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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold
Autoren: James Patterson
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durchgehen und erst morgen früh wieder im Büro auftauchen. Schon vor langer Zeit hatte ich gelernt, dass es manchmal besser ist, um Entschuldigung zu bitten als um Erlaubnis.
    Vielleicht überschätzte ich mich ja, vielleicht log ich mir sogar selbst in die Tasche. Vielleicht konnte ich ja wirklich gar nichts tun, was das FBI oder der Secret Service nicht ohnehin schon in Angriff genommen hatten. Aber darüber würde ich mir nach den ersten vierundzwanzig Stunden Gedanken machen.
    Irgendwann, so gegen sechs Uhr, gab ich schließlich auf und ging nach Hause. Offensichtlich wurde ich hier nicht gebraucht. Das passte mir zwar nicht, aber das war nicht das Hauptproblem. Die Kinder des Präsidenten wurden vermisst.

   11
    Hätte ich geahnt, was für schreckliche Dinge sich bald darauf in Washington abspielen sollten, ich hätte mich an diesem Abend nicht auf den Weg gemacht, um Sampson unter die Arme zu greifen.
    Mein bester Freund, John Sampson, und seine Frau Billie, hatten ein Bürgerkomitee zur Einrichtung einer Förderschule gegründet, die in unserem Viertel hier in Southwest dringend benötigt wurde. Für heute Abend war eigentlich nur eine Informationsveranstaltung geplant, doch die Bewohner des Viertels hatten sich bereits in zwei Lager aus Befürwortern und Gegnern des Projekts gespalten.
    Darum hatte ich noch Verstärkung mitgebracht: meine Großmutter Nana Mama als Vertreterin der Generation neunzig plus und meine Frau Bree, Detective im Dezernat für Gewaltverbrechen des Metropolitan Police Department und außerdem verrückt genug, um mir vor wenigen Monaten das Jawort zu geben.
    Wir waren ziemlich früh da und halfen noch, Stühle aufzustellen. Ich versuchte die ganze Zeit, nicht an Ethan und Zoe Coyle zu denken.
    »Danke, Schätzchen, dass du mir hilfst. Dafür bin ich dir was schuldig«, sagte Sampson. Er verlegte das Mikrofonkabel, während ich Klappstühle aus einem Regal nahm. »Könnte sein, dass hier heute Abend die eine oder andere ziemlich scheußliche Fratze auftauchen wird.«
    »Lässt sich nicht ändern, John. So bist du schon auf die Welt gekommen«, sagte ich. Er ging sofort auf mich los. Sampson und ich, wir können gar nicht anders, als uns ständig zu frotzeln und zu veralbern und beim anderen den kleinen Klugscheißer zu wecken, schon seit wir als kleine Klugscheißer gemeinsam hier in diesem Viertel aufgewachsen sind.
    »Und wir konzentrieren uns wieder.« Billie drückte uns jeweils einen Stapel Flugblätter in die Hand, die wir an der Tür verteilen sollten. Sie freute sich auf die Veranstaltung, war aber gleichzeitig auch sehr nervös, das spürte ich. Im Viertel waren alle möglichen falschen Informationen und Gerüchte in Umlauf, und die Gegner der Förderschule wurden immer zahlreicher.
    Ich hatte gedacht, dass der Regen viele Leute abhalten würde, aber um Punkt sieben Uhr war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. John und Billie eröffneten die Versammlung, sprachen über den Grundgedanken der Schule, dass nämlich Probleme, die vor Ort auftraten, auch vor Ort gelöst werden sollten, sprachen über Mathematik- und Leseförderung, über Elternengagement all die Dinge, für die sie sich so begeistern konnten. Ich spürte, wie ansteckend ihre Worte waren. Mein Jüngster, Ali, würde eines Tages vielleicht auch auf diese Schule gehen.
    Aber wir leben in Washington, wo eine Idee, die den Ist-Zustand infrage stellt, niemals eine gute Idee sein kann. Die Stimmung kippte.
    »Das haben wir doch alles schon mal gehört«, sagte eine Frau im Jogginganzug und mit Turnschuhen ohne Schnürsenkel in das Mikrofon, das in der Mitte des Saals aufgebaut war. Ich kannte sie aus der Kirche. »Das Letzte, was wir hier in der Gegend gebrauchen können, ist noch eine Förderschule, die den anderen öffentlichen Schulen, die wir aus unserem Schuletat finanzieren müssen, das Wasser abgräbt.«
    Dafür erntete sie eine Mischung aus Applaus und Buhrufen und den einen oder anderen unfreundlichen Kommentar.
    »Ganz genau!«
    »Ach was, so ein Schwachsinn.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Das soll heißen«, schaltete sich Billie ein, »dass viel zu wenige Kinder aus unserem Viertel aufs College gehen. Aber wenn wir es schaffen, sie von Anfang an richtig zu fördern, wenn wir...«
    »Hätte, wenn und aber, alles nur Gelaber«, fiel die Jogging-Anzug-Lady ihr ins Wort. »Wir sollten lieber ein paar von unseren geschlossenen Schulen wiederbeleben, anstatt eine neue zu bauen.«
    »Klingt
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