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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition)
Autoren: Kerstin Mitterer
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Simpel. Prägnant. Unvergesslich.
    „Ja, Marius“
    Er lächelte, als er das hörte. „Übst du schon?“, fragte er grinsend.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich entscheide mich dann spontan… Multiple-Choice-Fragen sind absolut nicht mein Ding“
    Jetzt lachte er. „Ja, genau so siehst du aus“, sagte er.
    Ich nickte.
    „Wovor hast du eigentlich Angst?“, fragte er mich.
    Ich überlegte .
    Ich überlegte gut.
    „Davor, dass ich es bereuen könnte“
    „Bist du glücklich mit mir?“, fragte er jetzt.
    Ich nickte.
    „Du solltest keine Momente bereuen, in denen du glücklich warst, Anastasya“, belehrte er mich.
    Ich nickte. Ja, in solchen Momenten merkte man ihm an, wie erfahren und klug er war.
    Und Ja, nur wenige Tage und 96 Stunden vergingen…. Dann war es so weit…
 
                 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    -16-
                 
     
     
     
     
    Ich will frei sein. Genauer gesagt: Jung, wild und frei. Wir alle wollen das, aber was bedeutet es? Bedeutet es, alles tun zu dürfen, was man will? Kann ich das überhaupt? Ich kann die ganze Welt umreisen, ewig leben, muss nicht schlafen, muss nicht rasten, werde nie krank, egal was ich tue. Ich kann durch den Regen rennen, ohne auszurutschen, von Häusern springen, ohne auch nur den geringsten Kratzer zu erleiden….. Ich kann mich tättowieren lassen, so oft shoppen gehen, wie ich will, und ich kann rauchen und mich bis aufs Ärgste betrinken, ohne mir meine Leber zu zerstören.. Ist das Freiheit?
    Oder ist man freier, wenn man fliegen kann?  Ich würde gerne einmal über einem Abgrund stehen und springen, den Fall genießen, ohne unten aufzuschlagen.
    Wenn ich im Sommer im Gras sitze und irgendwelche Vögel zeichne, beneide ich sie darum, wie frei sie sind. Sie haben keine Verpflichtungen, niemanden um den sie sich Sorgen machen müssen. Alles, was für sie zählt ist das, was auch für mich wichtig sein sollte: leben. Deswegen tue ich das, was ich tue. Ich verausgabe mich die ganze Nacht, nur um am nächsten Tag zu nichts zu gebrauchen zu sein, schlafe nie, weil ich ja nicht kann, bin zu viel unterwegs und ernähre mich in unregelmäßigen Abständen, bin zu den meisten Leuten nicht nett und schaffe es kaum noch, zur Ruhe zu kommen. Aber all diese Dinge, die ich tue, mit denen ich mich beschäftige, sehe ich nicht als Freiheit. Manche sind zwar schöne Dinge, trotzdem ist es, irgendwie eine Pflicht, diese Dinge zu tun. Ich empfinde es als notwendig, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin  und nach dem Duschen zur Ruhe komme, trotzdem noch jagen zu gehen, auch wenn ich zwei Tage zuvor erst war. Manchmal treibt mich die pure Jagdlust. Es ist absolut faszinierend, von den Instinkten getrieben durch den nahen Wald zu streifen.
    Diese Momente sind absolut unglaublich. Ich lasse mich durch nichts ablenken, mein einziger Gedanke: Mensch . Es dauert meistens nicht lang, bis ich fündig werde. Und ehe der Mensch verstehen kann, was ihm wiederfährt, ist es schon um ihn geschehen.
    Was gehört noch zum frei sein… Fehler machen? Wir sollen tun, was wir wollen und unser Leben genießen, ernst ist es nur, wenn wir alles ernst nehmen. Ja, wenn es doch nur so einfach wäre. Irgendwann werden wir alt sein – zwar nicht alt aussehen, aber um einiges älter sein als im Moment – und an die Zeit zurück denken, die wir damit verbracht haben, uns zu fragen, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Wir werden uns wünschen, manche Dinge getan zu haben, die wir uns nicht getraut haben. Und wir werden  an manche Dinge zurückdenken und uns wünschen, uns dagegen entschieden zu haben.
Doch warum? Warum bereuen wir Momente, in denen wir glücklich waren? Warum ist es uns so wichtig, was andere über das denken, was wir tun? Mir ist es nicht mehr wichtig. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem es mir egal sein kann. Und das ist es auch.
    Ich habe so viel gesehen, so viel erlebt, ich weiß so viel, aber im Grunde nichts.
    Der Mittelweg ist die Lösung. Ich gebe mein Bestes, hin und wieder ein paar Regeln zu brechen und das zu tun, was mir Spaß macht, aber es ist wirklich nicht einfach. Mein Hunger, meine baldigen  royalen Verantwortungen, und mein baldiger Ehemann – durch den Zweiteres ausgelöst wird – lassen mir kaum Zeit, einmal einen Moment lang nur herumzustehen und den Sonnenuntergang zu genießen. Geht die Sonne überhaupt noch unter? Ich weiß es nicht…
    Das
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