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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Autoren: Gerhard Jelinek
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Diktator Julius Cäsar Opfer einer Verschwörung innerhalb seines engsten Kreises von Vertrauten. Es war eine blutige Intrige, ein Machtkampf um gewaltige Pfründe. Nicht das hehre Wohl der Republik trieb die Mörder an, sondern die Angst, ein allmächtiger Cäsar könne sich an ihren zusammengerafften ungeheuren Besitztümern bereichern, sie ermorden oder zumindest in die Verbannung schicken.
    Rund um den römischen Jahresanfang verdichtet sich die Stimmung in Rom. Die Nervosität scheint zum Greifen. Es ist ruhig in der Stadt, ruhig wie vor einem Gewitter. Die „Iden des Mars“ werden in der römischen Tradition ausgelassen gefeiert. Das Ende des Winters, der Beginn eines neuen fruchtbaren Jahres lässt das Volk Hemmungen und Schranken überwinden. Es wird getrunken, gevöllert, die Triebe sprießen. Doch dieses Mal will diese Volksfeststimmung nicht aufkommen – Cäsars Frau habe von drohenden Gewittern geträumt. Nachträglich wird man Zeichen gedeutet haben, Vorboten einer Katastrophe. Dann: Am späten Vormittag verbreitet sich eine unglaubliche Botschaft wie ein Lauffeuer durch die enge Stadt. Der Imperator Cäsar wurde ermordet! Die Bevölkerung gerät in Panik. Krawalle erschüttern die Stadt. Unschuldige werden massakriert, Häuser verwüstet, die Senatoren verstecken sich. Und Cäsars „magister eqitum“ (der Stellvertreter des Diktators), Marcus Aemilius Lepidus, lässt das Forum Romanum von cäsartreuen Veteranen besetzen.
    Julius Cäsar war zu mächtig geworden, viel zu mächtig. Dabei hatte gerade jener Senat, der sich von Cäsar bedroht fühlte, den Feldherrn und Konsul durch immer neue Ehrungen, Auszeichnungen und Lobpreisungen in liebedienerischer Art gleichsam den Menschen entrückt und ihn auf den Weg der „Vergöttlichung“ gedrängt. Formal war Cäsar erst vor wenigen Wochen für zehn Jahre zum Alleinherrscher, zum Diktator gewählt und bestellt worden. Dieser Vorgang war einmalig, erfolgte aber immer noch im Rahmen der staatsrechtlichen Möglichkeiten.
    Kleopatra lebte während Cäsars letzter Jahre in Rom. Von ihrem Palast am Esquilin hatte sie einen guten Überblick über die Intrigen in der Hauptstadt des römischen Reiches. Ihre Anwesenheit und ihr durchaus nicht bescheidenes Auftreten wurden von alteingesessenen Polit-Clans als zusätzliche Bedrohung ihrer Macht empfunden. Sie war eine orientalische Königin in einer noch immer nach republikanischen Grundsätzen regierten Stadt. Sie war eine selbstbewusste Frau in einem Gemeinwesen, wo Männer dominierten. Sie war die exotische Geliebte eines römischen Diktators. Daheim eine Königin, in Rom eine Kurtisane. Kleopatra war reich, reicher als jeder Mann in der Tiber-Stadt. Und sie zeigte den Reichtum. Sie trug Schmuck, wie ihn noch keine Frau in Rom gesehen hatte (die besten Stücke ließ sie ohnehin in Alexandria). Plinius bezifferte den Wert der Perlen, die sie als Ohrgehänge vorzugsweise trug, mit 420 Talenten pro Stück. Bei den römischen Immobilienpreisen konnte man mit einer Perle eine fashionable Villa am Mittelmeer erstehen.
    Kleopatra fiel aus allen Ordnungsrahmen. Sie war eine sichtbare Provokation. Sie war unter Cäsars Schutz unantastbar. So musste Cäsar selbst sterben.
    Im Senat wird der Diktator auf seinem erhöhten Stuhl von Bittstellern umringt. Ein Dutzend Senatoren drängen zu Cäsar, ziehen Messer aus der Toga und stechen zu. Er schreit auf, wehrt sich, brüllt wie ein wildes Tier. Ins Gesicht, in die Brust, in den ganzen Körper dringen die Messerspitzen ein. Der Feldherr kann sich losreißen, stürzt auf den Marmorboden des Senats, seine Toga blutig, zerfetzt. Cäsar greift ein Stück seines Gewandes, verbirgt sein Gesicht. Die brechenden Augen des Sterbenden soll niemand sehen.
    Für Kleopatra ist der Tod ihres Geliebten und politischen Beschützers eine Katastrophe. Sie verdankt ihr Reich und ihre Herrschaft über Ägypten Cäsars Legionen. Sie muss rasch handeln. Bei der Öffnung von Cäsars Testament erlebt sie eine Enttäuschung. Der Herrscher Roms erwähnt sie mit keinem Wort, erwähnt auch den gemeinsamen Sohn Cäsarion nicht. Cäsar setzt seinen Neffen Gaius Octavian zum Erben seines ungeheuren Vermögens ein. Die Villa und die Gärten, in denen Kleopatra lustwandelt, schenkt er dem römischen Volk. Zusätzlich erhält jeder erwachsene Römer 75 Drachmen. Die posthume Großzügigkeit Cäsars lässt die öffentliche Stimmung kippen. Cäsars Mörder fliehen aus der Stadt, einige werden gelyncht. Mark
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