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Adama: Teil 1 (German Edition)

Adama: Teil 1 (German Edition)

Titel: Adama: Teil 1 (German Edition)
Autoren: Laurent Bach
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einen Pantomimen, dessen Glieder zuckten. Jean Luc trat von
    einem Fuß auf den anderen. Dann kratzte er sich am Kopf.
    „Wo ist Modibo?“ fragte Adama.
    „Bei mir. Eingesperrt.“
    Adama las weiter, um sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Er wollte
    nicht weiter fragen. „Bei mir“ - was hieß das? Auf der Wache oder in der
    Privatwohnung? Jean Luc räusperte sich, dann rückte er dem wandernden Schatten
    des Baumes nach. Die Sonne stach vom Himmel. Ein Turmfalke stieß keckernde
    Schreie aus. Adamas Hand verschwand im Jutesack und kam mit einer Flasche
    Mineralwasser wieder hervor.
    „Möchtest du?“
    Jean Luc zögerte, dann ergriff er die Flasche. Adama blieb in das Buch vertieft.
    Schließlich war er sicher hier, wenn doch ein Polizist auf ihn aufpasste, dachte er
    sarkastisch. Mit jedem seiner Sinne spürte er jedoch Jean Lucs Reaktionen nach. Er
    lauschte auf die glucksenden Schlucke, blinzelte verstohlen zu ihm hin, schnupperte
    nach dem heutigen Eau de Toilette. Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, ohne
    dass sich einer von ihnen eine Blöße gab in diesem unsichtbaren Kampf. Ein
    verliebtes Paar näherte sich und suchte eine Schneekugel aus. Adama steckte das
    Geld ein und griff erneut zum Buch.
    „Was liest du da eigentlich?“
    „Hampate Ba.“
    „Kenn ich nicht.“
    Die Funiculaire spuckte neue Besucher aus, die an ihnen vorbei zu den weißen
    Kirchenmauern strebten.
    „Adama.“
    „Hm?“ Es war soweit. Jean Luc hatte sich entschieden. Was würde folgen? Das
    Klirren der Handschellen? Ein Telefonat mit der nächsten Polizeiwache?
    „Bitte, Adama.“
    Wieder dieser Hauch, der die Luft zum Schwingen brachte. Doch er musste erst seinen Freund retten.
    „Wo ist Modibo?“
    Da schnaubte Jean Luc verärgert und stieß sich vom Zaun ab. Seine Grübchen
    verschwanden, seine Miene drückte pure Verletzung aus. Mit klopfendem Herzen
    betrachtete Adama die knackige Kehrseite des Beamten, der in großen Schritten
    davon stob. Dann atmete er tief ein und schloss die Augen. Eine plötzliche
    Schwäche befiel ihn. Schnell hockte er sich hin und nahm die Flasche zur Hand,
    streichelte sie. Fast zärtlich schraubte er den Deckel ab, setzte seine Lippen an den
    Hals und trank genüsslich.
    Gegen Morgen tauchte Modibo verschwitzt und stinkend in ihrem Zimmer auf und
    lehnte sich schwer atmend an das Türblatt.
     
    ****
     
    „Mann, was für eine Scheiße. Dieser Kerl war vermummt, ich hatte keine Chance.
    Der hatte eine Knarre an meinen Kopf gesetzt“, erzählte Modibo.
    Seitdem sie aufgebrochen waren, fühlte Adama sich leicht und beschwingt. Das
    Gefühl der Macht über Jean Luc wollte er noch eine Weile auskosten. Man wusste
    nie, wie lange es währte.
    „Deshalb die nasse Hose“, sagte Adama und grinste.
    „Nein - ja, ach, ist doch egal.“ Modibo schwieg und linste um die Ecke eines Hauses
    auf dem Place de Termes, denn zwei Soldaten, die ihre automatische Waffen wie
    Babys auf den Armen hielten, passierten gerade den Platz vor der Kirche.
    „Sind sie weg?“ fragte Adama und reckte seinen Kopf.
    „Ja, gleich.“
    „Kommen die öfter?“
    „Ja, hin und wieder. Hier könnten sich ja Terroristen austoben.“
    Modibo erzählte weiter. „Na ja, und dann hat er meine Augen verbunden und mich
    mit dem Auto irgendwo hingekarrt. Warum er mich später wieder freigelassen hat -
    keine Ahnung.“
    Auf den Wink seines Freundes packte Adama seinen Sack und sie gelangten
    gemeinsam zum angestammten Platz. Die Frühaufsteher, meistens Touristen, die
    auf dem Montmartre ihr Hotel bezogen hatten, waren bereits unterwegs, die
    Portraitmaler schlurften mit ihrer Staffelei herbei und richteten sich auf dem Dorfplatz
    ein.
    Wie immer erschien Jean Luc in den Mittagstunden.
    „Modibo! Wo warst du gestern?“
    Heute blieb der Handschlag aus, der ja nur einmal im Monat nötig war.
    „Geht dich doch nichts an.“
    „Wenn du erlaubst, werde ich dir Adama entführen. Wir müssen das mit der
    Bezahlung regeln.“
    Adama spielte das Spiel mit. Modibo war wieder auf freiem Fuß und der hübsche
    Bulle war scharf auf ihn, das konnte ein schwuler Blinder sehen. Adama seufzte und
    tat so, als gäbe er nach schweren Herzens nach.
    „Meinetwegen. Modibo, bringst du meine Sachen heim?“
    Sein Freund staunte: „Dauert das denn so lange? Kommst du nicht wieder?“
    „Also, wenn der Typ nicht zuviel Geld haben will, komme ich nicht wieder. Ich nehme
    mir dann mal frei.“
    Modibo fuchtelte mit dem Zeigefinger
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