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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Autoren: Colin Beavan
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ändern? Die amerikanische Regierung hat sich schon häufig als zu schwerfällig und zu sehr den institutionellen Interessen verhaftet erwiesen, um einschneidende Veränderungen vorzunehmen. Meist wechselt sie zwischen mehr Steuern und mehr Regulierung und weniger Steuern und weniger Regulierung hin und her. Zu größeren kulturellen Veränderungen ist sie nicht in der Lage.
    Aber das Klimaproblem ist so groß, dass wir eine kulturelle Veränderung brauchen. Wir müssen hinschauen, wie wir leben. Wir müssen eine gute Lebensweise finden, die nicht so sehr von Energie und materiellem Durchsatz abhängt. Und die Regierung sollte ihre Aufgabe nicht darin sehen, uns zu sagen, wie wir leben sollen, sondern darin, uns den Weg, den wir gewählt haben, leichter zu machen. Wenn wir sicherstellen wollen, dass der Planet uns auch weiterhin ernähren kann, müssen wir einen anderen Weg wählen. In diesem Wahlkampf geht es nicht nur um die Stimme, sondern auch um Herz und Verstand. Und Herz und Verstand wählen Individuen, keine Regierung.
    Wir wissen, dass das System sich ändern muss, aber wir müssen dabei im Gedächtnis behalten, dass das System nichts anderes ist als eine Ansammlung von Individuen.Das System besteht aus allen unseren individuellen Handlungen als Bürger, Aktienbesitzer, Geschäftsführer, Produktdesigner, Kunden, Freunde, Familienmitglieder und Wahlberechtigte. Wir müssen aufhören, darauf zu warten, dass das System sich ändert, und uns bewusst machen, dass jede Entscheidung, die wir in unserem Privatleben und am Arbeitsplatz treffen, dazu beiträgt, das System zu gestalten.
    Auf der Straße scherzen die Leute miteinander. Sie entschuldigen sich, wenn sie jemanden anrempeln. Sie helfen einander. Aber im Job treffen sie Entscheidungen, die »nicht persönlich, sondern geschäftlich« sind. Unsere Institutionen spiegeln nicht unsere Menschenfreundlichkeit wider. Wir lassen es zu, dass Firmen sich ausschließlich für ihren Profit interessieren und Parteien hauptsächlich für ihre Wiederwahl. Wir müssen darauf bestehen, dass unsere Institutionen allen Aspekten der Menschheit gerecht werden, denen sie dienen sollen. Wir müssen in unseren Rollen innerhalb dieser Institutionen genauso handeln, wie wir handeln würden, wenn wir einem alten Menschen begegneten, der die Straße nicht allein überqueren kann.
    Wir müssen ein neues Modell bürgerlichen Engagements entwickeln und uns klarmachen, dass die Art und Weise, wie wir leben, alle um uns herum betrifft. Wir müssen neue Wege finden, Verantwortung einzufordern und auch zu übernehmen. Wir müssen die »partizipatorische Demokratie« auf eine neue Ebene bringen, wo wir nicht nur die Volksvertreter wählen, die uns die gewünschte Kultur bringen sollen, sondern wo wir die Kultur selbst aktiv gestalten.
    Und im Gegenzug bekommen wir dafür das Gefühl, ein erfülltes Leben zu führen, in einer Welt, in der wir nicht Opfer des Systems sind, sondern Mitgestalter. Wo wir selbst wählen, anstatt das zu übernehmen, was uns vorgesetzt wird. Wo wir zielstrebig voranschreiten, anstatt zu schlafwandeln. Wo wir selbst die Herren unseres Schicksals sind.
     
    So, und jetzt zu der Sache mit dem Klopapier:
    Ich war bei einem Radiosender in Manhattan, zu einem Live-Interview mit einem Moderator vom BBC World Service. Er fragte mich nach dem Klopapier. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die Frage schon von zahllosen Journalisten von Montreal bis Tel Aviv zu hören bekommen, und es reichte mir endgültig. Bisher hatte ich die Frage immer umgangen, indem ich sagte, das Thema sei zu ernst für so triviale Dinge.
    »Warum verschwenden Sie Ihre Zeit darauf, über meine persönliche Hygiene zu reden, während die ganze Welt in Gefahr ist?«, hatte ich gesagt. »Es ist doch verrückt, Bäume zu fällen, die wir brauchen, um das Kohlendioxid aus der Luft zu filtern, und sie dann als Klopapier in die Kanalisation zu spülen. Da gibt es doch bessere Lösungen.«
    Doch dieser BBC-Moderator ließ einfach nicht locker. »Ja«, erwiderte er, »aber unsere Zuhörer wüssten gerne, welche Lösung Sie gewählt haben.«
    Da riss mir der Geduldsfaden. »Ich habe nicht die Absicht, im Radio über meine Toilettengewohnheiten zu diskutieren, und ich bin sicher, dass Ihre Zuhörer Ihr hartnäckiges Nachbohren peinlich finden. Wäre Ihre Mutter stolz auf Sie, weil Sie jemandem vor einem Millionenpublikum eine so persönliche Frage stellen? Meine Mutter wäre jedenfalls nicht stolz darauf, wenn ich Ihnen
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