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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Autoren: James Clemens
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schloss er die Tür und trat an ihre Seite. »Gut gemacht, Elena. Höchste Zeit, dass dieser Haufen einmal aufgerüttelt wurde. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch ertragen hätte, diese endlosen …«
    Dem Saal entronnen, verließ Elena mit einem Mal die Kraft, und sie stolperte.
    Er’ril packte sie am Ellbogen und bewahrte sie vor einem Sturz. »Elena?«
    Sie stützte sich schwer auf ihren Paladin. »Halt mich einfach fest, Er’ril«, stammelte sie, an allen Gliedern zitternd. »Lass mich nicht fallen.«
    Er verstärkte seinen Griff und trat näher. »Darauf kannst du dich immer verlassen«, flüsterte er.
    Elena tastete mit bloßen Fingern nach seiner Hand. Sie sah aus wie eine erwachsene Frau, doch das war Hexenwerk. Hinter dem Äußeren verbarg sich ein verängstigtes Mädchen aus dem Hochland. »Süße Mutter, was habe ich getan?« wimmerte sie.
    Er’ril drehte sie ein wenig und schob sie auf Armeslänge von sich. Dann beugte er sich zu ihr und zwang sie, ihm in die sturmgrauen Augen zu sehen. »Du hast ihnen nur gezeigt, worauf sie alle gewartet haben.«
    Sie betrachtete ihre Zehen. »Und was wäre das? Eine wahnsinnige Hexe, die süchtig ist nach Macht?«
    Er’ril fasste sie unter dem Kinn und hob ihren Kopf an. »Nein, du hast ihnen gezeigt, wie Alaseas Zukunft in Wahrheit aussieht.«
    Sie erwiderte seinen Blick nur einen Atemzug lang, dann seufzte sie. »Hoffentlich hast du Recht. Aber wie viele werden wir an diesem Tisch noch vorfinden, wenn morgen die Sonne aufgeht?«
    »Wie viele am Tisch sitzen, spielt keine Rolle. Wichtig ist, wie stark und wie entschlossen sie sind.«
    »Aber …«
    Er’ril brachte sie mit einem Kopfschütteln zum Schweigen und schob sie, ohne ihren Arm loszulassen, den Korridor entlang. »Wir haben uns nach dem Inselkrieg lange genug die Wunden geleckt. Dein Instinkt trügt dich nicht. Es ist Zeit, die Spreu vom Weizen zu sondern. Wer morgen bei Sonnenaufgang noch am Tisch sitzt, der ist auch bereit, den Kampf mit dem Schwarzen Herzen persönlich aufzunehmen.«
    Elena stützte sich auf den Arm des Präriemannes. In diesem Teil der weitläufigen Burg waren die Gänge schmal und dunkel, und die Fackeln waren spärlich verteilt. »Hoffentlich hast du Recht«, sagte sie endlich noch einmal.
    »Vertraue mir.«
    Schweigend gingen sie weiter. Elena hatte ihre Schwäche rasch überwunden und dachte über Er’rils Worte nach. Alaseas Zukunft. Aber was hielt sie bereit? Elena runzelte die Stirn. Wer konnte das wissen? Sie würden einfach den Weg gehen müssen, der vor ihnen lag.
    Plötzlich riss Er’ril heftig an ihrem Arm. Sie blieb stehen, und er trat vor sie. »Was soll das …?« sprudelte sie heraus.
    »Still!« Der Präriemann hatte sein Schwert gezogen und richtete es nach vorn auf die Schatten.
    Eine Gestalt trat aus dem Dunkel.
    »Nicht weiter!« bellte Er’ril. »Wer ist da?«
    Ohne Rücksicht auf das drohend gezückte Schwert machte die Gestalt noch einen Schritt und trat in den Schein einer Fackel. Es war ein Mann, etwas kleiner als Er’ril und spindeldürr. Er trug knielange Beinkleider aus Leinen, sein Oberkörper war nackt und glänzte im Feuerschein so schwarz wie Ebenholz. Auf seiner Stirn leuchtete eine weiße Narbe, die Rune eines sich öffnenden Auges.
    Elena drückte Er’rils Schwert nach unten und trat näher. Der Mann war ein Zo’ol, einer von den Kriegern aus dem Dschungel am Rand der Südlichen Ödlande. Sie hatten auf der Bleicher Hengst tapfer an ihrer Seite gekämpft.
    Der dunkelhäutige Mann senkte den Kopf. Er war fast kahl, nur ein langer schwarzer Zopf, geschmückt mit Schneckenmuscheln und Federn, hing ihm über die Schulter.
    »Was hast du in diesen Gängen herumzuschleichen?« fragte Er’ril schroff und ohne sein Schwert in die Scheide zu stecken.
    Der Mann hob den Blick zu Elena. Sie sah die Angst, die brennende Not in seinen Augen.
    Sie trat einen Schritt vor und spürte verwundert, wie Er’ril warnend ihren Arm drückte. Kam das Misstrauen des Präriemannes denn niemals zur Ruhe? Sie schüttelte seine Hand ab und beugte sich zu dem Schamanen vor. »Was gibt es?«
    Anstelle einer Antwort hob der Mann den Arm und öffnete die Faust. In seiner Hand lag eine abgegriffene Silbermünze mit dem Bild eines Schneeleoparden.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Elena. Aus Gesprächen mit ihrem Bruder Joach wusste sie, dass der Mann bei seinem Volk als Schamane galt, als Stammes weiser , wie man dort sagte. Sie hatte auch erfahren, dass er die Fähigkeit
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