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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)
Autoren: Claire McGowan
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gehen. Wenn es Stunk gab, hielt sie sich lieber raus. Das war klüger, wenn sie Ruby jemals wiederkriegen wollte.
    Charlotte
    Als sie in Belsize Park die U-Bahn nahmen, hatte die Droge eindeutig zu wirken begonnen. Charlotte kicherte, klammerte sich an die gelbe Haltestange und wackelte in den Louboutin-Schuhen, die Dan ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Die Absätze waren so hoch, dass es ein Glück war, dass sie ihre Füße nicht mehr spürte. »Es wirkt«, sagte sie viel zu laut. »Jetzt versteh ich, warum die Leute das nehmen.«
    »Pscht, du Kokserin«, sagte Dan, strich ihr das Metallic-Rouge von der Wange und küsste sie leidenschaftlich. Ihr wurde schwindelig, als sie seine starken Muskeln spürte. Wann hatte er sie das letzte Mal so geküsst? Alle sahen sie an. Der Waggon war voller Leute auf dem Heimweg von der Arbeit, mit vor Erschöpfung ganz mürbem Blick, so wie Dan freitagabends meist auch aussah. Das Kokain, die zuvor ausgestandene Angst, der unerwartete Abend außer Haus – das legte einen Glanz auf alles und verwandelte die dahinrumpelnde, mit Gratis-Zeitungen vollgemüllte U-Bahn in etwas Magisches.
    Im Kingston Town Club angelangt, spürte Charlotte die Wirkung noch stärker. Es hatte sich schleichend wie ein feiner Nebel über ihr Bewusstsein gelegt. In einem Moment fühlte man sich noch ganz normal und fragte sich, was das ganze Gerede sollte, und dann plötzlich – wow! – arbeitete das Gehirn mit Lichtgeschwindigkeit, und man sprach laut und schnell und fühlte sich, als könne man buchstäblich Bäume ausreißen. Warpgeschwindigkeit, dachte sie und streckte die Hand nach Dan aus, doch obwohl er in ihrer Nähe tanzte, sorgte die Droge dafür, dass man alleine durch den Nebel geisterte. Die Musik war laut, dominiert von hämmernden Steeldrums, und Charlotte dachte an die Flitterwochen, in die sie bald fliegen würden, an den warmen Sand unter ihren Füßen und daran, wie sie Dan durch die Dunkelheit des Meeres hindurch ansehen würde. Sie gab ihm ein Handzeichen, als wären sie bereits unter Wasser. »Ich geh mal … für kleine Mädchen.« Sie war sich nicht sicher, ob er es mitbekommen hatte.
    Charlotte stakste zur Toilette und fühlte sich dabei unbeholfener denn je. Ihr war bis dahin gar nicht aufgefallen, dass sie hier in einem sehr schwarzen Club war, mit größtenteils karibischem Publikum. Deshalb hieß er wahrscheinlich Kingston Town. Sie mit ihrem blonden Haar wirkte hier womöglich fehl am Platz. Unbehagen stieg in ihr auf. Paranoia, sagte sie sich und ließ sich kaltes Wasser über die Hände laufen. Aus ebendiesem Grund rührte sie normalerweise keine Drogen an.
    Sie entdeckte weder Seife noch Papierhandtücher. Doch so schmutzig und feucht der Fußboden auch war, gab es hier dennoch offenbar eine Klofrau. Herrgott, diese Leute brachten sie unweigerlich in Verlegenheit. Die Frau hatte wahrscheinlich die ganze Seife gebunkert, um sich damit ein kleines Zubrot zu verdienen.
    »Du kannst mich mal!«, sagte jemand. »Ich zahl hier doch nicht fürs Händewaschen, du blöde Kuh! Wir sind hier in London, nicht in Scheiß-Nigeria oder wo du herkommst.«
    Charlotte war schon drauf und dran, sich über diese rassistische Äußerung rechtschaffen zu empören, als sie verschwommen das Gesicht der Sprecherin erblickte – die ebenfalls schwarz war oder zumindest halb schwarz oder so. Ihre Haut war hell, aber man sah es an den Augen und der ganzen Gesichtsform. »Das ist echt das Letzte!«, sagte die junge Frau.
    Insgeheim stimmte Charlotte zu – es war tatsächlich das Letzte –, doch da sie immer noch Panik in sich aufsteigen spürte, kramte sie in ihrem Radley-Portemonnaie nach passendem Geld. Mist, sie hatte nur Scheine.
    Die junge Frau wandte sich ihr zu. »Was glotzt du so?«
    »Äh. Nichts.« Charlotte schwankte derart, dass sie kaum das Geld herausbekam. »Ja, es ist ärgerlich, das sehe ich auch so. Aber andererseits … macht es ja auch bestimmt keinen Spaß, da so zu sitzen, nicht wahr?« Sie schenkte der wütenden jungen Frau und der ausdruckslos dreinblickenden Klofrau ein leicht benommenes Lächeln und drückte peinlich berührt einen zusammengeknüllten Fünfer in das Schälchen. »Jedenfalls: Danke.« Und damit wackelte sie hinaus.
    Keisha
    Diese Schlampe! Diese verdammte Schlampe! Keisha wollte einfach nur mal was klarstellen: Es war eine absolute Unverschämtheit, die ganze Seife zu klauen und den Leuten dann ein Pfund pro Stück dafür abzuknöpfen. Das war wie Betteln,
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