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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen
Autoren: John Holgate
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würden, könnten zwanzig Pfund >Glück< dabei für Sie rausspringen.«
    »Jetzt ist der Zeitpunkt da, wo du deine Theorie in die Praxis umsetzen kannst«, meinte John und grinste.
    Pfundweise schleppte sich das Bieten voran, aber immerhin hatte man jetzt die Höhe von neunzig Pfund erreicht.
    »Nun machen Sie doch mit, bitte«, flehte der Auktionator. »Dies ist wirklich eine ausgesprochen nützliche Kuh. Wer bietet hundert?«
    Der Gedanke kam mir, daß der Gegner vielleicht durch das Manifestieren von Stärke abgeschreckt werden könnte. Ich hielt meinen Katalog hoch.
    »Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Und wer sagt jetzt hundertzehn Pfund?«
    Abschätzend sah der Schlachter mich an, lächelte verstohlen und rief: »Hundertfünfzehn!«
    Augenblicklich hörte die allgemeine Unterhaltung ringsum auf, als hätte man eine Tür zugeschlagen. Alle warteten. Ich war in meiner eigenen Falle gefangen. Der Auktionator blickte mich an, seine Züge hatten sich belebt.
    »Noch zehn Pfund drauf?«
    Griffiths fluchte und erinnerte mich daran: »Vergessen Sie nicht, daß zwanzig Pfund >Glück< draufkommen, und das Kalb bringt bestimmt fünfzig Pfund, wenn nicht mehr.«
    Ich holte tief, tief Luft und hob eine Hand mit gespreizten Fingern. Der Auktionator rief: »Jetzt liegt’s bei hundertzwanzig, wer bietet hundertfünfundzwanzig?«
    Er wartete auf meinen Gegner, aber der Schlachter war ein Profi, er sah zur Seite. Der Hammer sauste runter... wums!
    »Du hast ihn geärgert«, sagte Griffiths mit offensichtlicher Genugtuung.
    Ich war mir meiner Sache nicht so sicher. »Warum hat Lello mit dieser Kuh bis zum Schluß gewartet?«
    »Kommen Sie, wir fragen ihn.«
    Zu dritt schlängelten wir uns durch die sich zerstreuende Menge und gingen hinüber zum Bauernhaus, das von den Wirtschaftsgebäuden etwas weiter entfernt lag. Lello sprach gerade mit dem Auktionator, der davoneilte und die restliche Abwicklung seinem Buchhalter überließ, einem übergewichtigen, wurstähnlichen Mann. »Gehen Sie schon ins Haus«, sagte er zu uns.
    »Sie haben sich tapfer hervorgetan, Mr. Holgate«, kicherte der Auktionator. »Das gab dem Verkauf einen guten Abschluß.«
    Das Zimmer, in das wir eintraten, war sauber und ordentlich, aber irgendwie merkte man, daß keine Frauenhand sich darum kümmerte. Über dem Kaminsims hing eine verblaßte Fotografie von Lello mit seiner verstorbenen Frau, die an ihrer Hochzeit aufgenommen worden war.
    »Es muß für ihn ein harter Schlag gewesen sein, als sie starb«, sagte ich zu Griffiths.
    Bei diesen Worten trat Lello ins Zimmer. »Der Schlag hatte eine höllische Wucht, als Florence von mir ging.«
    Er holte eine Flasche und Gläser aus einem Schrank. »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ich muß mich noch um den Transport kümmern, damit die Kuh zu mir nach Haus gebracht wird«, erwiderte ich.
    »Darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, ich bringe sie Ihnen selbst«, sagte er lächelnd. »Mein Nachbar hat einen Landrover mit Anhänger; er ist mir noch einige Gefallen schuldig.«
    Er goß vier Whisky ein und reichte jedem ein Glas. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Jacky, aber die Kuh ist wirklich das Geld wert. Dabei fällt mir ein...«
    Er nahm vier Fünfpfundnoten aus der Brieftasche und reichte sie mir. »Sie ist eine regelmäßige Fünfundzwanzigliterkuh, und nie gab’s irgendwelchen Ärger mit ihr. Bis das Kalb kommt, können Sie sie mit den anderen auf die Weide schicken; so wird sie wieder reichlich Milch geben.«
    Griffiths nippte an seinem Drink. »Warum hast du soviel Aufhebens von ihr gemacht?«
    Sein Vetter wurde verlegen. »Hört sich vielleicht ein bißchen blöd an, aber die Frau hat sie als Kälbchen großgezogen; sie war so ‘ne Art Lieblingskuh. Wir nannten sie >Florrie<. Ich konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, daß sie dem verfluchten Schlachter in die Hände kam. Irgendwie wär’s nicht richtig gewesen.«
    Einerseits mochte ihm unser Kauf Freude bereitet haben, aber andererseits zählte Shirley jeden Pfennig für einen Familienurlaub, und sie sah vielleicht die Sache etwas anders. Ein zweites Glas wurde angeboten, zurückgewiesen, und dann gingen John und ich zunächst zum Büro des Auktionators, um den Scheck auszuschreiben, und anschließend in den Kuhstall, um uns >Florrie< nochmals zu betrachten.
    »Sie ist zwar nicht die Allerjüngste mehr, aber sonst scheint sie eine gute Kuh zu sein«, meinte John. »Warum sagst du nicht einfach zu Mama, daß du plötzlich einen
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