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Als die erste Atombombe fiel

Als die erste Atombombe fiel

Titel: Als die erste Atombombe fiel
Autoren: Ravensburger
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zerstört waren, zeichneten sich Schatten von Menschen ab: Mehr war von ihnen nicht übrig geblieben.
    Die Überlebenden hatten für solche Momentaufnahmen des Todes keinen Blick, nahmen sie gar nicht wahr, weil das Elend und das Grauen sie gefangen hielten. Neben den körperlichen Schmerzen traf die meisten besonders der Verlust ihrer nächsten Angehörigen. Die Bindung an eine Familie, an eine Gruppe gehört zu dem Wichtigsten im Leben eines Japaners. Deswegen suchten die von der Bombe getroffenen »Kinder von Hiroshima« verzweifelt nach ihren Eltern und Geschwistern, deswegen bestimmte der Verlust der nächsten Angehörigen noch Jahre später ihr ganzes Denken und Empfinden.

Und drinnen schwarz verbrannte Fahrgäste
    Yoshimi Mukuda
Schülerin der 6. Klasse, damals 1. Klasse
    Die Atombombe fiel am 6. August 1945 auf Hiroshima. Kurz vorher war ich in das Dorf Hinoura in der Provinz Asa, nordöstlich von Hiroshima, gebracht worden, wo wir in größerer Sicherheit sein würden. Aber es waren noch etwa zwanzig Kinder im Waisenhaus in Hiroshima bei Vater und Mutter Kitamura geblieben. Ich machte mir große Sorgen um die anderen Kinder. Und dann dachte ich an Vater und Mutter Kitamura und machte mir so große Sorgen, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Wenn ich auch keine richtige Mutter habe – Mutter Kitamura hat für mich gesorgt, seit ich ein Jahr alt war, darum ist sie für mich wie eine richtige Mutter.
    Am 10. August ging ich mit einem anderen Mädchen zurück nach Hiroshima. Es gab keine Straßenbahnen oder Busse in Yokogawa, im Norden der Stadt, so mussten wir von da an zu Fuß gehen. Ich war damals gerade in der ersten Klasse. Auf dem Weg von Yokogawa in die Stadtmitte war alles ringsumher bis auf den Grund abgebrannt, wohin man auch blickte. Es war schrecklich und ich machte mir Sorgen, was mit dem Waisenhaus geschehen war. Ich hätte am liebsten geweint. Wir sahen eine Straßenbahn, die so ausgebrannt war, dass man hindurchblicken konnte, und drinnen schwarz verbrannte Fahrgäste. Als ich das sah, fing ich zu zittern an und konnte nicht mehr aufhören.
    Und dann kamen wir an die Stelle, wo das Waisenhaus gewesen war. Kein einziges unserer schönen Gebäude war übrig geblieben. Die Halle, der Mädchenflügel, der Jungenflügel – von allem war nur noch Asche da. Wir hatten so viele schöne Stunden in der großen Halle erlebt. Wir feierten dort Geburtstage, und manchmal riefen Vater und Mutter uns dort zusammen und sprachen mit uns oder aßen mit uns zusammen Abendbrot, und wir waren alle so glücklich, genau wie eine große Familie.
    Während ich noch verwirrt und traurig dastand, traten Vater und Mutter zu mir und strichen mir über den Kopf und begrüßten mich. Tränen stiegen mir in die Augen und ich konnte sie nicht zurückhalten.
    Keines der Kinder war verletzt worden, aber Fräulein Kitamura, die richtige Tochter von Vater und Mutter, wurde vermisst. Es macht mich noch heute traurig, wenn ich an sie denke.
    Danach ging ich wieder zur Grundschule in Onaga. Es war eine sehr schöne Schule gewesen, aber durch die Atombombe war sie völlig abgebrannt. Später hat man einige behelfsmäßige Gebäude errichtet.
    Es war sehr schwierig Lebensmittel zu bekommen. Vater sagte, ihm sei es egal, ob er selbst etwas zu essen bekomme, aber er wollte Essen für die Kinder, und er ging hierhin und dorthin und aufs Land, um Lebensmittel zu beschaffen. Er hatte auch Schwierigkeiten, genug Spenden zu erhalten. Aber ich war noch zu klein und weiß nicht mehr viel über diese Dinge.
    Ich wurde größer und besuchte die zweite, die dritte, vierte und fünfte Klasse, und während dieser Zeit wurde Hiroshima nach und nach wieder zu einer friedlichen Stadt. Es wurden auch viele Behelfsheime gebaut.
    Am 6. August feiern wir den Friedenstag zu Ehren von Fräulein Kitamura und allen anderen Menschen in Hiroshima, die von der Atombombe getötet wurden. Wir gehen früh am Morgen in den Friedenspark, um zu beten.
    Viele kleine Kinder kamen nach der Atombombe zu uns ins Waisenhaus. Wir geben uns Mühe, gut für sie zu sorgen. Wir sind jetzt alle wieder sehr glücklich. Hoffentlich wird jetzt für immer und ewig Frieden sein.

    (Abb. 7)

Meine Mutter bekam ein Baby
    Chikae Matsumoto
Schülerin der 6. Klasse, damals 1. Klasse
    Ich war damals erst in der ersten Klasse. Mein Vater war Luftschutzwart, darum zog er sofort, als am Morgen des 6. August Fliegeralarm kam, seine Uniform an und verließ das Haus.
    An der Tür
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