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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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angekommen, stieg ich wieder über die Leichen der Rebellen weg und so schnell ich konnte zu Anna. Man hatte sie mit einer elektronischen Fessel an das Geländer gekettet und tatsächlich verprügelt. Wieso ich auch jetzt wieder überrascht war, verstand ich selbst nicht. Woher diese irrwitzige Hoffnung kam sie hier unversehrt vorzufinden noch weniger. Sie sah schlimm aus. Trotzdem zerrte sie noch mit aller Kraft an der Fessel, um sich irgendwie zu befreien. Blut lief aus ihrer Nase und aus einer Wunde an ihrer Stirn und der Ärmel ihrer Uniform war vollkommen zerrissen. Das alles ließ sie fremd aussehen.
             „Anna! Ich bin da.“
    Ich sank neben ihr auf die Knie und starrte auf die Fessel. Es war die Sorte, die nur durch einen Chip oder elektrischen Impuls geöffnet werden konnte und sie umschloss das Handgelenk extrem fest, damit man sich nicht einfach hinauswinden oder sie kaputtschießen konnte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
             „Du lebst?“ Sagte sie entgeistert und mit geweiteten Augen, als hätte sie einen Geist vor sich.
             „Ja, und Aljoscha auch.“
    Ich sah, wie ihr Blick von Verwunderung zu Erleichterung wechselte. „Aber wir müssen uns beeilen. Er ist verletzt und die Wunde beginnt bereits zu heilen.“ Ich zog das Messer, wusste dann aber nicht weiter. Wie konnte ich sie damit befreien? Es war eine dumme Idee gewesen an Aljoschas Stelle hierher zu kommen. Ich musste ihn holen. Er wäre vermutlich stark genug um die Strebe aus dem Geländer zu reißen, an die Anna gefesselt wurde, wenn er nicht schon zu geschwächt dafür war.
             „Ihr müsst hier verschwinden! Sobald alle eingesammelt sind, werde sie das gesamte Kraftwerk dem Erdboden gleichmachen. Es sollen keine Spuren zurückbleiben. Dieser Befehl kommt von Rubinov und ich vermute, er weiß über alles Bescheid. Er weiß von unserem Verrat und will uns loswerden.“
             „Wir gehen nicht ohne dich.“ War meine einzige Antwort. Ich hatte alles klar und deutlich verstanden. Es machte nur einfach keinen Unterschied mehr für mich. Sofern es mich betraf, so hatte ich schon längst keine Seite mehr, auf der ich stehen konnte und wer diesmal seine Bomben abwarf oder den Befehl gab mich zu töten, interessierte mich nicht mehr. Das alles war zu einem widerlichen Spiel geworden, in dem jeder, der nur ein bisschen Macht hatte, kalkulierte, wie er am ehesten seine persönlichen Ziele durchsetzten konnte. Es war damals so mit Branko und auch mit Emil und Ibrahim. Und nun war es so mit Rubinov. Mir hätte niemand ein Bild davon malen müssen, um dieses Schema zu verstehen und ich hatte niemals mit etwas anderem gerechnet. Alles Vertrauen in jede Form von Autorität war längst erschöpft. Ich wollte nur noch Anna und Aljoscha retten und von hier verschwinden.
    „Was auch immer Rubinov für Pläne hat, ich glaube an dich Anna. Du darfst hier nicht sterben.“
             „Aber selbst wenn ich entkommen, dann wird Rubinov nur umso vehementer versuchen mich aus dem Weg zu schaffen.“
             „Dann musst du kämpfen und durchhalten. Dich wehren. Wenn du jetzt einfach aufgibst, dann bekommt er genau das, was er wollte und das hat dieses miese Schwein nicht verdient.“
    Ich war in so vielen Dingen unerfahren aber wenn es ums Überleben ging, dann wusste ich wovon ich sprach. Diesbezüglich hatte ich mehr Erfahrung, als eine Neunzehnjährige jemals haben sollte. Es war eine traurige Tatsache, aber wenigstens einmal half es mir, voller Überzeugung zu sprechen. Nicht nur stark zu wirken, sondern es auch tatsächlich zu sein. Wir hörten einen Schuss und Anna sah nervös auf.
    „Wir müssen uns beeilen.“ Sagte ich wieder ohne meinen Blick von ihrem zu nehmen. Sie erwiderte ihn gerade lang genug, damit ich erkennen konnte, dass sie mir glaubte. Dass sie noch nicht bereit war aufzugeben.
    Sie nahm das Messer aus meiner Hand und umschloss mit der gefesselten Hand fest das Geländer. Ich erstarrte vor Schock, als sie mit der Klinge ausholte und sich mit einem schnellen Hieb den Daumen abtrennte. Meine Schultern und meine Hand krampften sich zusammen und ich umschloss meinen Daumen mit aller Kraft, als müsste ich befürchten, ihn auch gleich zu verlieren. Sofort schoss das Blut aus ihrer Hand und strömte ihren Arm hinunter. Anna schrie auf, doch hielt nicht inne. Stattdessen riss sie wieder an der Fessel und zerrte langsam ihre verstümmelte Hand
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