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Alex Benedict 06 - Firebird

Alex Benedict 06 - Firebird

Titel: Alex Benedict 06 - Firebird
Autoren: Jack McDevitt
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ärgere mich, wenn jemand davon schwafelt, dass sie, na ja, nun doch an einem besseren Ort sei. Herumtollen darf auf grüner Au. Das erinnert mich nur daran, wie gut wir darin sind, uns zu verstellen, nur so zu tun als ob. Als Kind hatte ich in meinem Zimmer ein Bild zweier Kinder, ein Junge und ein Mädchen, die eine klapprige Brücke über einem reißenden Fluss überquerten. Die Brücke sieht aus, als müsste sie jeden Moment einstürzen, aber das macht nichts, denn direkt hinter den Kindern schwebt ein Engel mit ausgestreckten Armen in der Luft, bereit einzugreifen, sollte es nötig werden. Aber als ich älter wurde, erkannte ich, dass es keine Engel gibt und dass Kinder in der Tat von Brücken fallen können.
    Dann dachte ich an Cori und Sabol, und daran, dass Dot ihr Leben riskiert hatte, um sie auf die McCandless zu holen. Manchmal ist vielleicht doch ein Engel in der Nähe.
    Alex war schweigsam auf dem Rückweg zum Landhaus. Wir hatten zu jener Zeit viele Jahre gemeinsam erlebt, und ich war an einem Punkt, an dem ich es als selbstverständlich empfand, einen großen Teil meines Lebens mit ihm zu verbringen. Und ich nehme an, ich empfand auch ihn selbst als selbstverständlich. Meistens war er unbekümmert, ein toller Chef, bisweilen auch ein wenig launisch und stets bereit, zum Mittagessen zu verschwinden. Und ich liebte ihn. Als wir an diesem Vormittag auf der Landeplattform aufsetzten, wurde mir klar, dass der Tag kommen würde, an dem ich alles darum geben würde, könnte ich diesen Moment noch einmal erleben, hätte ich ihn wieder an meiner Seite. Alles ist vergänglich, so sagte er gern. Darum war Rainbow so erfolgreich, weil die Leute immer wieder versuchen, ein Stück Vergangenheit zurückzuholen. Sich daran festzuhalten, so gut sie nur können.

Einundvierzig
    Die Wahrheit wird überbewertet.
Manchmal ist es besser, an Märchen zu glauben.
    Armand Ti , Illusionen , 1400
    Etwa zu der Zeit, zu der die Ärzte Melissa mitteilten, dass Cori und Sabol sich nun ungefährdet dem Rest der Welt stellen konnten, erhielten wir einen Ruf von Charlie. »Wir kommen heim «, sagte er. Dieses Mal trat er als Doppelgänger von Rod Baker, dem Vid-Action-Abenteuer-Helden, in Erscheinung. Er war gekleidet wie Rod, bereit für die Wildnis, einen Blaster im Gürtel und einen waldgrünen Tropenhut auf dem Kopf, den er tief über die Augen gezogen hatte. Er sah toll aus. »Wir sind noch ein paar Stunden von Skydeck entfernt, und ich dachte, ihr Leute habt vielleicht morgen Abend Lust, ein bisschen zu feiern.«
    »Bestimmt, Charlie«, sagte ich. »Alex muss ich erst fragen, aber ich bin sicher, er wird auch da sein. Sehe ich das richtig, dass eure Mission erfolgreich war?«
    »Wir haben uns ganz gut geschlagen. Wir haben acht Betas geborgen. Darunter eine, an der Alex besonders interessiert sein dürfte.«
    »Was meinst du damit?«
    »Jorge kann ihm einen detaillierten Bericht über die letzten Tage im Parnassushaus geben, in denen sie versucht haben, den Planeten zu verlassen.«
    »Was ist das Parnassushaus?«
    »Alex wird es wissen. Das war das Nervenzentrum dieser Welt, als es zum Kollaps gekommen ist. Jedenfalls werden wir morgen bei Doc feiern. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Ja.«
    »Wir werden vorerst nicht offiziell bekannt geben, was wir erreicht haben. Wir haben vor, noch eine Weile zu warten.«
    »Warum?«
    »Im Moment beherrschen Sie, Alex und Dot die Nachrichten. Wir wollen Sie da nicht verdrängen. Übrigens, das mit Dot tut mir leid. Sie muss eine bemerkenswerte Frau gewesen sein.«
    Parnassushaus, so erklärte mir Alex, das war der Ort, an dem im Laufe der letzten Tage von Villanueva die Entscheidungen getroffen wurden. »Wir haben kein klares Bild von den Ereignissen kurz vor dem Ende. Es ist so lange her. Es gibt alle möglichen, einander widersprechenden Geschichten. Margus Virandi war ein heldenhafter Regent, der Philip Klaus entmachtet hat, einen unentschlossenen Idioten, der sich unter einer Käseglocke verkrochen hatte und anscheinend überhaupt nicht wusste, was los war. Virandi hat dabei einen Arm verloren, aber er traf die richtigen Entscheidungen und hat vielen das Leben gerettet. Am Ende hat er aber das eigene geopfert, weil er zu lange blieb. Oder war er doch nur ein machtbesessener Irrer, der glaubte, die Vorhersagen über die gefährliche Wolke wären Teil einer Verschwörung mit dem Ziel, Klaus heroisch aussehen zu lassen? Dann wären am Ende seinetwegen haufenweise Leute unnötigerweise ums Leben
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