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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Autoren: Karin Auditor
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Shekowah würde sich nicht so leicht mit kargen Worten und fadenscheinigen Argumenten überzeugen lassen. Eldana seufzte und lenkte ihre Stute Samrin in Richtung Waldrand. Ihr Blick jedoch verharrte auf einer Erscheinung, die nicht zu der unbewohnten Häuserfassade zu passen schien, an der sie gerade vorbeiritt. Ein dünner Rauchfaden kringelte sich aus einer der einsamen Fensterhöhlen und verschwand kurze Zeit später in einer schäbigen Seitengasse. Eldana brachte Samrin zum Stehen und starrte verwundert auf die Stelle, wo der Rauch erschienen war. Doch da war nichts mehr. Wie konnte ein Rauchfaden so schnell verschwinden?
    Eldana schnalzte leise und ihre Stute setzte sich wieder in Bewegung. Achtsam ließ die Heilerin den Blick erneut in die Nebengasse streifen. Jetzt saß dort am Fuße eines großen Müllhaufens ein grauer Wolfshund und sah sie aufmerksam an. Eldana trabte an. Der Hund folgte ihr leichtfüßig. Streunende Hunde waren in Gentola nichts außergewöhnliches, doch Eldana wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Hund mehr war, als er vorgab zu sein. Sie galoppierte an und auch der Hund lief noch eine Weile hechelnd hinter ihr her. Als sie jedoch den Waldrand erreicht hatte und sich noch einmal umdrehte, fehlte von ihrem Verfolger jede Spur.
    Eine halbe Stunde später erreichte Eldana die rote Wehrburg, von deren Zinnen man über die Ebene von Nuelingar bis hin nach Lichterstadt sehen konnte. Eldanas Blick jedoch galt nicht der beeindruckenden Aussicht der kahlen Anhöhe, sondern einer großen, blaugrauen Krähe, die auf einem Mauervorsprung hockte und sie heiser ankrächzte. Gleichzeitig blitzten Erinnerungen an den nächtlichen Traum in Eldana auf: Ein Grabstein, verziert mit merkwürdigen Runen, ein blauer Stein und Raben, die ihr die Hand zerfetzten! Sie schüttelte den Kopf und vertrieb die beunruhigenden Bilder.
    Abseits des Weges, im Schatten der Wehrburg legte Eldana kurze Zeit später eine Pause ein und verzehrte ihr Morgenbrot. Wie sie vermutet hatte, kam nach kurzer Zeit die Krähe angeflogen und bettelte um Futter. Eldana warf einige Brotkrumen zu Boden und beobachtete, wie der große Vogel mit ausladenden Bewegungen die Krumen aufpickte. Suchend und scharrend fuhr der Vogel dabei mit dem Schnabel am Boden entlang und hinterließ schmale linienförmige Spuren im Sand.
    Nach einer Weile unauffälliger Beobachtung erkannte Eldana, dass diese scheinbar zufälligen Linien der Symbolsprache Falfarevs entstammten, die sie allerdings nur rudimentär beherrschte. Sie warf noch einige weitere Brotkrumen zu Boden, um das Unterfangen der Krähe, ihr möglicherweise eine Botschaft zukommen zu lassen, zu vertuschen. Dann streckte sie sich auf dem Boden aus, lockerte ihre verspannten Gliedmaßen und schloss die Augen. In ihrem Kopf jedoch arbeitete es unermüdlich. Ihr fielen zwei mögliche Bedeutungen für die Symbole ein. Entweder hieß die Botschaft: »Schnell weiter!« oder »Schnell zurück!« Wenn das die Wahl war, dann wollte sie lieber schnell weiter.
    Eldana öffnete die Augen und sah, dass der merkwürdige Vogel verschwunden war. Kopfschüttelnd erhob sie sich und ging zu ihrem Pferd zurück. Während sie jedoch den Fuß in den Steigbügel steckte, sprang aus dem nahen Gebüsch der graue Wolfshund hervor und fletschte knurrend die Zähne. Eldana taumelte zurück. Der Hund aber machte einen Satz und ihr Pferd bäumte sich panisch auf und sprengte davon. Eldana wurde umgerissen und stürzte zu Boden. Ihr Kopf schlug hart auf einer Wurzel auf und sie verlor das Bewusstsein; sonst hätte sie vielleicht noch gesehen, dass der wölfische Hund es nicht auf sie abgesehen hatte, sondern auf ihr Pferd, das sich nun Haken schlagend in den angrenzenden Wald flüchtete.

Unter Freunden

    Shekowah erwachte erst gegen Abend. Noch immer lag das Buch der Tausend Geheimnisse auf seiner Brust. Die blauen Kristalle, die aus der Decke ragten, tauchten den Raum in ein schummriges Licht.
    Der König tastete nach der Kerze, die auf dem Nachtisch stand und entzündete sie. Es war sehr still. Wie spät konnte es sein? Falfarev war noch nicht schlafen gegangen.
    Kurz überlegte der König, in den gemütlichen Wohnraum zu gehen und nach seinem Freund zu sehen. Doch noch hatte er Eldanas Geschichte nicht zu Ende gelesen.
    Er nahm das Buch der Tausend Geheimnisse erneut in die Hand und las es in einem durch. Als er fertig war, rieb er sich kurz über die müden Augen und stand auf.
    Falfarev arbeitete im Schein der
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