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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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australischer Consultant Ian Grace, Gracie, bringen das Thema auf unserer Vormittagskonferenz zur Sprache.
    »Ich habe dich heute Morgen ab zwanzig vor sieben bis kurz nach acht nicht gehört«, sagt Gracie und nippt an seinem Caffè Latte.
    »Nein«, pflichte ich ihm bei, aber der Milchgeruch sorgt dafür, dass sich mein Magen zusammenzieht. Milch gehört nicht mehr zu meiner Lieblingsnahrung. Sie steht mittlerweile auf der »Nimm-das-weg-sonst-kotz-ich-dich-mit-meinem-Abendessen-von-gestern-voll«-Liste. »Weil ich nämlich nicht da war. Ich war auf der Damentoilette.«
    »Ah«, sagt er. »Das erklärt alles.«
    Ravi wirkt besorgt. »Meinst du, das dauert noch lange«
    Ich weiß es nicht.
    »Ich weiß es nicht, Rav, ich hoffe nicht.«
    Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen, dass sie beunruhigt sind. Sie haben Millionen Hörer, die zufriedengestellt werden wollen. Und wenn ein wichtiger Bestandteil der beliebtesten Sendung jeden Morgen pünktlich um 6 Uhr 30 Ingwerkekse kotzen geht, kann man durchaus beunruhigt sein. Ich selbst bin verzweifelt. Am liebsten würde ich schreien: »Das ist nicht meine
Schuld! Ich kann nichts dafür! Ich kann es nicht ändern! Glaubt ihr etwa, ich will euch enttäuschen Ich hasse das mindestens genauso wie ihr!« Aber ich sage nichts dergleichen. Ich lächle reumütig und schlage spaßeshalber vor, das Tonstudio mit Kotztüten zu bestücken.
    Zu diesem Zeitpunkt meiner Schwangerschaft fällt mir auf, dass mein Kind nicht meine größte Sorge ist. Ich finde das ebenso alarmierend wie abartig. Ich bin schwanger – Gott hat mein Flehen erhört -, und ich denke nur an mich!
    In der Arbeit fassen mich alle mit Samthandschuhen an. Etwas Besseres kann man sich eigentlich gar nicht wünschen. »Brauchst du einen Stuhl, Sam« »Stört es dich, wenn ich das esse, Sam« Aber ich will nicht mehr Getue, sondern weniger. Das ist der Kampf zwischen meinen männlichen und weiblichen Anteilen. Die Frau in mir will dieses Kind und die daraus erwachsende Familie. Aber der Mann in mir möchte hart bleiben und das Leben weiterhin bis zur Neige auskosten: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Zu meinem Entsetzen wird mir klar, dass ich im Berufsleben stets auf Gleichberechtigung bestanden habe. Dabei wollte ich eigentlich immer behandelt werden wie ein Mann. Einen Mann, der seinen Freunden sagt, dass er Vater wird, lässt man hochleben und lädt ihn auf mehrere Drinks ein. Sagt eine Frau dasselbe zu ihren männlichen Freunden, wird sie aus deren Gemeinschaft ausgeschlossen. Für sie gibt es keine Drinks. Stattdessen begegnet man ihr mit Vorsicht, Neugier, ja einer gewissen Scham. Man kann ihr keine dreckigen Witze mehr erzählen oder mit ihr flirten – stattdessen bemüht sich das andere Geschlecht, ihr die Tür aufzuhalten und ihr einen Sitzplatz zu überlassen. Von nun an wird sie ausschließlich als
weibliches Wesen, als Frau wahrgenommen, man verleiht ihr madonnenhafte Züge, denn sie hat ihren Daseinszweck erfüllt, nämlich Kinder zu kriegen. Sie gehört nicht mehr zu den Jungs, damit ist es ein für alle Mal vorbei.
    Aber ich war nie so eine Art Frau. Ich habe viel getrunken, viel geredet und war eine Karrierefrau, die oft genug geflucht hat wie ein Bierkutscher. Meine männlichen Kollegen haben mich stets als einen der ihren betrachtet. Aber das war einmal. Wird eine Frau schwanger, beweist das, dass sie tatsächlich eine Frau ist und somit zur »Gegenseite« gehört. Vorbei sind die Zeiten geselliger Kumpanei! Sobald eine Frau ihren Fortpflanzungsapparat benutzt, kann sie sich nie mehr in Hinterzimmern betrinken. Ich komme mir vor, als würde ich zum zweiten Mal meine Jungfräulichkeit verlieren, aber diesmal ist es deutlich traumatischer. Bisher bekomme ich nichts dafür zurück. Ich fühle mich elend, aber alle erwarten, dass es mir gut geht. Ich klage über Übelkeit und muss mir sagen lassen: »Na ja, du hast es doch so gewollt.« Ja, ja, ich wollte es so, und jetzt habe ich den Salat. Ein alter chinesischer Fluch lautet: »Mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen.« Fragt sich nur, wer mich verflucht hat.
     
    Ich rufe meine Freundin Mhairi an, die bei einem anderen Radiosender in Johannesburg arbeitet. Wir haben uns angefreundet, als wir vor acht Jahren gemeinsam bei Highveld anfingen.
    Damals saßen wir beide zum ersten Mal in einer Nachrichtenredaktion. Ich hatte für ein Privatradio Nachrichten produziert und anschließend als Ansagerin für einen kleinen Sender
gearbeitet. Sie hatte ein
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