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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod
Autoren: Elizabeth Peters
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waren ebenfalls angeheuert.«
    »Oh, mein Gott«, flüsterte ich fassungslos. »Cyrus – Emerson – ich bitte mir zu verzeihen, aber ich kann jetzt keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Vielleicht sollten wir uns richtig ausschlafen und alles übrige morgen erörtern.«
    Cyrus war zu sehr Gentleman (auf seine rauhbeinige amerikanische Art), um sich einer solchen Bitte zu verschließen. Er versicherte, daß die Diener unsere Zimmer vorbereitet hätten, und begleitete mich zur Tür. »Zweifellos war es für uns alle ein anstrengender Tag«, sagte er. »Mrs. Amelia, meine Liebe – ich hoffe, Sie glauben mir, daß ich Ihnen ebensogern zu Diensten gestanden hätte, wie dieser verfluchte Schuft es anscheinend getan hat. Was mich daran erinnert, daß …«
    »Genau das machte seine Maskerade so überzeugend, Cyrus«, sagte ich. »Er hat sich so verhalten, wie Sie es getan hätten. Mein lieber alter Freund, dieser Tag hat ein glückliches Ende genommen. Ich bin so froh, so unsagbar froh, daß sich die Berichte über Ihren Tod als völlig haltlos erwiesen haben.«
    Wie ich gehofft hatte, versetzte ihn mein kleiner Scherz in andere Stimmung; er kicherte.
    »Gute Arbeit, Peabody«, sagte Emerson, als wir Arm in Arm die Treppe hinaufstiegen. »Aber du hast das Unvermeidliche bloß hinausgeschoben. Bis morgen früh sollten wir uns lieber eine gute Erklärung ausdenken, warum sich Sethos so ausgiebig mit uns beschäftigt hat.«
    »Ich bin mir selbst nicht sicher, ob ich seine Beweggründe völlig verstehe«, gab ich zu.
    »Dann bis du entweder dumm, was ich nicht glaube, oder unehrlich, was genauso unwahrscheinlich ist«, sagte Emerson kühl. »Möchtest du, daß ich sie dir erkläre?«
    »Emerson, wenn du vorgibst, du hättest schon immer gewußt, daß dieser Mann nicht Cyrus Vandergelt war, wäre ich … müßte ich womöglich …«
    Ich beendete den Satz nicht. Emerson hatte die Tür unseres Zimmers hinter uns geschlossen. Er nahm mich in die Arme und preßte mich an sich. Es war ein heiliger Augenblick – und wir bestätigten einander wortlos, aber inbrünstig das Versprechen, das wir uns an jenem glückseligen Tag gegeben hatten – dem Tag, als wir eins geworden waren.
    Einer der herausragenden Momente im Leben einer Frau ist sicherlich der, wenn sie von den Lippen ihres geliebten Mannes, ohne ihn zu drängen oder ihm zu soufflieren, genau die Worte vernimmt, nach denen sie sich heimlich sehnt. (Außerdem ist es, wie ich glaube, ein sehr seltenes Ereignis.)
    »Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt«, sagte Emerson, wobei mein Haar seine Stimme dämpfte. »Noch bevor ich mein Gedächtnis wiederfand. Als du mit gezückter Pistole durch die Decke herabgefallen kamst, wußte ich, daß du die einzige Frau für mich bist – denn selbst in Hosen, mein Liebling, bist du eindeutig weiblichen Geschlechts. Diese ganze Zeit über, als ich wie im Nebel umherwanderte und etwas suchte, wonach ich mich verzweifelt sehnte …«
    »Aber du wußtest nicht, was es war«, flüsterte ich zärtlich.
    Emerson hielt mich eine Armlänge von sich und blickte mich finster an. »Wofür hältst du mich, für einen mondsüchtigen Pennäler? Natürlich wußte ich, wonach ich suchte. Bloß schien es keinen einfachen oder ehrenhaften Weg zu geben, um es zu bekommen. Denn nach meinem damaligen Wissensstand hätte ich genausogut eine langweilige, konventionelle Ehefrau mit einem Dutzend konventioneller Kinder haben können. Und du hast dich sicherlich nicht wie eine konventionelle Ehefrau verhalten.
    Warum zum Teufel hast du mir nicht die Wahrheit gesagt? Eine solche Zurückhaltung ist gar nicht deine Art, Peabody.«
    »Das ging auf Dr. Schadenfreude zurück«, sagte ich.
    »Er bestand darauf …«
    Nachdem ich alles erklärt hatte, nickte Emerson. »Ja, ich verstehe. Das vervollständigt das Mosaik, glaube ich.
    Soll ich dir sagen, wie ich mir die Geschichte zusammenreime?«
    *
    »Um die Frage zu beantworten, die du vorhin gestellt hast – nein, ich wußte nicht, wer zum Teufel Vandergelt war. Ich wußte nicht, wer zum Teufel überhaupt jemand war! Als mein Gedächtnis zurückkehrte, hat es nicht einmal meinen Argwohn geweckt, daß er seit unserer letzten Begegnung anscheinend jünger geworden war, anstatt älter. Ich habe nicht an ihm gezweifelt, weil alle anderen, einschließlich dir, ihn für Vandergelt hielten.
    Damals hatte ich ihn nicht in Verdacht. Aber schon lange zuvor, als wir noch in Kairo waren, hatte ich mich gefragt, ob uns
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