, war sie Assistenzprofessorin der mathematischen Fakultät, und manchmal wünschte sie sich, auch so behandelt zu werden. Aber das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Weil sie im Kollegium der Fakultät die einzige Frau war, hatte sie vielleicht ein zu vertrauliches Verhältnis zu den Sekretärinnen gepflegt, als sie ihre Stelle angetreten hatte. Weil sie es nicht gewohnt war, jemandem Anweisungen zu geben, war sie übervorsichtig gewesen, um nicht als hochnäsige Schnepfe dazustehen. Außerdem war es nett gewesen, mit den Mädels zu plaudern – und sie erfuhr alles, was an der Universität vorging, ohne dass sie danach fragen musste.
    Und trotzdem … so nützlich diese Kumpelhaftigkeit auch gewesen war, sie hatte ihren Preis. Es war ihr nicht entgangen, dass die Sekretärinnen jeden anderen Dozenten der Fakultät mit dem ihm zustehenden ›Doktor‹ anredeten, während sie immer nur ›Lisl‹ war. Eine Kleinigkeit, aber es nervte.
    »Wo hast du sie gefunden?«, fragte sie, als Adele oben angekommen war.
    »Direkt hinter dem Polster meines Stuhls. Ist das nicht unglaublich?«
    »Aber du hast doch gesagt, du hättest überall nachgesehen.«
    »Das habe ich ja auch. Wirklich! Aber ich habe etwas vergessen. Ich habe den Herrn nicht um seinen Beistand gebeten!«
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Will mitten in einem Bissen innehielt. Sie stöhnte innerlich auf. Adele war eine wiedergeborene Christin. Sie konnte stundenlange Vorträge über Jesus halten.
    »Das ist toll, Adele«, sagte sie hastig. »Übrigens, das hier ist Will Ryerson.«
    Will und Adele nickten sich zu und sagten »Hallo«, aber Adele war nicht von ihrem Lieblingsthema abzubringen.
    »Aber ich muss dir erzählen, wie der Herr mir zu Hilfe gekommen ist. Nachdem du mich gestern zu Hause abgesetzt hast, habe ich den großen Dwayne und den kleinen Dwayne zu mir geholt, und wir haben dann alle drei bei uns im Wohnzimmer auf dem Fußboden gekniet und den Herrn angefleht, er möge mir bei der Suche nach meinen Schlüsseln helfen. Das haben wir gestern Abend zweimal gemacht und heute Morgen noch einmal, kurz bevor Klein-Dwayne zu seinem Schulbus musste. Und weißt du was?«
    Lisl wartete. Offenbar war das aber keine rhetorische Frage, also gab sie einen Schuss ins Blaue ab.
    »Du hast deine Schlüssel wiedergefunden.«
    »Gelobt sei der Herr, ja! Als der große Dwayne mich heute Morgen hier abgesetzt hat, ging ich an meinen Schreibtisch, setzte mich auf den Stuhl und spürte etwas unter dem Polster. Ich sah nach und, gelobt sei der Herr, da waren sie! Das ist ein kleines Wunder, genau das ist es! Ich weiß nämlich, dass sie gestern nicht da waren. Gott hat sie gefunden und er hat sie da hingelegt, wo ich sie einfach finden musste. Ich weiß, dass er das getan hat. Sind die Wege des Herrn nicht wunderbar?« Sie drehte sich um und machte sich wieder an den Abstieg, wobei sie
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