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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag
Autoren: Elizabeth Peters
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beteiligt gewesen; und sobald Ramses an irgend etwas beteiligt war, zog ich es vor, von den Einzelheiten verschont zu bleiben.
    Da Emerson meine besondere Leidenschaft für Pyramiden kennt, war er kindlich erfreut über die Zusage gewesen. Er hatte mir sogar eine eigene Pyramide zu Forschungszwecken überlassen – eine jener kleinen, untergeordneten Grabstätten, die, wie von einigen vermutet wird, den Begräbnissen der Pharaonengattinnen dienten.
    Obwohl ich die modrigen, nach Fledermauskot stinkenden Gänge dieses winzigen Monumentes mit dem größten Vergnügen durchkämmt hatte, hatte ich außer einer leeren Grabkammer und einigen Tonscherben absolut nichts entdeckt. Unsere Bemühungen, die Ursache für die plötzlich aufziehenden, unerklärlichen Winde herauszufinden, die gelegentlich durch die Gänge der Winkelpyramide stoben, hatten sich als erfolglos erwiesen. Falls es verborgene Öffnungen und unentdeckte Gänge gab, so hatten wir sie jedenfalls nicht gefunden. Selbst die Schwarze Pyramide, in deren abgesunkener Grabkammer wir einst gefangengehalten worden waren, entpuppte sich als Enttäuschung. Aufgrund des ungewöhnlich hohen Wasserspiegels des Nils waren die unteren Durchgänge überflutet, und Emerson war nicht in der Lage, die hydraulische Pumpe einzusetzen, auf die er seine ganze Hoffnung gesetzt hatte.
    Werter Leser, ich will Ihnen ein kleines Geheimnis über Archäologen anvertrauen. Sie alle geben ihre hohe Gesinnung vor. Sie behaupten, daß ihr einziges Ausgrabungsziel darin besteht, die Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und sie menschlichem Wissen zugänglich zu machen. Sie lügen. In Wirklichkeit streben sie nach einer spektakulären Entdeckung, um ihren Namen in den Zeitungen zu sehen und damit den Haß und die Mißgunst ihrer Rivalen zu schüren. In Dahschur hatte sich M. de Morgan den Traum erfüllt, die Juwelen einer Prinzessin des Mittleren Reiches zu entdecken (wie ihm das gelang, weigerte ich mich zu fragen). Der Glanz des Goldes und der kostbaren Steine üben einen magischen Zauber aus; de Morgans Fund (ich werde mich weiterhin weigern, ihn jemals zu fragen, wie ihm dieser gelungen ist!) bescherte ihm den angestrebten Ruhm sowie einen erschöpfenden Artikel und ein reizendes Foto in der Illustrated London News.
    Einer dieser sogenannten Wissenschaftler, der unbedingt seinen Namen abgedruckt sehen wollte, war Mr. Wallis Budge, der Verwalter des Britischen Museums, dem besagte Einrichtung einige ihrer schönsten Ausstellungsstücke zu verdanken hatte. Jeder wußte, daß sich Budge einen Namen gemacht hatte, nicht wegen seiner Exkavationen, sondern aufgrund seiner illegalen Transaktion von Antiquitäten, die er, jeglichem Exportverbot zum Trotz, ausgeführt hatte. Emerson hätte einen Teufel getan, Budges Beispiel nachzueifern, doch eine Stele, wie die von seinem Erzrivalen Petrie im Jahr zuvor gefundene, hätte auch ihm gut zu Gesicht gestanden. Die Welt der biblischen Wissenschaften war aus den Fugen geraten, denn diese antike Grabsäule verzeichnete hinsichtlich der ägyptischen Geschichtsschreibung den ersten und bis dahin einzigen Hinweis auf den Terminus »Israel«. Eine wahre Errungenschaft für die Fachwelt, und für eine vergleichbare Trophäe hätte mein geliebter Emerson seine Seele dem Teufel verkauft (an den er ohnehin nicht glaubte). Der umtriebige Petrie gehörte zu den wenigen Ägyptologen, die Emerson, wenn auch zähneknirschend, respektierte, und ich bin sicher, daß Petrie ähnlich empfand. Diese beiderseitige Hochachtung war vermutlich der Grund für ihre erbarmungslose Rivalität – auch wenn beide eher gestorben wären, als ihren gegenseitigen Neid einzugestehen.
    Als Mann durfte Emerson dieses vollkommen natürliche und nachvollziehbare Bestreben nicht zugeben. Deshalb versuchte er, mich für seine Frustration verantwortlich zu machen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß ein kleines kriminalistisches Zwischenspiel unsere Exkavationen zeitweilig unterbrach, aber diese Dinge waren Emerson keineswegs fremd; derartiges passierte in fast jeder Ausgrabungssaison, und trotz seiner heftigen Beschwerden genoß er unsere kriminalistischen Aktivitäten ebensosehr wie ich.
    Sein letztes Manöver hatte allerdings unter ungewöhnlichen Vorzeichen gestanden. Wie bereits zuvor war unser Widersacher erneut der geheimnisvolle Meisterverbrecher gewesen, der uns lediglich unter dem Decknamen Sethos bekannt war. Obwohl wir dessen gräßliche Pläne durchkreuzt hatten, war
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