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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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Nun, ich habe ihn gestillt, seine Windeln gewechselt, und er weint bloß. Ich nehme ihn an die Brust, weil in dem anderen Buch steht, dass er meinen Herzschlag hören muss, damit er sich beruhigt. Aber er haut einfach nur mit seinem Kopf gegen meine Brust und kratzt mich mit seinen kleinen Nägelchen. Er will mich nicht, er wendet sich ab. Ich glaube, er hasst mich.«
    Meine Mutter zündet sich eine Zigarette an und mustert mich aufmerksam. Und das will bei ihr was heißen. Sie raucht niemals tagsüber, nicht vor achtzehn Uhr zu ihrem ersten Drink. Jetzt ist es erst halb fünf, und vor ihr steht eine Tasse Kaffee.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Sammy«, sagt sie. »Ich habe dich zur Welt gebracht, und ich hatte keinerlei Ratgeber. Sechs Wochen später ging dein Dad auf Geschäftsreise, und ich war ganz auf mich allein gestellt. Weißt du, was ich getan habe«
    Ich hoffe auf irgendeine Wunderkur. »Nein.«
    »Ich geriet in Panik, genau wie du. Ich weinte und schrie und jammerte und war mir sicher, dass du mich hasst. Aber als Nick geboren wurde, begriff ich, dass das Schreien eines Babys kein
wirkliches Schreien ist. Es will damit einfach nur deine Aufmerksamkeit erregen.«
    Ich bin verblüfft, wie lange sie gebraucht hat, das mit dem Weinen zu verstehen. Nick kam zweieinhalb Jahre nach mir zur Welt. Bitte, lieber Gott, mach, dass es nicht zweieinhalb Jahre dauert, bis ich eine Bindung zu diesem Kind hergestellt habe.
    »Aber Mummy, ich möchte ihn einfach nur lieben und von ihm geliebt werden.« Als ich das ausspreche, merke ich selbst, wie dämlich das klingt. Zum fünfzigsten Mal rufe ich mir wieder ins Gedächtnis, dass er kein Welpe ist. Er ist nicht einfach »mein Freund«, nur weil seine Wasserschüssel sauber, sein Magen voll und seine Decke warm ist. Ich versuche es noch einmal.
    »Er schläft nie, weißt du.« Ich rede immer schneller. »Er schläft nie und hat immer Hunger.«
    Im Grunde ist er wie eine Figur aus einem Horrorfilm, ein Zombie, der nie zur Ruhe kommt und Nacht für Nacht die Bewohner des Hauses wach hält, in dem er sein Unwesen treibt. Er schreit sie an und zieht ihnen die Bettdecke weg. Würde ich ihm das Fläschchen geben, bekäme ich mehr Schlaf. Denn in einem sind sich alle Bücher einig: Babys, die das Fläschchen bekommen, schlafen länger als solche, die gestillt werden. Ich habe beschlossen, ihm nicht das Fläschchen zu geben. Ich habe beschlossen, eine ebenso gute Mutter zu sein wie die Skandinavierinnen und mein Kind zu stillen, bis es das nicht mehr braucht. Und genau das ist das größte Problem. Mein Wunsch, zu stillen, hat mich in die völlige Erschöpfung getrieben. Indem ich »die richtige« Entscheidung gefällt habe, nämlich die, meinem Kind Muttermilch zu geben, musste ich zu meinem großen Entsetzen
feststellen, dass die richtige Entscheidung für ihn eindeutig die falsche für mich ist. Indem ich mich gegen das Fläschchen entschied, habe ich mich auch gegen den Schlaf entschieden. Nie hätte ich gedacht, dass das so hart ist. Stunde um Stunde werde ich pünktlich von dem flehenden Miauen eines hungrigen Säuglings geweckt, das sich zum Kreischen einer ausgewachsenen, kämpfenden Katze steigert, wenn man nicht sofort darauf reagiert. Ich stolpere verschlafen durch den Flur zu Chris’ Zimmer und nehme mein Kind hoch. Es zittert vor Hunger und Wut und hat eine kleine Faust in den Mund gesteckt, während die andere hilflos in der Luft herumfuchtelt. Dann gilt es, sich langsam zu setzen – aber bitte ganz vorsichtig, denn die Kaiserschnittnarbe ist noch lange nicht verheilt -, dieses zappelnde Kind in einem Arm zu halten und eine geschwollene, mit blauen Adern durchzogene Birne hervorzuholen, die einmal eine Brust, ein Objekt sinnlicher Begierde war. Ich lasse meinen Sohn andocken, etwas, mit dem Gott sei Dank keiner von uns beiden Probleme hat, und die Fütterungszeit beginnt. Christopher kann eine Stunde am Stück nuckeln und dann immer noch nach mehr schreien, während sein kleines Gesicht stets röter und wütender wird. Sein zahnloser Gaumen ist ständig zu sehen, während er jammert und klagt und mich meiner Meinung nach ausschimpft. Warum habe ich immer noch Hunger Warum bekomme ich nicht mehr Am liebsten würde ich ihn schütteln. Und schreien: »Mehr hab ich nicht! Mehr gibt es nicht! Du hast jeden Tropfen Milch bekommen und meinen letzten Rest Würde und Weiblichkeit mit dazu. Du hast mich auf eine säugende Kuh reduziert!« Aber das tue ich nie. Ich lege ihn in
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