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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady
Autoren: Carter Brown
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versuchte meinen Blick von
den elastisch wippenden Brüsten abzuwenden, als sie das Zimmer verließ, denn
sie war ganz offensichtlich Jamies Mädchen. Im Augenblick fand ich Al Fortunas
Dasein als ungefähr ebenso fade wie das des Polypen Al Wheeler. Mardi kehrte
mit einer großen Flasche zurück, die fast gänzlich mit einer roten Flüssigkeit
gefüllt war.
    »Mehr habe ich nicht finden
können, Al. Vermutlich handelt es sich um ein Überbleibsel von Louises Parties .« Sie las aufmerksam das Etikett. »>Ein
burgunderartiger Wein< steht hier drauf, und er hat garantiert fünfzehn
Prozent Alkohol. Ist das gut?«
    »Wollen wir es mal
herausfinden?« sagte ich vorsichtig.
    Sie füllte zwei große Schwenker
mit Wein. Er schmeckte so, wie meiner Ansicht nach Salpetersäure schmecken muß,
aber verglichen mit dem Kaffee bildete er entschieden einen Fortschritt. Mardi
trank einen vorsichtigen Schluck aus ihrem eigenen Glas, und ihr Gesicht hellte
sich auf.
    »Das schmeckt mir«, verkündete
sie. »Gar nicht wie Alkohol. Oder?«
    »Ich weiß nicht recht, wonach
er eigentlich schmeckt«, gestand ich. »Trinkt man auf Louises Parties immer solches Zeug?«
    »Es wird das getrunken, was
mitgebracht wird«, sagte sie. »Sam ist immer als erste betrunken, und dann wird
sie liebebedürftig. Das Ärgerliche ist, daß Louise immer denselben Haufen von
Spielern einlädt, und ich muß dann wegen Jamie und seiner Studie immer dabei
sein.«
    »Haben Sie je Louises
Schwester, Tracy Tenison, kennengelernt?«
    »Nein, aber ich habe schon ein
paarmal ihren Mann mit Louise zusammen getroffen. Er scheint ein netter Mann zu
sein, aber das weiß man natürlich nie. Ich meine, warum verabredet er sich mit
Louise, wenn er mit ihrer Schwester verheiratet ist?«
    Sie stand auf, füllte erneut
ihr Glas und kehrte zu der mitgenommen aussehenden Couch zurück. »Das ist ein
netter, weinartiger Wein! Wissen Sie, Al. Sie sind gar nicht wie die übrigen
Spieler. Ich mag Sie leiden.«
    »Wie steht’s mit Pat Nelson?«
    Ihr Mund verzog sich
mißbilligend. »Ich habe Ihnen schon vor der Party gesagt, daß er ein ekliger,
geiler Bock ist. Sein Partner, Chuck Fenwick, ist übrigens nicht im geringsten
besser.«
    »Ist das der Mann, mit dem
Louise letzten Samstag bei Camel war?« fragte ich.
    »Wenn sich Camel recht
erinnert, ja«, sagte sie zweifelnd. »Ich glaube, Camel bringt manchmal Zeiten und Leute durcheinander. «
    »Woher kriegt Louise ihr Geld
zum Spielen?«
    »Das weiß ich nicht; ich habe
sie nie danach gefragt.« Sie hob den Schwenker an die Lippen, leerte ihn und
kehrte zu der Flasche zurück, um sich erneut einzugießen. »Sie gehören doch
nicht zu den trübseligen Leuten, die finden, jeder sollte etwas tun, oder? Denn dann müßten Sie mich mißbilligen. Mein Vater hat mir eine kleine
Erbschaft hinterlassen, und die reicht, um davon zu leben, deshalb brauche ich
nicht zu arbeiten. Ich genieße einfach das Leben.« Sie runzelte nachdenklich
die Stirn. »Na ja, das ist jedenfalls meine Theorie — aber manchmal kann ich
nicht umhin, zu denken, es müßte außer Jamie auch sonst noch etwas im Leben
geben.« Sie hob ihr Glas und trank es leer, als enthielte es Zitronenlimonade.
Dann strebte sie erneut der Flasche zu.
    »He!« sagte ich. »Das ist
bereits Ihr viertes Glas.«
    »Ich weiß.« Sie nickte. »Aber
es macht mir nicht das geringste aus. Dieses fünfzehnprozentige Zeug scheint
bloß so was wie ein Aperitif zu sein, was?« Sie lehnte sich mit dem erneut
gefüllten Glas auf die Couch zurück. »Ich mag Jamie, aber er ist mehr wie ein
großer Bruder. Es ist angenehm, ihn um sich zu haben, aber mehr nicht.
Neuerdings frage ich mich immer wieder: Wo ist da eigentlich Spaß und
Aufregung? Wo ist da wildes Vergnügen und hingerissenes Entzücken? Und ich
rücke immer mit derselben Antwort heraus — bei Jamie nicht, soviel ist sicher.«
Ihr Blick wurde plötzlich schüchtern. »Ich möchte Ihnen das verraten. Ich war
froh, daß Jamies Wagen kaputt ging, so daß ich nicht zu Camels blöder Party zu
gehen brauchte; aber als Sie plötzlich aus dem Nichts auftauchten, habe ich die
erste beste Ausrede benutzt, um Sie mir für den Abend zu sichern!«
    »Ich fühle mich sehr geschmeichelt«,
sagte ich etwas unkonzentriert, denn ich war innerlich mit dem Problem
beschäftigt, ob ein weiterer Mundvoll des burgunderartigen Weines mir wohl
sämtliche Zähne aus dem Kiefer zöge.
    »Was halten Sie von mir, Al,
Liebster?«
    Der unverhüllt schwüle Ton
ihrer
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