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Akasha 02 - Der Attentäter

Akasha 02 - Der Attentäter

Titel: Akasha 02 - Der Attentäter
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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geführten elektronischen Journalen als Guthaben gebucht wurden – DeTschenris Stimmung beträchtlich, und so lächelte er zufrieden, als er sich seinem Ziel näherte.
    Der ›Turm‹ war kein wirklicher Turm. Dabei handelte es sich um eine Bezeichnung, die DeTschenri von den Medusen übernommen hatte. Der ›Turm‹ stellte ein Konglomerat aus Hunderten von mehrfarbigen Kuben, Würfeln, hohlen Streben und dicken und balkenähnlichen Konstruktionen dar und bildete damit ein Labyrinth mit einer Fläche von mehr als hunderttausend Quadratkilometern. Hier und dort an der Peripherie der gewaltigen Masse, die von einigen Dutzend Gravitatoren stabilisiert wurde, glühte das Schillern von Ergsonnen durch das gelbe Zwielicht des H'annerin-Habitats. Der Wegweiser hielt auf die dunkle Öffnung in einem Balken zu, und als DeTschenri ihm weiterhin folgte, achtete er darauf, den an einigen Stellen blinkenden Warnbaken nicht zu nahe zu kommen. Sie kennzeichneten die Orte, an denen die KKM den atmosphärischen Druck räumlich begrenzt auf das Tausendfache steigerten. Die dort in den Methan- und Ammoniaknebeln schwebenden H'annerin sahen aus wie Fladen, und andere Geschöpfe segelten am Rande der Hochdruckzonen hin und her, sammelten die Eier der Medusen ein und brachten sie rasch in die Bruthorte im Innern des ›Turms‹. Manchmal vernahm DeTschenri schrille Geräusche, aber der Transkriptor an seinem Gürtel weigerte sich, verständliche Laute aus ihnen zu formen.
    Im Innern des ›Turms‹ war es so dunkel, daß DeTschenri die schon vorbereitete und speziell justierte Infrarotbrille aufsetzen mußte, um sich überhaupt orientieren zu können. Er befand sich in einer kleinen Kammer, in deren Wänden und auch der Decke sich die schwarzen Öffnungen verschiedener Tunnel zeigten, die tiefer in die Bruthorte der H'annerin hineinführten. In dem braunen Gasdunst schwebten einige Wesen von unterschiedlicher Gestalt; manche sahen aus wie zu groß geratene Würmer, andere wie körperlose Hände. DeTschenri brauchte nicht allzu lange zu warten. Es dauerte nur eine knappe Minute, bevor sich etwas Großes in dem Zwielicht bewegte und er den halbkugelförmigen Leib einer auf ihn zuschwebenden Meduse sah. Die Nesselfäden wirkten wie dünne Beine, die den quallenförmigen Körper des H'annerin über den Boden der Kammer trugen. DeTschenri rückte die rüsselartige Atemmaske ein wenig zur Seite – gerade soweit, daß sich die Saugnäpfe der Isolierung nicht von seiner Haut lösten – und erwartete den Partner, der wie ein Geschwulst mit sonderbarem Eigenleben über die Außenmembran der Meduse kroch. Als die mehrere Meter langen Nesselfäden der Meduse über die schlichte Kombination des Mannes tasteten und schließlich am nackten Hals verharrten, löste sich der Partner von der Exumbrella und näherte sich DeTschenri mit seltsam anmutenden Paddelbewegungen. Kurz darauf berührte er dessen rechte Gesichtshälfte und saugte sich blitzartig daran fest. Der Mann ignorierte das brennende Stechen und konzentrierte sich.
    Vor ihm veränderte sich der Glockenleib der Meduse. Das Ektoderm nahm eine kirschrote Färbung an, und im Gastralraum bildete sich ein überdimensioniertes Auge, dessen kalte blickende Pupille DeTschenri aus einer Entfernung von einem knappen Meter anstarrte.
    »Ein Besuch wieder?« übermittelte der auf der rechten Gesichtshälfte klebende Partner die Frage des H'annerin.
    DeTschenri nickte und erwiderte: »Ein erneuter Besuch, ja. Ich möchte mit einer Wissenschaftlerin namens Madalene Vergath sprechen. Sie arbeitet in den Bruthorten.«
    »Nicht kostenlos.« DeTschenri wußte, daß die Meduse nicht verbal mit ihm kommunizierte, auch wenn er diesen Eindruck gewann. Der Partner induzierte die entsprechenden Signale direkt in seine Hirnrinde; ohne das wurmartige Geschöpf war eine Verständigung mit den Medusen unmöglich.
    »Was soll das bedeuten?« fragte er argwöhnisch. »Nach unserer Vereinbarung habe ich jederzeit freien Zugang zum Turm.«
    »Zugang ist frei, aber kostenlos nicht«, lautete die rätselhafte Antwort.
    DeTschenri seufzte und befürchtete eine weitere jener schier endlosen Diskussionen, in denen es um H'annerin-Prinzipien ging, die ihm erstens noch immer ein Rätsel waren und ihn zweitens noch nie sonderlich interessiert hatten. Er verabscheute es, Geld für Dinge auszugeben, auf die er seiner Meinung nach ohnehin längst ein Recht hatte, und noch viel mehr haßte er es, Zeit zu verschwenden – Zeit, in der
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