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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte
Autoren: Jill Shalvis
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sich auf die Zunge gebissen hatte. Überrascht stellt er fest, dass sich in diesem Moment des nahenden Todes nicht sein Leben vor seinen Augen abspulte, sondern dass er an seine Familie denken musste. Sie würden ihn nicht finden, und das würde seine Mutter auch umbringen.
    Seine Schwestern würden ihn nie wieder verkuppeln können.
    Auf einmal gab die Treppe unter ihm nach, und er fiel.
    Und fiel.
    Und noch im Fallen hörte er einen Schrei.

2. KAPITEL
    Dax landete hart auf seinem bereits lädierten Hinterteil.
    Der Fall machte ihn benommen, und die undurchdringliche Dunkelheit verwirrte ihn noch zusätzlich. Als er nach einigen Minuten wieder klar denken konnte, erinnerte er sich sofort an das Zusammenbrechen der Treppe, auf der er gekauert hatte, und wusste, dass das ein Riesenproblem wäre, wenn es ums Herauskommen ging.
    Dann erinnerte er sich an den Schrei.
    “Hallo! Ich bin der Brandinspektor”, krächzte er und erhob sich vom Boden, keuchend und hustend von dem vielen Staub und Schmutz.
    Ohne etwas sehen zu können, fühlte er sich orientierungslos, aber seine Berufsausbildung und seine angeborene Neigung, anderen zu helfen, trieben ihn an. “Hallo!”
    “Hier drüben!”
    Eine Frau. Himmel, dachte er und kletterte, so schnell er konnte, über Berge von Stein und Stahl. “Ich komme!” Seine Lungen brannten inzwischen. “Wo sind Sie?”
    “Hier.” Er hörte sie ebenfalls husten. “Hier!”, rief sie lauter, gerade als er sie erreicht hatte und mit dem Fuß gegen ihr Bein stieß.
    “Oh!” Sie schreckte zurück.
    Doch Dax ließ sich nicht beirren. Er hatte Angst um sie. War sie von einem herunterfallenden Stein getroffen worden? Er kniete sich hin, rutschte näher zu ihr und strich mit den Händen über sie.
    Sie machte ein undefinierbares Geräusch.
    “Wo sind Sie verletzt?”, fragte er, während er begann, sorgfältig und methodisch ihre Arme zu untersuchen, wobei er sich zum wiederholten Male verwünschte, dass er keine Taschenlampe hatte. Anschließend glitt er mit den Händen über ihre Beine und registrierte nebenbei, dass selbst ein Heiliger – was er beileibe nicht war – bemerken würde, was für herrliche Beine das waren. Lang, schlank und wohlgeformt.
    “Hey, hören Sie auf!” Sie schlug nach ihm, und als er zu ihren Hüften kam, rutschte sie zurück und trat nach ihm aus.
    Etwas Hartes traf sein Kinn.
    Ein Schuh mit hohem Absatz, wenn er sich nicht irrte. Und zum zweiten Mal in kürzester Zeit sah er Sterne. “Halt, ich tue Ihnen nichts”, versicherte er ihr in demselben beruhigenden Ton, in dem er stets auf die Opfer einredete. Aber wenn sie noch so hart zuschlagen konnte, hatte sie sich wohl nichts gebrochen.
    “Lassen Sie mich los”, fauchte sie.
    “Gleich.” Mit seinen großen Händen umschloss er ihre schmale Taille. “Sind Ihre Rippen in Ordnung?”
    “Ja! Und jetzt nehmen Sie endlich die Finger von mir, damit ich meine Taschenlampe suchen kann.” Sie schob sich ruckartig von ihm weg und stieß dabei einen unterdrückten Schmerzenslaut aus.
    Sofort war Dax wieder bei ihr. “Lassen Sie mich nur noch Ihren Brustkorb untersuchen”, bat er sie ruhig und strich sorgfältig über jede einzelne ihrer Rippen. Alles schien in Ordnung, mit Ausnahme seiner eigenen Atmung, denn es entbehrte nicht einer gewissen Erotik, eine Frau zu berühren, die er noch nie gesehen hatte. Sie schien etwas Besonderes – wohlgeformte, feminine Kurven, weiche Haut und ein süßer, erregender Duft.
    Als er versehentlich mit den Fingerknöcheln ihre Brust berührte, entfuhr ihr ein ärgerlicher Laut, und sie stieß ihn von sich. “Da nicht!”
    Ihre Schultern schienen in Ordnung zu sein, ebenso ihre Arme, doch an einem Ellenbogen fühlte er eine verräterische Klebrigkeit, die ihm vorhin nicht aufgefallen war. Vielleicht hatte es aber auch jetzt erst angefangen zu bluten.
    Professionelles Denken und Handeln vertrieb alle anderen Gedanken. “Sie sind verletzt.” Er war besorgt, denn sie waren schmutzig, und es gab keinen direkten Weg mehr nach draußen. Es drohte eine Infektion.
    “Nein, mir geht es gut.”
    Sie klang zwar kühl und beherrscht, doch er spürte, wie sie heftig zitterte. Seltsamerweise berührte ihn dieser Gegensatz. Er griff nach dem Saum seines T-Shirts und zerrte so lange daran, bis er ein großes Stück davon abreißen konnte, das er dann provisorisch um den Arm wickelte. Vielleicht würde das die Wunde ein wenig schützen.
    Sie zitterte immer noch.
    “Sind Sie wirklich
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