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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)
Autoren: Petros Markaris
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guttun wird. Es ist besser für ihn, als immer nur seine Pflanzen zu gießen und darüber nachzugrübeln, ob er mit seiner Rente die Wasserrechnung noch bezahlen kann.«
    »Was ist jetzt mit Demertsis?«
    »Was soll sein? Er sitzt in Untersuchungshaft.«
    Die von Pavlos, Kyriakos Demertsis’ Freund, angegebene Adresse liegt im Stadtteil Kypseli. Da wir zunächst Sissis abholen, fahren wir über die Acharnon-Straße. Jedes zweite Geschäft hat die Rollläden heruntergelassen, die einen stehen zum Verkauf, die anderen suchen einen Mieter. Doch die Annoncen hängen völlig umsonst da. Niemand mietet oder kauft etwas in Zeiten wie diesen.
    Das umgenutzte Hotel befindet sich in der Tenedou-Straße, an der Ecke zur Fußgängerzone der Ajias-Sonis-Straße, es ist ein beigefarbenes vierstöckiges Gebäude mit Balkonen, die auf beide Straßen blicken. Über dem Eingang wehen noch die traurigen Überreste der Fahnen, die an die Glanzzeiten des Hotels erinnern: eine griechische und eine US -amerikanische Flagge, eine EU -Fahne und eine weitere unbekannter Herkunft.
    Pavlos erwartet uns am Eingang. Er ist das glatte Gegenteil von Kyriakos Demertsis. Pavlos ist gedrungen, und sein zerzaustes Barthaar wirkt keineswegs gepflegt, sondern eher so, als hätte er vergessen, sich zu rasieren.
    »Ich bin Pavlos«, stellt er sich vor. Dann deutet er auf eine dunkelhaarige junge Frau in Jeans, T-Shirt und Sportjacke, die neben ihm steht. »Und das ist Loukia.«
    Als er sieht, dass ich im Seat sitzen geblieben bin, weil ich keinen Parkplatz finde, meint er:
    »Parken Sie doch auch in der Fußgängerzone.«
    Ich lasse meinen Wagen schräg gegenüber vor einem Wohnhaus stehen und folge der Vorhut in das neugeschaffene Obdachlosenheim.
    Hinter dem Tresen der Rezeption befindet sich die Schlüsselablage, deren Fächer genau denselben Leerstand aufweisen wie die Geschäfte in der Acharnon-Straße. Rechts muss der Frühstücksraum gewesen sein. Zwar stehen Tische und Stühle darin, doch das billige Resopal lässt vermuten, dass sie von den neuen Bewohnern stammen müssen.
    »Wie sind Sie auf dieses Gebäude gekommen?«, wendet sich Katerina an Pavlos.
    »Loukia war’s«, erwidert Pavlos mit einem Lächeln. »Sie kam eines Tages zufällig hier vorbei und hat gesehen, dass das Hotel nicht mehr in Betrieb war. So haben wir es begutachtet und festgestellt, dass es tatsächlich leer stand.« Mit einem noch breiteren Lächeln wendet er sich mir zu. »Fragen Sie lieber nicht, wie wir hereingekommen sind, Herr Kommissar. Die Polizei muss ja schließlich nicht alles wissen.«
    »Solange keine Anzeige vorliegt, hat die Polizei keinen Grund einzuschreiten.«
    »Es wird auch keine geben«, antwortet er entschieden.
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Zehn Tage nach unserem Einzug kam der Eigentümer, regte sich mächtig auf und drohte uns mit Rauswurf. Wir haben ihm erklärt, dass wir das Hotel für einen guten Zweck vorläufig besetzen. Schließlich haben wir uns darauf geeinigt, dass er es uns unter der Hand für fünfhundert Euro im Monat vermietet.« Er blickt Katerina an. »Verstehen Sie jetzt, warum wir versuchen, um jeden Preis Geld aufzutreiben? Es ist ja nicht bloß die Miete. Das Hotel war vollkommen leer, also mussten wir Feldbetten, Kissen und Decken beschaffen. Ein paar Küchengeräte brauchten wir auch. Jetzt können wir den Leuten jeden Tag eine warme Mahlzeit anbieten. Dazu kommen noch Strom- und Wasserkosten. Um die Finanzierung kümmern wir uns ganz allein, wir wollen keine Hilfe von außen.«
    »Aber Kyriakos ist euch im Gefängnis wohl kaum von großem Nutzen«, meint Katerina.
    Loukia lacht auf. »Wenn er als Drogendealer weitermacht, dann verdient er eine ganze Menge«, sagt sie zu Katerina. Richtig wohl fühlt sie sich bei ihrer Antwort aber nicht, denn sie wird sofort wieder ernst. »Aber Spaß beiseite, Kyriakos wirkt ruhig und zurückhaltend, und keiner traut ihm die Hartnäckigkeit zu, mit der er seine Ziele verfolgt. Wir jobben alle ein bisschen und stecken unser Geld dann ins Asyl. Aber Kyriakos leistet mehr als alle anderen.«
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Küche, bevor wir zu den Zimmern hochgehen«, meint Pavlos.
    Es handelt sich um einen kleinen Raum, in dem früher das Frühstück für die Hotelgäste zubereitet wurde. Eine Sechzigjährige steht über zwei Kochtöpfe gebeugt, die auf dem Herd stehen.
    »Frau Frosso wohnt auch hier bei uns. Wir bringen ihr die Esswaren, und sie übernimmt das Kochen«, erläutert
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