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Alle Sorgen sind vergessen

Alle Sorgen sind vergessen

Titel: Alle Sorgen sind vergessen
Autoren: Lois Faye Dyer
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darauf wie auf einer rosa Wolke schwebte. Obwohl keiner von ihnen von Liebe gesprochen hatte, war sie jetzt wesentlich zuversichtlicher, dass ihre Ehe und das Zusammenleben glücklich sein würden.
    Als sie Jorge erzählte, dass sie am Nachmittag zu einer Ultraschalluntersuchung gehen wollte, bestand er darauf, dabei zu sein.
    Dr. Kenyans Praxis lag näher an seinem Büro als an ihrem, also brach Allison früher auf als nötig und nahm ein Taxi. Sie hatte vor, ihn zu überraschen. Bei seinem Büro angekommen, wartete sie am Empfang, während die Sekretärin einen offenbar schwierigen Anrufer besänftigte und um sie herum andere Telefone klingelten. Endlich beendete die junge Frau das Telefonat und bat mehrere Anrufer, in der Leitung zu bleiben. Dann sah sie Allison an. „Tut mir Leid, dass Sie warten mussten. Zum wem möchten Sie?“
    „Jorge Perez.“
    „Augenblick.“ Die Sekretärin nahm einen Hörer ab, lauschte kurz und hielt die Sprechmuschel zu. „Ich glaube, er ist in seinem Büro. Gehen Sie ruhig durch.“
    Sie zeigte auf eine Tür links vom Empfang. „Dort hindurch und den Korridor entlang. Die fünfte Tür rechts.“
    „Danke.“ Die schwere Eichentür öffnete sich auf einen langen Flur. Drei Bürotüren standen offen, und im Vorbeigehen warf Allison einen Blick in die Räume. Einer war leer, in den beiden anderen saßen Männer mit Krawatten und in Hemdsärmeln an großen Schreibtischen und telefonierten.
    Zwei Frauen in dunklen Kostümen kamen ihr mit Aktenkoffern in der Hand entgegen, nickten ihr flüchtig zu und verschwanden durch die Tür zum Empfang.
    Irgendwo läuteten zwei Telefone gleichzeitig, und ein fröhliches Lachen ließ vermuten, dass dort die Sekretärinnen waren.
    Die fünfte Tür auf der rechten Seite war geschlossen. Allison lächelte voller Vorfreude, klopfte kurz an und öffnete die Tür.
    Doch dann erstarrte sie, die Hand noch auf dem Knauf. Sie war unfähig, sich zu bewegen. Jorge stand mitten im Raum, im Schein der Nachmittagssonne, die Arme um eine schlanke, blonde Frau gelegt. Ihr Gesicht ruhte an seiner Brust, und als Jorge den Kopf hob und Allison bemerkte, schaute sie über seine Schulter, die blauen Augen wie verschleiert.
    Er sagte kein Wort. Einen Moment lang kam Allison sich vor, als wäre sie zu Eis gefroren. Dann ließ der Schmerz ihre Knie weich werden, und sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Der erste Impuls war, sich umzudrehen und davonzurennen, und sie gab ihm nach. Sie nahm kaum wahr, dass Jorge ihren Namen rief, als sie wie benommen über den Korridor eilte. Endlich erreichte sie den Empfangsbereich, wo sich gerade eine Fahrstuhltür schloss.
    „Warten Sie!“ Allison rannte über den Marmorboden und schlüpfte in die Kabine.
    Kurz bevor sich die Tür ganz schloss, sah sie Jorge mit zornigem Gesicht aus dem Bürotrakt stürmen.
    Sie fröstelte, und der Eispanzer, der sich um ihr Herz gelegt hatte, wurde rissig.
    Nein. Sie wehrte sich gegen den Schmerz, wollte nichts fühlen. Nicht jetzt. Nicht, bevor sie allein war, an einem Ort, wo niemand sah, wie sie zusammenbrach.
    Doch sie spürte, wie das Eis zu tauen und seine betäubende Wirkung zu verlieren begann. Voller Panik starrte sie auf die Anzeige. Bis zur Eingangshalle und der Flucht aus dem Justizgebäude waren es noch mehrere Stockwerke.
    Sekunden später hielt der Fahrstuhl im dritten Stock, und die Tür glitt auf.
    Zusammen mit anderen verließ sie die Kabine und suchte hektisch nach einem Schild, das den Weg zur Damentoilette wies. Mit unsicheren Schritten, aber so schnell wie möglich bog sie um eine Ecke und betrat den Ort ihrer Zuflucht.
    Eine Frau, die sich gerade die Hände wusch, sah auf und lächelte ihr höflich zu.
    Allison konnte es nicht erwidern, denn sie musste sich voll und ganz darauf konzentrieren, eine schützende Kabine zu erreichen. Mit zitternden Händen verriegelte sie die Tür hinter sich, legte die Stirn an eine Wand und atmete mit geschlossenen Augen mehrmals tief durch, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
    Kurz darauf hörte sie, wie die andere Frau den Waschraum verließ. Allison sank gegen die Kabinentür, und ihr Körper schien wie von Krämpfen geschüttelt, während sie den Tränen freien Lauf ließ.
    Es tat so weh. Sie schlang die Arme um den Bauch. Wer war die Frau in Jorges Büro? In seinen Armen?
    Es war zu spät, Angst davor zu haben, dass sie sich in Jorge verlieben würde.
    Viel zu spät, das wurde Allison klar. Denn es war längst geschehen.
    Er
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