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Alte Feinde

Alte Feinde

Titel: Alte Feinde
Autoren: Duane Louis
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Rocky und Twelve Monkeys liebte. Doch ich musste ihr sanft in Erinnerung rufen, dass Letzterer ein postapokalyptischer Film war.
    Trotzdem konnte ich ihr keinen Vorwurf machen.
    Sie war nicht hier aufgewachsen.

    Als ich nach dem College aus Frankford fortzog, hatte ich mir geschworen, nie wieder zurückzukehren. Wenn man dir oft genug ins Gesicht schlägt, dich oft genug
den Block hinunter bis zur Haustür jagt … na ja, das kann dir dein Viertel schon ziemlich verleiden.
    Als Kind verbrachte ich die meiste Zeit in meinem rückwärtigen Zimmer und las was auch immer ich in die Hände kriegte. Später schrieb ich dann meine eigenen Geschichten. Rückblickend kommt es mir vor, als hätte ich die ganze Zeit über meine Flucht geplant, denn mein Job als Autor hat mich schließlich aus Frankford herausgebracht.
    Und jetzt kehrte ich in Ermangelung eines Autorenjobs wieder zurück.
    Meine Mom hatte vorgeschlagen, dass ich hier schlief, bis ich einen anderen Job gefunden hatte. Nicht, dass das für Grandpa Henry einen Unterschied gemacht hätte. Der Kioskbesitzer im Erdgeschoss hatte ihn ein paar Stunden, nachdem er eine Art Anfall erlitten hatte und ins Koma gefallen war, gefunden - und ich verlor am selben Tag meinen Job bei der City Press. Nicht gerade ein Freudentag für die Familie.
    Mom hatte mir erklärt, dass Granpa Henry zwar selbstständig atmen könne, dass er jetzt jedoch wie ein Fernseher ohne Antennenkabel sei: eingeschaltet, aber ohne Empfang.
    »Du solltest ihn trotzdem besuchen. Er kann dich immer noch hören.«
    »Okay.«
    »Es ist nur ein paar Blocks entfernt.«
    »Okay.«
    »Du wirst ihn doch besuchen, oder?«

    »Okay.«
    Meine Mutter hatte ihre helle Freude daran, mir zu sagen, was ich tun sollte, und es verschaffte mir eine gehörige Portion Befriedigung, das genaue Gegenteil zu tun.
    Außerdem erzählte sie mir, dass Großvaters Wohnung komplett eingerichtet sei, sodass ich mir wegen Töpfen, Pfannen und Küchenzubehör keine Gedanken zu machen brauchte. Nicht, dass ich viel in dieser Richtung besaß. Meine irdischen Besitztümer umfassten eine Kiste mit alten LPs aus den Sechzigern und Siebzigern; einen Karton mit Taschenbüchern von Hunter S. Thompson und Charles Bukowski - Standardausrüstung für jeden Journalisten; einen weiteren Karton mit alten Krimitaschenbüchern; ein sechs Jahre altes Mac-Laptop; ein drei Jahre altes Handy, das sich nicht richtig zuklappen ließ; und schließlich zwei Müllbeutel mit Klamotten und allerlei Plunder, den ich seit fünfzehn Jahren mit mir herumschleppte, von Philly nach New York City und zurück.
    Es ist schon traurig, wenn alle deine irdischen Besitztümer in einem Toyota Prius Baujahr 2009 Platz haben.
    Dafür brauchten wir keine dreißig Minuten, den Wagen zu entladen, obwohl Apartment 3-A im zweiten Stock lag. Anschließend fuhr ich Meghans Prius zum Parkhaus des Frankford Hospitals ein paar Blocks von hier, wo er wohl halbwegs sicher war. Immerhin parkten dort auch die Ärzte, oder?

    Meghan versetzte mir einen freundschaftlichen Stoß gegen den Arm.
    »Und jetzt?«
    »Tja, ich wollte mir von meinem Boy einen Gin Gimlet mixen lassen, bevor ich mich auf die Terrasse lege und den Sonnenuntergang genieße.«
    »Gib deinem Boy heute Abend frei. Besaufen wir uns mit Bier.«
    »Klasse Vorschlag. Aber dann muss ich erst deinen Wagen holen.«
    »Was, und besoffen zurückfahren? Lass uns nach unten gehen und ein paar Sixpacks kaufen.«
    »Nach unten?«
    »Zum Kiosk. Da gibt’s Bier. Ich hab im Fenster die Schilder gesehen.«
    Also gingen wir runter zum Kiosk. Und ich kaufte bei Willie Shahid zwei Sixpacks - allerdings kannte ich damals seinen Namen noch nicht. Es schien Meghan tierisch Spaß zu machen, in Frankford Bier zu kaufen. Ich hingegen hatte Angst, irgendein Crackhead mit Skimaske könnte hereinstürmen, mit der Pistole herumfuchteln und die Schlüssel des nagelneuen Prius verlangen, der die Straße hoch im Parkhaus der Klinik parkte.
    Außerdem war ich ein wenig beunruhigt, dass sich die Rechnung für zwei Sixpacks Yuengling auf 18 Dollar belief, da mir so nur noch fünf Dollar bis zur Überweisung meines letzten Gehalts am nächsten Tag blieben. Aber, hey, die Lady wollte ihr Bier. Heute Abend spielte Geld keine Rolle.

    Heute Abend stießen wir auf meine traurige Heimkehr an.

    Etwa eine Stunde später hatte ich vier Yuengling ausgetrunken und die leeren Flaschen auf Granpa Henrys massivem Schreibtisch aus Kirschholz aufgereiht. Meghan hockte, immer
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