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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
Autoren: Eleanor Prescott
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teureren Rundumservice mit allem Drum und Dran! Alles in allem gab es fünfzehn neue Premiummitgliedschaften – vermutlich einer der erfolgreichsten Abende aller Zeiten für Table For Two.
    Die Table For Two-Partnervermittlung war mittlerweile in ihrem elften Geschäftsjahr, und seit acht Jahren schrieb sie schwarze Zahlen. Nach dem Tod ihres Vaters hatte Audrey eine Doppelhaushälfte am Stadtrand geerbt sowie fünfzehntausend Pfund in bar. Ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt schon lange verstorben. Audrey hatte keine Geschwister und eine todlangweilige Stelle bei der Stadtverwaltung, da präsentierte sich ihr das Leben – im nicht mehr ganz so zarten Alter von vierzig – plötzlich als schimmernde Auster. War bis dahin ihr Schicksal unausweichlich als aktenverschiebende alte Jungfer besiegelt, verwandelte es sich nun unverhofft in ein Meer unendlich vieler verheißungsvoller Möglichkeiten. Sie könnte eine Kreuzfahrt machen, das Haus verkaufen, ein Vermögen in eine Kinnstraffung investieren, und, und, und.
    Doch was sie sich wirklich wünschte, war, von Bedeutung zu sein. Obwohl sie ihr gesamtes Erwachsenenleben hindurch Single gewesen war, faszinierte Audrey die Vorstellung altmodischer Liebeswerbung. Sie träumte von vollendeten Gentlemen, die aufstanden, wenn eine Dame hereinkam. Außerdem bereitete es ihr großes Vergnügen, ihre Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken. Während es Audreys eigenem Leben bedauerlicherweise an Klatschpotenzial fehlte, faszinierten sie die romantischen Irrungen und Wirrungen der anderen umso mehr, selbst wenn es nur die Darsteller einer Seifenoper waren, die sie im Fernsehen verfolgte. Und wie, überlegte sie, könnte man sich besser in das Liebesleben anderer einmischen und dabei eine bedeutende Rolle einnehmen, denn als Chefin einer eigenen Dating-Agentur? Also beschloss Audrey, einen moppeligen unpedikürten Zeh in das frische Wasser des Kleinunternehmertums zu tauchen und ihre eigene Partnervermittlungsagentur zu gründen.
    Und da war sie nun, elf Jahre später. Geografisch gesehen wohnte sie noch immer in der Doppelhaushälfte ihres Vaters, aber metaphorisch gesprochen hatte sie sich meilenweit von ihrem damaligen Leben entfernt. Während die alte Audrey manchmal eine ganze Woche lang ohne ein einziges echtes zwischenmenschliches Gespräch auskommen musste, hatte sie nun Hunderte einsamer Menschen in ihrer Kartei, deren Lebensglück von ihr abhing. Und sie bekam – aus erster Hand! – die Liebesgeschichten zahlloser Klienten mit. Im Laufe der Jahre hatte Table For Two sechstausend Verabredungen initiiert, die zu neunzehn kirchlichen Trauungen und zweiundvierzig standesamtlichen Eheschließungen geführt hatten. Und da waren die Online-Bekanntschaften noch gar nicht mit eingerechnet, über die – offen gestanden – niemand eine Statistik führte. Denn Audrey glaubte fest daran, dass alles, was nichts kostete, auch nichts wert sein könne. Wenn ein Klient nicht bereit war, in den persönlichen Premiumservice zu investieren, um den richtigen Lebenspartner zu finden, dann würde er oder sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Agentur keine Rückmeldung geben, ob man den Online-Service nicht mehr nutze, weil man auf diesem Weg den Mann oder die Frau fürs Leben gefunden hatte.
    Audrey überflog rasch ihre E-Mails, dann blieb ihr Blick an dem gerahmten Foto auf ihrem Schreibtisch hängen. Darauf war ein gut aussehender Mann im schicken Abendanzug zu sehen. Sein Jackett war geöffnet, und den Arm hatte er lässig auf die Lehne eines Stuhls gelegt. Er lächelte, und um die strahlend blauen Augen kräuselten sich weiche Lachfältchen. An seinen Stuhl war ein rosa Ballon gebunden, und im Hintergrund stand ein runder Tisch, auf dem sich die Überbleibsel einer durchfeierten Nacht türmten. Audrey hatte das Foto vor Jahren beim Ball des Berufsverbands der Partnervermittler (BdP) gemacht, und seitdem stand es auf ihrem Schreibtisch. Es war nicht der erste BdP-Ball, zu dem er sie begleitet hatte, aber zu jenem hatte sie zum ersten Mal ihre Kamera mitgenommen. Lange schon hatte sie ein Bild von ihm machen wollen, und da endlich hatte sie sich getraut, ihn darum zu bitten. Vor Nervosität hatten ihr die Hände gezittert, aber wie durch ein Wunder war die Aufnahme perfekt gelungen. Audrey betrachtete sie bestimmt hundert Mal am Tag. Wenn Klientinnen ihr am Telefon ihren Traummann beschrieben, wurde es Audrey manchmal schon unheimlich. Es war, als könnten die Frauen sehen,
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