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Akasha 02 - Der Attentäter

Akasha 02 - Der Attentäter

Titel: Akasha 02 - Der Attentäter
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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immer wieder nervös um, so als erwarte sie jeden Moment den Angriff einer ganzen Spinnenarmee. Bedachtsam folgte Broderic Lonnen ihr durch den Saal und musterte sie dabei. Die Frau – wie sie gleich darauf offenbarte, lautete ihr Name Alinde Tergentag – mochte etwa vierzig Jahre alt sein, und sie sah aus, als hätte sie schon seit vielen Normmonaten keine Hygienezelle mehr aufgesucht. Ihre langen und einstmals roten Haare waren zerzaust und verklebt, und auf der Haut ihres Gesichts hatten sich dicke Schmutzkrusten gebildet. Sie stank so sehr, daß Lonnen sich alle Mühe gab, nur durch den Mund zu atmen. Ihre Kleidung war für jemanden zugeschnitten, der sich mindestens durch die doppelte Körperfülle auszeichnete, und selbst nach einer exzessiven Strahlenwäsche wäre sie nicht mehr brauchbar gewesen. In den Taschen der weiten Hose steckten noch andere Waffen: Vibramesser, Projektilschleudern, Destruktoren und sogar ein automatisches und mit Verbaleffekt ausgestattetes Skalpell.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, schrillte die Stimme der Tergentag. »Es ist höchste Zeit für eine weitere Präventivmaßnahme. Wissen Sie, wenn man zu lange damit wartet, kriechen die Späher der Dämonenspinnen in den Saal, durch kleine Spalten und Ritzen, durch winzige Fugen. Ich habe versucht, alle Zugänge zu verriegeln, aber wie Sie sehen können, ist der Saal ziemlich groß, und ich würde Jahre brauchen. Nein, Präventivmaßnahmen sind das einzige geeignete Mittel, um den Kundschaftern der Dämonenspinnen den Garaus zu machen.«
    Broderic Lonnen sah sich um. Bei dem Saal handelte es sich um eine langgestreckte Räumlichkeit mit einem Durchmesser von mehr als vierhundert Metern, und an einigen Stellen wies er breite Fortsätze auf, wo vor vielen Jahren an den Außenwänden große Kupplungsmechanismen für die Ankoppelung weiterer Habitate angebracht worden waren. Durch die hohe und wie eine Kristallglocke wirkende Decke fiel das Licht der Sterne, und der Kakerlakenjäger bemerkte, daß eine der Sonnen wesentlich heller strahlte. Vielleicht lenkten die Piloten das Kosmotop Akasha nun in ein weiteres Sonnensystem; vielleicht hatten die Sonden wieder eine intelligente Zivilisation entdeckt, die möglicherweise bereit war, sich dem kulturellen Verbund Akashas anzuschließen. Lonnen dachte kurz daran, daß dadurch weitere Käfer in das Kosmotop eingeschleppt werden konnten, und bestimmt würde sich der Kakerlakenkönig sehr über eine Vergrößerung seiner Streitmacht freuen.
    An den Wänden leuchteten grell einige Dutzend Bogenlampen, und ihr Licht fiel auf die leeren Installationsmodule, die an vielen Stellen aus dem Boden des Aggregatesaals ragten. Lonnen vermutete, daß sie für die Aufnahme von Gyrostaten und Kreiselstabilisatoren gedacht waren – für Geräte also, die nicht nur für eine Angleichung der verschiedenen Bewegungsmomente der aneinandergekoppelten Habitate sorgten, sondern darüber hinaus auch auf die Signale aus den Pilotenkanzeln reagierten und ein Auseinanderbrechen des gewaltigen Kosmotops verhinderten, wenn es zu Kurswechseln oder Beschleunigungs- und Verzögerungsphasen kam. Die Zeichen des Verfalls und Niedergangs waren überall deutlich zu sehen. Der Plan, an die Kupplungsmechanismen dieser Verteilerhalle weitere Habitate anzukoppeln, war offenbar schon vor Jahrhunderten aufgegeben worden, und seitdem hatte sich niemand um die technischen Anlagen in dem Aggregatesaal gekümmert. Broderic Lonnen nickte und kniff die Augen zusammen. Er war sicher, daß auch dies ein Werk des Kakerlakenkönigs war, und einmal mehr sah er die enorme Bedeutung seiner Aufgabe bestätigt.
    Alinde Tergentag führte ihn in einen bunkerähnlichen Bau, der auf einer hohen Plattform errichtet worden war. Aus schießschartenähnlichen Öffnungen in den Außenwänden ragten die Läufe von Giftspritzen und Lasern, und in den Mündungen der großen Destruktoren glühte es unheilverkündend. Die Frau schloß die Tür ihrer Bastion, und Lonnen hustete und würgte. Der in dem Bunker herrschende Gestank drehte ihm den Magen um und verstärkte das Pochen in seinem Hinterkopf. Im matten Schimmern einer chemischen Leuchtröhre sah er einige verdreckte Matratzen, eine Toilette, deren Kunststoff inzwischen zu einem Tummelplatz für Bakterien geworden war, und einen Turm aus Hunderten von Konserven. Zwischen einigen von ihnen glaubte er die feinen Gespinste winziger Spinnennetze zu entdecken, aber er hielt es für besser, Alinde nichts davon zu sagen.
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