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Airframe

Airframe

Titel: Airframe
Autoren: Michael Crichton
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Stockwerke hoch.
    »Phantastisch«, sagte er. Er deutete nach oben zu einer breiten, flachen Oberfläche. »Ist das der Flügel?«
    »Die Seitenflosse.«
    »Was?«
    »Der Schwanz, Bob.«
    »Das ist der Schwanz?« fragte Richman.
    Casey nickte. »Der Flügel ist da drüben«, sagte sie und deutete quer durch die Halle. »Er ist sechzig Meter lang - länger als ein Fußballfeld breit ist.«
    Eine Hupe ertönte. Einer der Kräne über ihren Köpfen setzte sich in Bewegung. Richman sah ihm nach.
    »Sind Sie zum ersten Mal in einer Montagehalle?«
    »Ja…« Richman drehte sich langsam um die eigene Achse. »Beeindruckend.«
    »Ja, groß sind sie«, sagte Casey.
    »Warum sind sie alle limonengrün?«
    »Sämtliche tragenden Teile werden mit Epoxidharz überzogen, um Korrosion zu verhindern. Und die Aluminiumhäute werden ebenfalls überzogen, damit sie bei der Montage nicht matt werden. Die Häute sind hochglanzpoliert und sehr teuer. Der Überzug bleibt deshalb drauf, bis der Vogel in die Lackiererei kommt.«
    »Wie bei GM sieht’s auf jeden Fall nicht aus«, sagte Richman, der sich immer noch umsah.
    »Stimmt«, sagte Casey. »Verglichen mit diesen Flugzeugen sind Autos ein Witz.«
    Richman drehte sich überrascht zu ihr um. »Ein Witz?«
    »Überlegen Sie mal«, entgegnete sie. »Ein Pontiac hat fünftausend Teile, und man kann einen in zwei Schichten bauen. Sechzehn Stunden. Das ist gar nichts. Aber diese Dinger da« - sie deutete auf das Flugzeug hoch über ihnen - »sind etwas ganz anderes. Der Großraumjet hat eine Million Teile und eine Produktionszeit von fünfundsiebzig Tagen. Kein anderes industrielles Produkt auf der Welt ist so kompliziert wie ein Passagierflugzeug. Es gibt nichts, was dem auch nur nahekommt. Und nichts, das so langlebig ist. Nehmen Sie einen Pontiac und lassen ihn tagein, tagaus laufen, und sehen Sie dann, was passiert. Der fällt in ein paar Monaten auseinander. Aber wir konstruieren unsere Jets für einen störungsfreien Flugeinsatz von zwanzig Jahren, und wir bauen sie so, daß sie doppelt so lange halten.«
    »Vierzig Jahre?« fragte Richman ungläubig. »Sie bauen sie für eine Lebenszeit von vierzig Jahren?«
    Casey nickte. »Es sind auf der ganzen Welt immer noch eine Menge N-5 in Dienst - und die bauen wir seit 1946 nicht mehr. Wir haben Flugzeuge, die schon das Vierfache ihrer projektierten Lebensdauer auf dem Buckel haben - das entspricht achtzig Jahren. Norton-Flugzeuge schaffen das. Douglas-Flugzeuge schaffen das. Aber kein Vogel eines anderen Herstellers. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Wow«, sagte Richman und schluckte.
    »Wir nennen das die Vogelfarm«, sagte Casey. »Die Flugzeuge sind so groß, daß es schwerfällt, ein Gefühl für den Maßstab des Ganzen zu kriegen.« Sie deutete zu einem Flugzeug rechts von ihnen, wo in verschiedenen Positionen kleine Gruppen von Leuten arbeiteten, alle mit Helmlampen, die das Metall beleuchteten. »Das sieht nicht nach vielen Leuten aus, oder?«
    »Nein, nicht viele.«
    »Das dürften ungefähr zweihundert Mann sein, die an diesem Flugzeug arbeiten - genug, um eine gesamte AutoFertigungsstraße zu bemannen. Aber das ist nur ein Stadium in unserer Fertigung - und wir haben insgesamt fünfzehn Stadien. Im Augenblick halten sich in dieser Halle fünftausend Leute auf.«
    Der Junge schüttelte erstaunt den Kopf. »Sieht irgendwie leer aus.«
    »Leider«, erwiderte Casey, »ist sie auch irgendwie leer. Die Fertigungsstraße für den Großraumjet läuft bei sechzig Prozent Kapazität - und drei von diesen Vögeln sind Blankos.«
    »Blankos?«
    »Maschinen, die wir ohne Kundenauftrag bauen. Wir müssen ein Minimum bauen, nur um die Straße am Laufen zu halten. Wir haben im Augenblick nicht so viele Aufträge, wie wir gern hätten. Der Pazifische Raum ist zwar die Wachstumsregion, aber bei der augenblicklichen Rezession in Japan ordert dieser Markt nicht. Und alle lassen ihre Maschinen länger fliegen. Die Konkurrenz ist deshalb sehr hart. Hier entlang.«
    Sie stieg schnell eine Metalltreppe hoch, und Richman folgte ihr mit klappernden Sohlen. Nach einem Absatz ging es eine zweite Treppe hoch. »Ich erzähle Ihnen das alles«, sagte sie, »damit Sie verstehen, worum es bei diesem Treffen geht. Wir arbeiten an diesen Maschinen mit unserem ganzen Herzblut. Die Leute sind stolz auf ihre Arbeit. Und sie mögen es gar nicht, wenn irgend etwas passiert.«
    Vor ihnen lag ein Laufsteg hoch über der Montagestraße. Sie gingen auf einen
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