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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten
Autoren: Amanda Cross
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weiß«, sagte Kate. »Und hier in der Stadt gießt man eine Leiche in Zement ein und versenkt sie im Fluß.«
    »Hast du jemals mit Zement zu tun gehabt? Man braucht einen Platz, wo man ihn mischen kann, und eine Möglichkeit, einen so schweren Gegenstand in den Fluß zu werfen. Das kann nicht die Arbeit eines einzelnen sein.«
    »Ich glaube trotzdem, daß es Zement war«, sagte Kate.
    »Im Keller, nimmst du an, wie ich annehme.«

    »Du hast also auch schon daran gedacht?«
    »Wie sollte man nicht darauf kommen bei deinen Erzählungen von nicht ausgebauten Kellerräumen und Biddys Erklärung, der einzige Raum dort unten, außer der Waschküche, sei Martins Arbeitszimmer? Er brauchte es nur zu tun, als sie mit den Kindern in Kalifornien war; da konnte er sich viel Zeit lassen. Anschließend zog er dann aus. Gehen deine Gedanken ungefähr in diese Richtung?«
    »Reed, manchmal glaube ich, wir sind zu lange verheiratet.«
    »Ich habe nicht deine Gedanken gelesen, meine Liebe. Ich habe lediglich die logischen Schlußfolgerungen gezogen, genau wie du.
    Die Frage ist nur, was kann man tun?«
    »Ist es wirklich so leicht, ein Loch in den Kellerfußboden zu graben und eine Leiche in Zement einzugießen? Ich versuche ganz logisch zu denken, wie man es ja muß, ohne Rücksicht auf die Tatsache, daß es sich um Alberta handelt.«
    »Es ist verdammt schwierig«, sagte Reed. »Aber man kann es tun, wenn man viel Zeit hat und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht unterbrochen wird. Man würde den Zementfußboden mit einer Spitzhacke aufbrechen. Man würde den Zement in einem großen Holzgefäß anmischen, vielleicht in einer alten Schreibtischschubla-de. Wenn das Gefäß aus Holz ist, kann man es verbrennen; natürlich würde etwas verkohlter Zement übrigbleiben, aber man rechnet ja nicht damit, daß jemand nach irgendwelchen Hinweisen sucht. Man läßt dann die Leiche in das gegrabene Loch fallen, gießt den angerührten Zement darüber und glättet schließlich die ganze Sache, so daß es für einen zufälligen Betrachter derselbe Zementfußboden ist wie immer. Wenn man besonders sorgfältig ist, kann man noch etwas Schmutz darüber verteilen; dann wird kein Unterschied mehr zwischen dem alten und dem neuen Teil zu erkennen sein.«
    »Okay; angenommen, er hat es so gemacht«, sagte Kate und sah dabei so krank aus, wie sie sich fühlte. »Was können wir tun? Biddy fragen, ob sie uns ihr Haus über ein Wochenende überläßt und dann den Fußboden im Keller aufmeißeln?«
    »Das ist nicht zu empfehlen«, sagte Reed, »und zwar aus einer Reihe von Gründen. Die ganz offenkundigen, wie Haftung und Beschädigung fremden Eigentums, möchte ich dir ersparen. Aber da ist schließlich auch Biddy. Nimm einmal an, Martin hat einen guten Anwalt, dem es beinahe gelingt zu beweisen, daß Biddy sie dort vergraben hat! Ich bezweifle, daß unsere Ansicht über die Stärke der Freundschaft zwischen den beiden Frauen vor Gericht eine besondere Beweiskraft hätte.«
    »Offenbar werden wir ihn damit konfrontieren müssen«, sagte Kate. »Das heißt, ich werde ihn damit konfrontieren müssen. Wenn wir zu zweit kommen, wird er überhaupt nichts sagen. Er muß in ein Gespräch gezogen und dann ganz überraschend zu einem Eingeständnis gebracht werden. Und versuch’ nur nicht, mir das auszure-den.«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Reed. »Ich finde die Idee super, ganz einfach super. Du beschuldigst einen Mörder seines Verbrechens und machst ihm klar, daß du weißt, wo er die Leiche vergraben hat. Dann stehst du auf und gehst davon. Kate, ein Mensch, der einmal gemordet hat, tut es auch ein zweites Mal, um sein Verbrechen zu verbergen. Auch wenn du bereit bist, dich neben Alberta im Keller wiederzufinden – ich bin es nicht.«
    »Aber du wüßtest dann doch, wo ich wäre, und könntest uns beide ausgraben.«
    »Sicher, das wäre schon ein Trost. Vergiß nicht, daß es schon ei-ne gewisse Beruhigung für ihn wäre, dich umzubringen. Man kann nur für einen Mord gehängt werden. Zwar hängen wir heute die Leute Gott sei Dank nicht mehr auf, aber die Prinzipien sind dieselben geblieben: Ein Dieb ist ein Dieb. Ich rede um den heißen Brei.
    Kate, natürlich habe ich über Jahre hinweg deine Marotten nach Kräften unterstützt – oh, verzeih’ bitte: deine äußerst wichtigen Nachforschungen –, aber dieses eine Mal mußt du auf mich hören.
    Du kannst dieses Risiko nicht eingehen, es sei denn, ich bin dabei, wenn du mit ihm redest und wir haben
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