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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden
Autoren: Boris Dreyer
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Augustus demonstrativ und symbolisch konform mit den alten
     legitimierenden Traditionen wieder aufleben ließ. In der Antike, das gilt besonders für Rom, wirkten alte Riten und Institutionen
     aufgrund der Ehrfurcht immer legitimierend für den, der in ihnen auftrat: Sie wurden daher auch nie abgeschafft, sie kamen
     allenfalls aus der Übung, d.h., sie trockneten aus. Seit mythischer Vorzeit erweiterte man das
pomerium
immer dann, wenn die Römer einen fulminanten Sieg errungen hatten. Auch darin setzte Augustus für die nachfolgenden Kaiser
     Maßstäbe, die außenpolitischen Erfolg in innenpolitische Stabilität ummünzen wollten.
     
     
    Die „Grenzen“ des Reiches
     
    Die Berichte über die Geschehnisse an den Grenzen des Reiches sind nicht gleich dicht. Doch haben unsere Quellenautoren eigene
     Schwerpunkte gesetzt und damit eine Filterung vorgenommen, je nachdem, wie wichtig die Region und gefährlich die Bedrohung
     war: In Nordafrika sind einzelne Expeditionen von Ägypten aus nach Süden oder nach Arabien sowie einige administrative Umstrukturierungen
     belegt, in Kleinasien hielt Augustus an dem System der Klientelkönigtümer als
cordon sanitaire
zwischen den römischen Provinzen „Asia“, Kilikien sowie Syrien auf der einen Seite und dem Partherreich auf der anderen Seite
     prinzipiell fest. Das System dieser vorgelagerten Königtümer, die abhängig von Rom waren, war bereits von Pompeius dem Großen
     in den 60er-Jahren des 1. vorchristlichen Jahrhunderts angelegt worden. Die Klientelkönige blieben in ihrer Innenpolitik weitgehend
     autonom, |25| mussten sich aber den außenpolitischen Richtlinien und Bedürfnissen Roms unterordnen, d. h. Tribute zahlen und Truppen stellen.
     Nach Maßgabe der Sicherung der Verwaltung und zur Belohnung der Treue wurden fortan Gebiete diesen Klientelkönigtümern zugeschlagen
     oder Teile davon ins benachbarte Provinzgebiet einbezogen. Anlass zu solchen Gebietskorrekturen konnte aber auch einfach ein
     Herrschaftswechsel in diesen Königtümern sein.
    Jenseits dieser Klientelkönigtümer, die fest an das Römische Reich angeschlossen waren und keinerlei eigenständige Außenpolitik
     betreiben konnten, lagen mitunter Klientelkönigtümer „im weiteren Sinne“ wie Armenien, deren Bindung an das Reich lockerer
     war als die der Klientelkönige innerhalb der „Reichsgrenzen“. Im Fall von Armenien war die Kontrolle immer zwischen Rom und
     den Parthern umstritten; manchmal war es der Kandidat der Parther, der dort als König eingesetzt wurde, meist aber – unter
     Augustus und Tiberius wenigstens – der römische Kandidat. Aber auch mit dem Erzfeind, den Parthern, strebte man eine friedliche
     Einigung an. Sogar wenn es zu Spannungen kam, wurde ein Krieg tunlichst vermieden.
    An der Nordgrenze und in einigen westlichen Provinzen sah dies anders aus: In Spanien stand Augustus unter dem besonderen
     Druck, die seit 150 Jahren in den verschiedenen Landesteilen immer wieder aufflammenden Unruhen besonders im schwer zugänglichen
     bergigen Hinterland endlich zu befrieden. Dies gelang erst im Jahr 19 v.Chr. – gerade rechtzeitig, um die anstehenden Pläne
     an der Nordgrenze, am Rhein, umzusetzen. In Illyrien war Octavian schon in den 30er-Jahren v.Chr. offensiv tätig, hier allerdings
     nicht nur mit dem Ziel, einen schmalen Küstenstreifen und das Gebiet um Siscia zu erobern, sondern auch, um die Truppen für
     die Endauseinandersetzung mit Antonius zu trainieren und den eigenen militärischen Ruhm zu mehren.
    Hier hatte er ein großes Defizit: Immer wenn es hart auf hart kam, hatte Octavian bislang gepatzt. Bei der Schlacht von Philippi
     42 v. Chr. gegen die Mörder seines Adoptivvaters gewann der Noch-Bundesgenosse Antonius die Schlacht, während Octavian „im
     rückwärtigen Raum“ unpässlich war. Bei der Seeschlacht von Naulochos |26| gegen den Sohn des Pompeius Magnus, Sextus Pompeius, im Jahr 36 v. Chr. gewann der treue Agrippa für Octavian die Schlacht,
     während der im Schiffsbauch seekrank darniederlag. Wie sollte man erwarten können, dass Octavian in der Lage sein würde, im
     Reichsinnern für Ordnung zu sorgen und nach außen die Feinde abzuwehren? Auch deshalb und um diesem Eindruck entgegenzuwirken,
     hatte der Adoptivsohn des vergöttlichten Caesar sich 39 v. Chr. den Vornamen „Imperator“ zugelegt, der später in die Kaisertitulatur
     einging.
     
     
    Die Germanen, der Rhein und Caesar
     
    Der präventiven Sicherung der Nordgrenze
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