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Analog 3

Analog 3

Titel: Analog 3
Autoren: H. J. Alpers
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Schlachthaus.
    „Die Panthereinheit ist tot“, erklärte er dumpf.
    „Was meinen Sie mit tot?“
    Er machte eine Handbewegung und ließ sich müde in einem Sessel nieder. „Nur wir fünf und drei bis vier andere schafften es, sich ins Lager zu retten. Die übrigen sind … dort draußen.“ Er deutete mit dem Daumen auf den Hang.
    „Yamada?“
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich wandte mich Noriko zu. Sie schenkte mir ein blasses Spottbild ihres alten Grinsens.
    „Haben Sie es gesehen?“ fragte ich sie.
    Sie nickte kurz und sagte dann überlegt: „Haben Sie je gesehen, wie jemand in einem Kraftwerk in die Stromschiene geraten ist? Ich schon. Das da war schlimmer. Viel schlimmer.“ Sie starrte auf den Boden zwischen ihren Füßen hinunter. Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, sah sie verletzlich aus.
    Shagata erholte sich. Er blickte mich mit gequälten Augen an.
    „Was ist passiert, Kirst? Wissen Sie es?“
    „Ich kann es mir denken“, sagte ich. „Als Cirlos angegriffen wurde, ließ er die Symbionten auf uns los.“
    Sie dachten darüber nach, dann sagte Noriko: „Vielleicht hat sie der Atomsprengsatz aufgescheucht.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nichts geschah, solange Cirlos nicht getroffen wurde. Denken Sie zurück.“
    Shagata wollte sprechen, dann flackerte sein Blick an mir vorbei und kam auf einer kleinen koboldartigen Gestalt zu ruhen, die vergeblich an Cirlos’ gesundem Arm zerrte.
    „Wie ist er hereingekommen?“ Seine Stimme zitterte vor Zorn. Er sprang vom Sessel auf und machte einen langen Schritt nach vorn.
    Bei seiner Annäherung kauerte sich der kleine Verdeaner zusammen, verließ aber den Sachem nicht.
    „Oberst!“ Ich machte einen Schritt und trat dazwischen.
    „Er behauptet, er möchte helfen“, sagte Noriko aus ihrem Sessel. Ihre Augen folgten den kleinen grünen Fingern. „Er möchte hierbleiben. Bei Cirlos.“
    „Wie ist er hereingekommen?“ wollte Shagata neuerlich wissen. Seine Brauen sanken schwer über die Augen herab.
    „Er kam durch die Blase“, sagte Noriko kurz. „Er heißt Morge. Ich kenne ihn, Oberst. Er versteht englisch.“
    „Dann fragen Sie ihn, was mit meinen Männern, meiner Einheit passiert ist.“
    Finger blitzten. „Symbionten“, übersetzte Noriko im Nu.
    Wie ein Blitz flackerte Zorn über Shagatas Gesicht.
    „Cirlos! Der Gauner verdient, was ihm zugestoßen ist!“
    Ich hielt eine Hand empor. Auch ich hatte die Signale des Verdeaners gesehen, und ich hatte … etwas … gesehen, das Noriko entgangen war.
    „Morge.“
    Der Verdeaner wandte den Kopf. Er stand gebrochen bei der Schulter des Sachem. An der Art, wie seine Backen einfielen und sich wieder aufbliesen, vermutete ich, daß er trauerte, obgleich ich mir dessen nicht sicher sein konnte.
    „Morge, wie leitet der Sachem die Symbionten?“
    Die Finger bewegten sich. „Pan, ich kann das Vertrauen meines Sachem nicht enttäuschen und das verraten.“ Das kleine Gesicht drückte eine Bitte aus.
    „Ich weiß“, sagte ich. „Und es tut mir leid, daß ich fragen muß. Aber es ist die einzige Chance, die wir haben. Und es ist auch die einzige Chance, die der Sachem hat.“
    Er dachte darüber einige Sekunden nach. Dann bewegten sich seine Finger neuerlich, und ich hörte hinter mir Noriko plötzlich nach Luft schnappen.
    Shagata blickte von einem von uns zum anderen, und seine Augen blitzten vor Wut.
    „Nun, was ist?“
    „Ich habe mich in bezug auf die Symbionten geirrt“, erklärte ich sauer. „Total geirrt. Ich dachte, sie wären domestiziert, Partner der Verdeaner. Das kam der Sache nicht einmal nahe.“
    „Sie meinen, sie sind keine Partner?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Sie sind Haie oder so etwas Ähnliches. Sie folgen den Verdeanern ständig und lauern ihnen auf.“
    Shagata sah verwirrt drein.
    „Sie fürchten sich vor dem Sachem“, sagte ich zu ihm, und in meinem Mund war der bittere Geschmack einer Anklage. Shagata spürte es und erwiderte nichts.
    „Sperren Sie einen Delphin mit einem Hai in einem Tank zusammen, und er wird in Minutenschnelle getötet“, sagte ich. „Die Symbionten wagten es nicht anzugreifen, solange Cirlos in der Nähe war.“
    Noriko erhob sich und blickte auf die Anzeigen. Cirlos hielt durch, aber nur mit Mühe und Not.
    Shagata kämpfte damit. „Und als er dort draußen … zusammenfiel?“
    „Freßgier“, warf Noriko ernst ein. Sie setzte sich in ihrem Sessel zurück.
    Wir drei starrten über die rund drei Meter, die uns trennten, hinweg, und
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