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Anatomie

Anatomie

Titel: Anatomie
Autoren: Bass jefferson
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die geringste.«
    »Gut.«
    »Der Staatsanwalt spricht auch von einer Verfahrensabsprache mit Mrs. Kitchings«, fügte er hinzu. »Ich schätze, sie bekommt am Ende nur zwei Jahre für Körperverletzung mit Todesfolge. Es scheint ihr völlig egal zu sein, wie ihre Strafe lautet. Sie hat nichts und niemanden mehr, zu dem sie nach Hause zurückkehren kann, wenn sie wieder rauskommt.«
    Ich nickte. »Das kommt in etwa hin. Ich schätze, Williams verdient das, was ehemalige Gesetzeshüter im Gefängnis zu erwarten haben, aber Mrs. Kitchings hat schon so viel gelitten, wie ein Mensch überhaupt ertragen kann.«
    Er stimmte mir zu. »Da ist noch etwas, was Sie wissen müssen. Ich weiß es sehr zu schätzen, was Sie für uns da oben getan haben, besonders für mich.«
    Ich hielt eine Hand hoch. »Ist doch nicht der Rede wert. Mir war der Gedanke unerträglich, dass Kitchings Ihnen den Mord an Leena in die Schuhe schieben oder dass Williams Ihnen Orbins Tod anhängen wollte.«
    »Sie haben mir auf mehr als eine Weise den Hals gerettet«, sagte er. »Aber ich danke Ihnen nicht nur dafür, dass Sie mich vor dem Gefängnis bewahrt haben. Mir war nicht klar gewesen, wie viel emotionales Schrapnell ich mit mir herumgeschleppt habe, seit ich Leena verlor. Es tut immer noch weh – zum Teufel, es fühlt sich so an, als wäre schon wieder jemand auf meinem Herz herumgetrampelt –, aber ich denke, diesmal kann es früher oder später heilen.« Er wischte sich die Augen. »Ich habe nie aufgehört, dieses Mädchen zu lieben, Doc; und der Gedanke, dass sie einfach aufgehört hat, mich zu lieben, hätte mich fast umgebracht. Jetzt denke ich, dass das doch nicht so war.«
    »Als sie starb, trug sie Ihren Namen um den Hals, Jim. Ich würde das als ziemlich überzeugenden Beweis bezeichnen.« Wie seltsam, aus meinem Mund ein Zitat von dem Fiesen zu hören.
    Er holte tief Luft und atmete seufzend wieder aus. »Ich werde immer darum trauern, was ihr widerfahren ist und dass ich sie nicht davor beschützen konnte. Aber jetzt kenne ich wenigstens die Wahrheit.«
    »Und die Wahrheit kann Sie frei machen«, beendete ich den Gedanken. »Wenn Sie es zulassen.«
    »Das werde ich, glaube ich.« Er sah mich eindringlich an. »Und Sie?«
    Ich holte Luft. »Ich gebe mir Mühe.«
    Er nickte. »Gut. Auch Sie verdienen, Frieden zu finden.«
    »Danke«, sagte ich. »Im Großen und Ganzen habe ich das jetzt wohl. Außer wenn ich über die Schulter blicke und nach einem rachsüchtigen Medical Examiner Ausschau halte. Ich hoffe, wir können in Verbindung bleiben. Vielleicht können wir uns gegenseitig über unsere Fortschritte auf dem Laufenden halten. Unser eigenes Zwölf-Schritte-Programm für Trauersüchtige sozusagen.«
    »Wir können es versuchen«, sagte er, »aber die Treffen müssen wir wohl eine Weile am Telefon abhalten. Ich und Chief Deputy Waylon hier haben einige Schurken zur Strecke zu bringen, die Hahnenkämpfe veranstalten, Pot anbauen und Meth kochen, was, Waylon?«
    Waylon runzelte die Stirn. »Das mit den Hahnenkämpfen ist nicht ganz so eilig. Vielleicht will die Kriminalpolizei dort weiter verdeckt ermitteln.« O’Conner schnaubte, doch Waylon wirkte unbeirrt. »Doc, Cousin Vern lässt Sie grüßen. Wollte, dass Sie wissen, dass er auf eine neue Feldfrucht wechselt und jetzt auf Jims Feldern Sang anbaut statt Gras. Der Sang wächst lange nicht so schnell, aber es ist ein bisschen sicherer.« Auch ich fühlte mich sicherer in dem Wissen, dass Waylon die Ginseng-Farm nicht mit Fallen schützen musste.
    »Vernon hat ein Händchen für den Anbau«, sagte O’Conner. »Ich glaube, der schwarze Ginseng aus Cooke County wird im nächsten Herbst drüben in China mächtig für Aufsehen sorgen.«
    Waylon zappelte in seiner Uniform herum. »Und Verns Jungen geht es richtig gut, seit Sie ihn dazu überredet haben, den Arzt in dem Kinderkrankenhaus aufzusuchen.« Ich nickte, froh, dass das, was ich für Leukämie gehalten hatte, sich nur als Salmonellenvergiftung mit Nierenentzündung herausgestellt hatte. »Oh! Und er hat ihm auch einen neuen Welpen besorgt – wieder einen Redbone Coonhound. Süßer kleiner Kerl – hat sie Duchess genannt, in Erinnerung an Duke.«
    Ich lächelte. »Grüßen Sie Cousin Vern herzlich von mir«, sagte ich, »wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Waylon nickte und schlug mir auf die Schulter, womit er mich beinahe zu Boden gestreckt hätte. »Zum Teufel, sicher macht mir das nichts aus.«
    O’Conner begegnete Waylons
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