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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Autoren: Philip Carter
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See war unheimlich still, und die Nacht hatte sich schleichend auf ihn gelegt, nur ein Hauch von blauem Polarlicht hing noch an den Schneewolken. Zoe stützte Ry, so gut es ging, auf dem Weg zu ihrem Schneemobil, ihre Augen suchten die froststarren Föhren und Felsblöcke ab, und sie war jede Sekunde darauf gefasst, einen Mündungsblitz zu sehen.
    Wir haben es geschafft, wir haben es geschafft, sang sie innerlich, als Ry auf den Rücksitz des Schneemobils sank.
    Aber dann nahm Zoe aus dem Augenwinkel eine Bewegung zwischen den Bäumen wahr und fuhr herum. Sie stand wie erstarrt und suchte die zunehmende Dunkelheit ab, doch alles war still.
    Ein weißer Hase schoss hinter ein paar Felsblöcken hervor. Zoe atmete erleichtert auf, aber dann sah sie es.
    Augen.
    Ein gelbes Augenpaar, dicht über dem Boden, dann noch eins und noch eins.
    Und dann begannen die Wölfe zu heulen.
    … es ist die Zeit des Hungers. Die Wölfe werden umherstreifen.
    O lieber Himmel …
    » Der Schlüssel steckt«, presste Ry hervor. » Mach den Motor an und die Lichter, das schreckt sie ab. Ich brauche die Decken, Zoe. Mir ist kalt.«
    Zoe sprang auf das Gefährt, ließ es an und schaltete die Scheinwerfer ein, und das Wolfsrudel, das bereits auf den See geschlichen war, flüchtete zurück zwischen die Bäume.
    Zoe holte zuerst den Wodka heraus, und Rys Zähne stießen gegen die Flasche, als er mit der freien Hand trank. Seine andere Hand drückte er weiter an die Schulter, aber das Blut hatte seinen Mantel inzwischen bis zu den Knien hinunter durchtränkt.
    Zoe holte die Rettungsdecken heraus und wickelte Ry darin ein. Das Atmen fiel ihm sichtlich schwer, und sie glaubte förmlich zu sehen, wie das Leben aus ihm entwich. Aber du wirst ihn in ein Krankenhaus bringen, Zoe, und dort holen sie ihm die Kugel heraus und …
    » Irgendetwas stimmt nicht«, flüsterte Ry kaum vernehmlich. » Das Miststück hat mir nur in die Schulter geschossen. Dafür geht es mir zu schlecht.«
    Zoe machte die zweite Decke unter seiner Hüfte fest, dann beugte sie sich zu ihm, damit er sie gut hören konnte. » Du wirst mir durchhalten, Ry O’Malley, hast du verstanden? Ich bringe dich in ein Krankenhaus, und du wirst durchhalten.«
    » Der Knochensaft«, keuchte er. » Gib ihn mir nicht.«
    » Ich lasse dich nicht sterben. Auf keinen Fall.«
    » Kein Knochenaltar, egal, was passiert. Du musst es mir schwören… heiliges Versprechen… dass du nicht…«
    Zoe schüttelte den Kopf und spürte, wie ihre Tränen auf der Wange festfroren. » Ry, du kannst nicht erwarten, dass ich… Ich liebe dich.«
    » Dann schwöre es mir bei deiner Liebe. Schwöre es.«
    Ein Schluchzen zerriss ihr die Brust. » Gut. Ich schwöre es. Bei meiner Liebe…«
    Ein Wolf sprang sie aus der Dunkelheit an. Zoe schrie und warf instinktiv die Wodkaflasche an den Kopf des Tiers. Es fauchte und knurrte, fuhr herum und verschwand wieder in der Nacht.
    Zoe stürzte beinahe in ihrer Hast, auf den Fahrersitz des Schneemobils zu gelangen, und jetzt erst traf sie ein furchtbarer Gedanke– sie hatte noch nie im Leben eins gefahren.
    » Ry«, schrie sie, » wie fährt man dieses Ding?«
    Doch er musste ohnmächtig geworden sein, denn er antwortete nicht.
    Zoe suchte hektisch nach einem Ganghebel, irgendetwas… Dann sah sie einen Knopf neben dem Zündschloss. Sie drückte darauf, und das Schneemobil schoss vorwärts.
    Die Feuer der Schmelzöfen von Norilsk erleuchteten den blau-schwarzen arktischen Himmel, vor dem sich die Schornsteine als Silhouetten abzeichneten.
    Die erste Fabrik, auf die sie am Stadtrand stießen, sah aufgegeben und verlassen aus. Doch dann entdeckte sie eine Gruppe von Männern, die um ein Feuer in einem Ölfass hockten und sich die Hände wärmten. Sie schauten kaum auf, als Zoe mit dem Schneemobil fast in sie gefahren wäre, weil sie das Gefährt nicht rechtzeitig zum Stehen brachte.
    » Krankenhaus?«, krächzte sie, und winzige Eiszapfen lösten sich von ihren Augenbrauen und dem Saum ihrer Kapuze.
    Einer der Männer, der eine rote Wollmütze bis fast auf die Augen gezogen hatte, sagte: » Fahren Sie sieben Straßen, dann rechts. Danach immer weiter geradeaus. Es liegt weit draußen in der Steppe, aber wenn Sie erst mal dort sind, können Sie es nicht übersehen. Es ist riesig, angeblich das größte Krankenhaus in Russland. Es hat tausend Betten und…«
    Die Kufen des Schneemobils knirschten über den gefrorenen Gehsteig, als Zoe Gas gab. Sie schaute über die Schulter nach
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