Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
meine Frau kaufte.«
    »Banal wie Zahnschmerzen«, kommentierte Nastja. »Wie ging es weiter?«
    »Wie gewöhnlich. Ich lud sie zum Mittagessen ein, am nächsten Tag zum Abendessen . . .«
    »Und am dritten Tag habt ihr bereits zusammen gefrühstückt. Hast du sie von Anfang an mitgenommen zu deinen Freunden?«
    »Nein, erst nach zwei, drei Wochen.«
    »Und warum nicht gleich?« erkundigte sich Nastja, während sie das Gas unter dem Wasserkessel abstellte und eine Kaffeedose öffnete.
    »Ich habe erst einmal abgewartet, um sicher zu sein, daß es nach zwei, drei Wochen nicht schon wieder aus ist. Ich mag es nicht, wenn man von mir als einem redet, der von seiner Puppe sitzengelassen wurde.«
    »Ist sie denn eine Puppe?« wollte Nastja wissen, während sie eine Packung Kekse mit dem Messer aufschnitt. Hinter der Wand, aus dem Nebenzimmer, wurde das summende Geräusch des Druckers hörbar. Ljoscha saß am Computer und arbeitete, während sie ihre Zeit mit irgendwelchen Hirngespinsten verplemperte. Er mochte es also nicht, wenn er von seiner Puppe sitzengelassen wurde, hört, hört. Wer sich nicht mit Puppen einließ, der wurde auch nicht sitzengelassen.
    »Dascha ist sehr schön«, sagte er, ungerührt von Nastjas sarkastischem Tonfall.
    »Laß uns die Daten konkretisieren. Wann genau habt ihr euch kennengelernt?«
    »Ende August.«
    »Genauer weißt du es nicht?«
    »Meine Frau hat am dreiundzwanzigsten Geburtstag. Es muß demnach so um den neunzehnten oder zwanzigsten herum gewesen sein.«
    »Wann hast du sie zum ersten Mal zu Freunden mitgenommen?«
    »Etwa Mitte September.«
    »›Etwa‹ genügt mir nicht. Ich muß es genau wissen. Und warum hast du sie überhaupt mitgenommen zu deinen Freunden?«
    »Eines Tages, als wir uns trafen, stellte sich heraus, daß die Wohnung, mit der ich gerechnet hatte, nicht zur Verfügung stand. Ich wußte nicht, wohin mit ihr, rief einen Freund an und lud uns zum Kaffee ein.«
    »Und der Freund hat sich als diskret erwiesen?«
    »Natürlich.«
    Sascha wurde nicht im geringsten verlegen. Er benahm sich in etwa so wie bei einem Arztgespräch, bei dem es keine peinlichen oder unanständigen Dinge gibt.
    »Habt ihr während des Kaffeetrinkens den Fernseher angestellt?«
    »Ja, der Fernseher stand in der Küche.«
    »Und was wurde gezeigt?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Irgendein Film, glaube ich.«
    »Was für ein Film?« bohrte Nastja weiter. Sie wußte selbst nicht, warum sie plötzlich diese Pedanterie an den Tag legte. Bis jetzt sah sie keinerlei Straftatbestand, aber etwas zwang sie, sich sogar mit so einem Firlefanz wie den Liebesangelegenheiten ihres Halbbruders ernsthaft auseinanderzusetzen.
    »Ich erinnere mich nicht.« Sascha zuckte mit den Schultern. »Wir haben den Film ja nicht von Anfang an gesehen, und eigentlich haben wir überhaupt nicht hingeschaut, sondern uns unterhalten.«
    »Versuche, dich wenigstens an irgend etwas zu erinnern, an einen Schauspieler oder an eine andere Einzelheit.«
    »Ich glaube, Belmondo hat mitgespielt«, sagte Sascha unsicher, »etwas in der Art einer Kriminalkomödie.«
    »Alles klar. Einen Moment.«
    Nastja ging hinaus in den Flur, holte von der Zwischendecke einen Stapel Zeitungen herunter und brachte ihn in die Küche.
    »Hier«, sagte sie, warf die Zeitungen auf den Tisch und ließ sich wieder auf den Hocker fallen. »Such die Seiten mit den Fernsehprogrammen für September.«
    Nach etwa einer Viertelstunde hatten sie herausgefunden, daß der Besuch in der Wohnung des Freundes am 14. September stattgefunden hatte.
    »Das hätten wir. Und was passierte danach?« fragte Nastja etwas erschöpft und zunehmend gelangweilt von der Erfüllung ihrer schwesterlichen Pflicht.
    »Danach besuchten wir noch mehrmals andere Freunde. Und bei ihnen begannen kurz darauf die Unannehmlichkeiten.«
    »Welche Unannehmlichkeiten?«
    »Diebstahl«, antwortete Sascha leise und sah zur Seite.
    »Etwas konkreter bitte.« In Nastja erwachte für einen Moment der Jagdinstinkt.
    »Als einer von ihnen eines Tages von der Arbeit nach Hause kam, war die Tür aufgebrochen.«
    »Und was war verschwunden?«
    »Im Grunde gar nichts.«
    »Gar nichts? Was soll das heißen?« fragte Nastja überrascht.
    »Nur die Papiere. Aber die fand mein Freund am nächsten Tag im Briefkasten wieder.«
    »Habt ihr die Miliz gerufen?«
    »Nein, wozu? Es war ja nichts gestohlen worden. Nur die Tür war beschädigt. Und mit der Miliz bekommt man bekanntlich nur Ärger. Verzeih!« Sascha fiel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher