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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY!
Autoren: Michael Mittermeier
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können. Ich vergaß zu erwähnen, dass Eltern bei der realistischen Einschätzung ihrer eigenen Kinder nicht herangezogen werden dürfen. Da kriegst du kein wirklich objektives Statement. Das hat die Natur so eingerichtet. Eltern sehen ihre Kleinen und deren Taten meist durch eine rosa Brille, und die fungiert wie ein Filter für kritische Zwischeninformationen. Es kann schon mal vorkommen, dass einen eine Mutter mit ehrlichem Lächeln fragt: »Ist unser Kleiner nicht süß?«
    »Ja, äh, aber euer Kleiner hat gerade das ganze Restaurant zusammengeschrien, die Tischdecke mit allem drauf abgeräumt und mir auf die Hose gekotzt.«
    Der rosa Eraser schaltet sich ein – zipp: »Der Cedric ist halt manchmal ein bisschen ungestüm.«
    »Schönes Wort. Attila, der Hunnenkönig war auch ein bisschen ungestüm.«
    »Schau, er lächelt dich an. Das ist seine Art, Verzeihung zu sagen.«
    Ich frage mich, ob der Attila das auch gemacht hat? Wenn seine Hunnenburschen ein Dorf dem Erdboden gleichgemacht und dessen Bevölkerungszahl um 82 % reduziert haben, hat er dann die paar Überlebenden angelächelt: »Nichts für ungut«? Und hat die restliche Dorfbevölkerung dann freundlich reagiert: »Kein Problem Attila, so sind Hunnen halt. Immer ein bisschen ungestüm«?
    Hat die Mama von Adolf Hitler jemals geschimpft: »Ein Lausbub ist er schon, der Dolfi«?
    Das größte Kompliment für Eltern ist, dass man ihre Kinder lobt. Aber Eltern wollen nicht die Wahrheit wissen, sondern nur eine Bestätigung ihrer bedingungslosen Liebe für die eigene Brut. Entschuldigung, aber es ist so. Wer etwas Negatives sagt, ist sofort ein Kinderhasser und Stimmungsverderber. Als der oben genannte Cedric im Restaurant auch noch die Bedienung angespuckt und sie mit »du alte Pissi-Sau« beschimpft hatte, hätte man dann wirklich hinterm Berg halten und nur sagen sollen: »Mei, is der daheim auch so brav?«
    Hätte es die Menschheit weiter gebracht, wenn ich gesagt hätte, was mir auf den Lippen lag: »Oh, jetzt hat der kleine Cedric seine Mutter mit der Bedienung verwechselt.«
    Oder was sollte man zum Beispiel den Eltern von Monica Lewinsky nach der Clinton-Affäre Positives über ihr Mädchen sagen: »Aber Ihre Tochter hat den Präsidenten gut geblasen«?
    Hier noch ein kleiner Tipp: Wer von Freunden eingeladen wird, die definitiv ein oder mehrere Arschlochkinder ihr Eigen nennen, und sie nicht besuchen will, muss nur vorspielen, dass er krank ist. Aber nicht einfach sagen, man sei krank, das könnte verdächtig sein. Das geht cleverer. Man ruft bei den AK-Erzeugern an.
    »Hallo?«
    Dann ganz erbärmlich husten und kratzig sprechen: »Servus, öch, öch, du, wann sollen wir denn zu euch kommen? Öch, öch, öch …«
    »Bist du krank?«
    »Nein.«
    Dann noch etwas schlimmer husten: »Öch, öch, öch!«
    »Du bist doch krank?«
    »Nein, nur ein bisschen Husten mit grünem Schleim, das geht bald wieder weg.«
    »Dann bleib aber lieber daheim, sonst steckst du noch unsere Kinder an!«
    »Meinst du echt, öch, öch?«
    »Ja, da gehen wir besser kein Risiko ein.«
    »Schade, wir wären so gerne gekommen, öch.«
    »Tschüs und gute Besserung.«
    »Danke.«
    Wer schauspielerisch nicht so veranlagt ist, kann es noch einfacher machen. Anrufen, um zu fragen, ob man was mitbringen soll, dann beiläufig den Satz einfügen: »Wir waren am Wochenende bei Freunden, da hatten die Kinder Läuse. Stell dir das mal vor, das glaubst du nicht …«
    Das wirkt. Es gibt eine große Vielfalt von Schutztechniken,die man anwenden kann. Und das Gute daran ist ja auch, dass die AK-Eltern sich so keine Gedanken machen, dass man nicht kommen will – zipp –, da sie ja das liebste Kind der Welt zu Hause haben. Die glauben auch die haarsträubendsten Geschichten!

[Menü]
    Arschlocheltern
    Mir ist natürlich bewusst, dass die Arschlochkindtheorie etwas eindimensional ist und ich es mir sehr einfach mache, die Missstände der Menschheit damit zu erklären. Nun sitze ich viele Jahre nach dem Erfinden der Theorie da, bin selbst Vater und muss ein Update machen. Nennen wir es einfach mal AK 2.0. Wer zum Beispiel im Fernsehen die Supernanny sieht, denkt, da werden wieder mal von RTL verhaltensgestörte Arschlochkinder vorgeführt. Aber dann geht die Tür auf und deren Eltern kommen herein: »Hey, Mario, halt dein Maul, sonst gibt es auf die Fresse.«
    Es ist auch im normalen Leben so, dass du auf Arschlochkinder triffst und dann deren Eltern siehst und dir denkst: »Die hatten ja
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