Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 06 - Firebird

Alex Benedict 06 - Firebird

Titel: Alex Benedict 06 - Firebird
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
machen.
    Melissa wollte alles Mögliche sein, vor allem, so sagte sie, Pilotin. Aber sie war nicht bereit, die Mühe auf sich zu nehmen, um es zu werden. Wir haben nur ein Leben, so sagte sie gern. Warum also sollen wir es mit Arbeit verbringen, wenn wir es uns ebenso gut gemütlich machen können? Sie hatte einen Abschluss in Medizin, aber das hatte sie nicht allzu sehr gefordert, und sie hatte ihre Absichten deutlich genug herausgestrichen: Party, Männer, Schwimmen – sie liebte es, zu schwimmen, und sie war im Wasser so wendig wie kaum ein anderer – und Spaziergänge im Wald. Das war das Leben, das sie sich wünschte. Dots Familie hatte immer geglaubt, Arbeit sei von Natur aus eine Tugend. Aber Melissa konnte nichts Falsches daran finden, sich ausdauernd eine gute Zeit zu machen. »Ich möchte, wenn ich mal sterbe, nicht feststellen müssen, dass ich nicht gelebt habe.« Dieser Spruch war ihr Lebensmotto.
    Und Dot war nicht vollkommen sicher, dass sie damit falsch lag.
    Und Chase. Dot stand Chase Kolpath nicht ganz so nahe, aber sie betrachtete sie als Freundin. Man konnte ihr vertrauen. Selbst die Aufmerksamkeit, die Chase infolge ihrer Arbeit für Benedict zuteil geworden war, hatte sie nicht verändert. Die meisten Leute, die so ins Rampenlicht geraten waren, wie sie es in den letzten paar Jahren erlebt hatte, neigten zur Selbstverliebtheit. Aber diese Frau lachte nur darüber. Als Dot einmal davon gesprochen hatte, was sie alles erreicht hatte, war ihr das sichtlich unangenehm gewesen. »Ich hatte Glück«, hatte sie gesagt. »Ich war immer zur rechten Zeit am rechten Ort.«
    Sonderbar, dass Harry und Melissa ihr Denken in einem solchen Moment so sehr beherrschten. Und Chase. Und Phil Cato, ein Liebhaber aus alter Zeit. Und …
    Die Intrépide wurde zur einzigen Realität, spendete das einzige Licht auf der ganzen Welt. Und die drei Frauen, die in diesem Moment bei ihr waren. Sie alle waren still geworden. Lisa, Michelle und Rowena. Wahrscheinlich fragten sie sich, ob sie je von diesem Schiff herunterkommen würden. Ob sie je ihr Zuhause wiedersehen würden.
    Sie wussten mit größter Wahrscheinlichkeit gar nicht, was mit ihnen geschah. Sie konnten es nicht wissen, es sei denn, ihr Captain hatte erkannt, dass die Sterne nicht am rechten Ort waren. Nach Tausenden von Jahren musste so etwas passieren. Sie fragte sich, ob er begriffen hatte, und wenn dem so war, ob er irgendetwas gesagt hatte.
    Sie führte die anderen zurück zur Luftschleuse. Die Luke hatte sich geschlossen, als sie draußen gewesen waren. Sie öffnete sie wieder und wartete, während die drei Frauen hineinkletterten, zögerte aber dann, ihnen zu folgen. Das zu tun, schien irgendwie alles zu besiegeln. Solange sie draußen blieb, gab es noch eine Chance, dass die McCandless aus der Nacht auftauchen und sie abholen würde. Sie nach Hause bringen würde.
    Sie dachte an die beiden Mädchen. Sie hatte gehofft, ihren Vater mit der zweiten Gruppe rüberbringen zu können. Er hatte so ruhig und zugleich eindringlich mit ihr gesprochen. Bitte, bringen Sie sie an einen sicheren Ort. Bringen Sie sie fort von hier. Tja, wenigstens das hatte sie geschafft. Etwas an ihm brachte sie auf den Gedanken, er könnte Arzt sein. Vielleicht war es die Art, wie er ihr in die Augen gesehen hatte, so, als hätte er nach einer Anomalie gesucht. Vielleicht lag es auch an seiner besänftigenden und bedachtsamen Stimme, die – auch wenn sie die Worte nicht hatte verstehen können – ihr versprochen hatte, alles käme in Ordnung, wenn sie nur die Mädchen mitnähme. Ziemlich mutig, bedachte man, dass er keine Ahnung hatte, was vor sich ging. Aber ihr Leben lang würde sie seinen Gesichtsausdruck nicht vergessen, den sie gesehen hatte, als sie die Kinder in die Luftschleuse gebracht und sich noch einmal umgeschaut hatte. Da hatte er mit den Tränen gekämpft. Er hatte Angst, sie gehen zu lassen, aber er wusste, sie mussten runter von dem Schiff, auch wenn das bedeutete, dass er sie einer Fremden übergeben musste, die eine ihm unbekannte Sprache sprach.
    Und darum hätte sie versucht, ihn mit der zweiten Gruppe rüberzubringen, obwohl sie das Gefühl hatte, er wäre nicht gegangen, ehe die Frauen von Bord waren.
    Plötzlich wurde es wieder hell.
    Die Sterne tauchten wieder auf, erst nur schemenhaft. Sie wurden heller, klarer, scharfe, schillernde Lichtpunkte überall in der Dunkelheit. Mein Gott. Ein Wunder. Während sie noch in der Luke hing, drehte sie sich um und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher