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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses
Autoren: Elizabeth Peters
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Liebe verwirren mich sehr stark. Ihr macht soviel Gerede um eine solch simple Sache!«
    »Die sich eigentlich gar nicht beschreiben läßt«, sagte Ramses und betrachtete abwesend die Katze, die sich mittlerweile auf seinen Bauch gelegt hatte. »Man muß sie erfahren. Wie einen Vollrausch.«
    »Vielleicht möchtest du lieber nicht darüber reden?«
    »Warum nicht? Dies hier ist die Nacht meiner Offenbarung, also kann ich die Sache ebensogut zu Ende führen. Nefret hatte recht, verflucht; es schafft Erleichterung, wenn man sich einem Freund mitteilt, aber über diese Sache konnte ich nicht mit ihr sprechen.«
    David gab ein aufmunterndes Geräusch von sich. Ramses versuchte, sich aufzusetzen, aber Sekhmet rührte sich nicht von der Stelle. »Verflucht«, sagte er. »Nun, laß mich nachdenken, wie ich es erklären soll. Nimm beispielsweise meine Mutter. Würdest du sie als schön bezeichnen?«
    »Nun …«
    »Nein, David. Sie ist eine ansehnliche Frau, und sie hat viele bewundernswerte Eigenschaften. Aber für meinen Vater ist sie schlicht und einfach die schönste, begehrenswerteste, intelligenteste, heiterste, aufregendste, unwiderstehlichste, wundervollste Frau auf der ganzen Welt. Er liebt sie wegen dieser Charakterzüge, aber auch wegen der, die ihn zur Verzweiflung bringen; und genauso empfinde ich für Nefret. Sie hat einige Eigenschaften, die einen in den Wahnsinn treiben, weißt du.«
    »Aber sie ist schön«, sagte David fasziniert.
    »Ja. Aber das ist nicht der Grund, warum ich … ich gesagt habe, daß es mir unmöglich war, es zu erklären.«
    »Also gut«, sagte David im Tonfall eines Mannes, der sich mit verbundenen Augen im tiefsten Nebel durch ein Labyrinth vortastet. »Du hast dieses – Gefühl. Warum ist das so schwierig? Du willst sie, warum solltest du sie nicht bekommen? Deine Eltern wären erfreut, glaube ich, und sie hat dich sehr, sehr gern …«
    Ramses stöhnte. »Würde dich ein Stück trockenes Brot zufriedenstellen, wenn du am Verhungern wärest?«
    »Es wäre besser als gar nichts. Oh«, sagte David. »Eine dichterische Metapher, nicht wahr?«
    »Allerdings keine besonders gute. Ich weiß, daß sie mich gern hat. Sie hat auch dich gern und Mutter und Vater und die verfluchten Katzen!« Unbewußt hatte er angefangen, Sekhmet zu streicheln, die immerhin so vernünftig war, ihn nicht mit ihren Klauen zu malträtieren. »Glaubst du, daß ich damit zufrieden wäre? Sie darf nicht wissen, welche Gefühle ich für sie empfinde, David, nicht solange … bis ich beweisen kann, daß ich ihrer würdig bin und sie das gleiche für mich empfindet. Eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe ist das! Was meine Eltern angeht, so wird es noch Jahre dauern, bis sie mich für alt genug halten, um heiraten zu können.«
    »Wie alt mußt du denn sein?« fragte David.
    Ramses stöhnte erneut und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen. »Mein Vater war fast dreißig. Und Onkel Walter war sechsundzwanzig. Mr. Petrie hatte die vierzig überschritten!«
    Die methodische Abhandlung wäre vielleicht lustig gewesen, wenn er nicht so tragisch ernst geklungen hätte. David fand das ebenfalls entmutigend. Für einen Achtzehnjährigen klingt dreißig uralt.
    »Deine Gefühle ändern sich vielleicht noch«, lenkte er ein.
    »Ich wünschte, daß ich das glauben könnte.«
    David wußte nicht recht, was er darauf erwidern sollte. »Ich muß sagen, daß sich das verflucht unangenehm anhört«, meinte er schließlich.
    Ramses lachte gequält und setzte sich mit der Katze im Arm auf. »Das Schwierigste daran ist, daß ich meine Gefühle verbergen muß. Sie ist so süß und so liebevoll, und wenn sie mich berührt, dann bin ich … Zum Teufel damit, ich kann mich glücklich schätzen. Ich muß mich vielleicht nur noch zehn oder elf Jahre beherrschen und nicht fünfzehn oder sogar zwanzig. Was soll ich nur mit dieser verdammten Katze anfangen?«
    »Laß sie bei dir bleiben«, sagte David. »Du solltest sie nicht verstoßen, nur weil sie nicht Bastet ist. Sie kann nichts dafür.«
    »Du bist ein richtiger Philosoph, David. Warum sagst du nicht gleich, daß ich Sympathien für ein Geschöpf empfinden sollte, das ebenfalls die Qualen unerwiderter Liebe ertragen muß?« In sanfterem Tonfall fügte er hinzu: »Danke, mein Bruder. Es hat mir wirklich geholfen, über sie zu sprechen.«
    »Wann immer du willst«, sagte David. »Auch wenn ich nichts davon verstehe.«
    Sie umarmten sich wie zwei Araber, und Ramses klopfte seinem Freund in
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