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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold
Autoren: James Patterson
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unsere Leute diese beiden verwöhnten Bälger geschnappt haben«, sagte Hala. jetzt wurde ein Bild mit den beiden lächelnden Coyle-Kindem aus glücklicheren Tagen eingeblendet, doch sie empfand nichts als Verachtung. In diesem Land gab es niemanden, der unschuldig war. Niemand war von der Vergeltung für die sogenannte Außenpolitik Amerikas ausgenommen.
    »Ich bin sicher, dass die FAMILIE alles richtig geplant hat«, sagte Tarik, der ein guter Ehemann war, aber einfach gestrickt.
    »Präsident Coyles Gedanken sind jetzt umnebelt. Das ist gut für uns«, sagte Hala. »Wir müssen etwas essen. Und ein bisschen frische Luft kann auch nicht schaden, damit unsere Gedanken nicht auch noch umnebelt werden.«
    Sie erhob sich, und Tarik machte es ihr nach. In Amerika hatte Hala das Sagen.
    Zu Hause wurden viele Ehen wie auch ihre eigene immer noch von den jeweiligen Eltern arrangiert. Tarik wusste ganz genau, wie gut er es getroffen hatte. Hala war ausgebildete Ärztin mit Doktortitel, er hingegen lediglich Buchhalter. Sie war wunderschön, vor allem nach westlichen Maß-Stäben. Er war unscheinbar und pummelig, und zwar nach allen denkbaren Maßstäben. Seine Frau hatte im Lauf der Zeit sogar angefangen, ihn zu lieben, und ihm zwei wunderschöne Kinder geschenkt, Fahd und Aamina.
    Werden wir unsere Kinder je Wiedersehen?, fragte sich Tarik. Es war eine Frage, die er sich nicht allzu oft gestattete, aber die Warterei raubte ihm den Verstand. Bestimmt war es gut, ein paar Schritte zu gehen und dieses miefige Hotelzimmer für einen Augenblick zu verlassen.
    Die Straßen waren so gut wie leer gefegt. In der Twelfth Street wollten sie eine Kleinigkeit essen, aber es gab praktisch nichts Akzeptables. McDonald’s, Pizza Hut, Dunkin’ Donuts und dann noch Taco Bell, was immer dort angeboten wurde. Glocken? Wie würden die wohl schmecken?
    »Junkfood, überall nur Junkfood«, sagte Hala verächtlich. »Willkommen in Amerika.«
    Sie stellten sich unter den Wandvorsprung eines Bürogebäudes, als plötzlich ein Mann aus dem Schatten auf sie zutrat. Er richtete eine Pistole auf sie. »Handtasche her. Portemonnaie. Kleingeld, Armbanduhren«, knurrte er.
    Hala verschränkte die Arme vor der Brust und sagte mit gepresster Stimme: »Bitte, tun Sie uns nichts. Sie bekommen unser Geld, selbstverständlich. Kein Problem. Aber tun Sie uns nichts!«
    »Ich mach euch beide tot, gottverfluchte Arschlöcher!«, sagte der Räuber.
    Bei uns zu Hause, dachte Hala, gibt es nur wenige Männer, die so verzweifelt sind. Einem Verbrecher wie diesem hier würden die Hände abgehackt, wenn er erwischt würde.
    »Kein Problem, kein Problem«, sagte sie und nickte eifrig. Sie streckte ihm mit der einen Hand die Coach-Handtasche, die sie zum Schnäppchenpreis bekommen hatte, entgegen und mit der anderen... Pfefferspray. Damit besprühte sie die Augen dieses jungen Teufels.
    Er kreischte und riss beide Hände vors Gesicht, versuchte, das brennende Gift wegzuwischen. Doch die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Hala ließ das Spray fallen und schnappte sich mit einer geschmeidigen Handbewegung die Pistole.
    Sie spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen und trat dem jungen Mann mit Wucht gegen die Kniescheibe, sodass das Gelenk in die falsche Richtung schnappte. Er schrie auf und ging zu Boden, und sie verpasste ihm noch ein paar Fußtritte gegen den Brustkorb, wobei sie ihm einige Rippen brach.
    Jede ihrer Bewegungen war schnell, intuitiv, kraftvoll und geschmeidig. Sie entfernte sich nie weiter als fünfzig, sechzig Zentimeter von dem Möchtegerndieb. Er lag stöhnend auf dem Boden... so lange, bis ihre Fußspitze an seiner Kehle landete. Dann folgte ein Tritt gegen die Stirn. Ans Kinn. Auch dort brach ein Knochen.
    »Bring ihn nicht um!«, sagte Tarik und legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Das werde ich nicht«, erwiderte sie und trat zurück. »Ein Toter würde zu viele Fragen heraufbeschwören. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen. Noch nicht.« Sie bückte sich und sprach den Jungen direkt an. »Aber ich hätte dich töten können, ganz einfach. Merk dir das, bevor du das nächste Mal jemandem eine Pistole vor die Nase hältst.«
    Sie ließen den stöhnenden Kerl im Schatten liegen und überquerten die Straße, bevor sie zurück ins Wayfarer Hotel hasteten. Hier gab es sowieso nichts Vernünftiges zu essen. Dieses Land war wie die Wüste, ein ödes Brachland, das zerstört werden musste.
    Was ohne Zweifel auch bald geschehen
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