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Al Wheeler und die Teufelsbrut

Al Wheeler und die Teufelsbrut

Titel: Al Wheeler und die Teufelsbrut
Autoren: Carter Brown
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panisch
durcheinanderzulaufen. Ich zerrte den weißen Overall hoch und riß die
Donald-Duck-Maske ab. Langes weizenblondes Haar fiel über die Schulter, und ich
blickte in Stephanie Channings Gesicht, das weiß vor Wut war.
    »Es ist ganz egal!« zischte sie
mich an. »Sie können uns trotzdem nicht aufhalten!«
    Ich stieß sie in die Arme eines
uniformierten Polizisten, der aussah, als sei er im Begriff, mir Handfesseln
anzulegen, weil ich diesen Aufruhr verursacht hatte, und strebte der Straße zu.
Ein kleiner Ring von blau Uniformierten umschloß die
Bikinimädchen und Hernandez, dessen Gesicht unter der Sonnenbräune blaß war und
der seine rechte Schulter umklammerte, während langsam Blut zwischen seinen
Fingern hindurchsickerte.
    Die Menge hatte sich von der
Stelle zurückgezogen, an der Sergeant Stevens ganz allein stand — bis auf die
regungslose Gestalt zu seinen Füßen.
    »Ich habe den Attentäter erst
entdeckt, als er diesen ersten Schuß abgegeben hatte, Lieutenant«, sagte er in
entschuldigendem Ton. »Dann dachte ich, ich könne nichts anderes tun, als ihn
abhalten, einen zweiten abzugeben.«
    »Sie haben sich völlig richtig
verhalten«, sagte ich. »Es sieht ohnehin so aus, als ob Hernandez nur einen
Schuß in die Schulter abbekommen hätte.«
    »Und ich dachte, Sie seien
übergeschnappt!«
    Er blickte auf die stille
Gestalt zu seinen Füßen, auf das Blut, das durch den weißen Overall drang und
sich zu einem häßlichen Fleck auf der Brust verbreiterte. »Was für ein
Verrückter war das denn?« fragte er.
    Ich bückte mich und entfernte
die groteske Maske, und das Gesicht der Mickymaus verschwand, um durch das von
Lisa Frazer ersetzt zu werden. Ihre Augen waren weit geöffnet, und noch lag ein
Ausdruck leichten Erstaunens in ihnen. Ihr Mund war auf eine animalisch
wirkende Weise über die Zähne zurückgezogen.
    »Eine Frau!« Stevens’ Stimme
wurde um eine Oktave schriller. »Wenn ich gewußt hätte, daß es eine Frau ist,
hätte ich—«
    »-nicht auf sie geschossen?«
sagte ich.
    Er nickte langsam. »Ja, das
stimmt wahrscheinlich.«
    »Genau das war der Grund,
weshalb ich Ihnen nicht erzählt habe, daß es eine Frau sein würde«, sagte ich
in unbeteiligt sachlichem Ton.
     
    Gegen sechs Uhr desselben
Abends war Charlies Bar nichts
anderes als ein schöner, sicherer Hafen. Meine Ohren dröhnten noch allein von
der Lautstärke der Lavers’schen Stimme, die mich den
ganzen Nachmittag lang zusammengedonnert hatte. Marian und Rona waren so weit
am Ende ihrer Nervenkräfte gewesen, daß sie uns die ganze Geschichte erzählt
hatten. Stephanie Channing war schweigsam und abweisend geblieben und ich
vermutete, daß sich das auch nicht mehr ändern würde. Aber die beiden anderen
Mädchen hatten uns mehr als genug berichtet, um jedes Geschworenengericht
zufriedenzustellen. Es war Lisa gewesen, die Alice Medina ermordet hatte und
ich hoffte, daß diese Tatsache Sergeant Stevens dazu bewog, sich etwas besser
zu fühlen. Aus aktuellem Anlaß nahm ich sogar an, daß er sich gut fühlte, denn
er hatte während der letzten Viertelstunde vier Martinis zu sich genommen.
    »Wissen Sie was, Lieutenant?«
sagte er plötzlich. »Die ganze Sache ist einfach unglaublich.«
    »Sie haben recht«, sagte ich.
»Was?«
    »Diese H.U.R.E. Affäre. Fünf
Frauenzimmer, die einer verrückten politischen Idee so ergeben sind, daß sie bereit
sind, dafür zu morden.«
    »Vier«, berichtigte ich. »Alice
Medina verliebte sich und sie wollte sich von der Gruppe zurückziehen, erinnern
Sie sich? Aber wie dem auch war, Schwamm drüber.«
    »So was kann ich nicht einfach
vergessen«, sagte er heftig-
    »Sehen wir die Sache mal so
an«, sagte ich. »Wie lange sind Sie Polizeibeamter?«
    »Seit rund sechs Jahren.«
    »Und in der ganzen Zeit haben
Sie nur eine Frau umgebracht«, sagte ich in tröstendem Ton. »Das ist ein sehr
guter Durchschnitt.«
    »Sie verdammter —« Dann sah er
das Grinsen auf meinem Gesicht und grinste zögernd zurück. »Vielleicht haben
Sie recht.«
    »Sie haben Hernandez das Leben
gerettet und Sie haben eine Mörderin erschossen«, sagte ich. »Vielleicht sollte
Ihnen der Sheriff einen Orden zukommen lassen.«
    »Alles, was er mir zukommen
ließ, war eine Schimpfkanonade, weil ich überhaupt auf Sie gehört habe. Wie
wär’s mit einem weiteren Drink, Lieutenant?«
    »Einen zum Abschied«, sagte
ich.
    »Eine wichtige Verabredung?«
    »Mit einem Stereogerät und eine
Flasche Scotch«, sagte ich. »Es gibt
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