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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Autoren: Karin Auditor
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einer unterirdischen Kammer öffnete.
    Jack sah sich aufmerksam um. Hinter einem großen Felsbrocken bemerkte er eine liegende Gestalt. Hätte er ein Herz gehabt, es hätte bis zum Bersten geklopft. So jedoch spürte er nur eine Anspannung in seiner Aura, die er als schmerzhaft empfand. Behutsam schwebte er näher und umrundete den Felsen. –
    Dort auf dem grauen Steinboden, zart von der durch den Spalt scheinenden Morgensonne beleuchtet, lag sein bleicher Körper. Er schien tot. Nur eine dünne, zerbrechliche Schutzschicht, die aus Vadoiten vierter Klasse gewoben war, hüllte ihn ein. Sie sah aus wie ein leuchtendweißes Leichentuch und zeigte an mehreren Stellen Risse und Einkerbungen, so als hätte eine boshafte Kraft an ihr genagt.
     
    Jack bemühte sich, den Blick nach innen zu führen und sich auf das Kommende vorzubereiten. Doch tiefe Zweifel stiegen in ihm auf. Dieser Körper würde ihn von all dem trennen, was er lieb gewonnen hatte: Seine geschärfte Wahrnehmung, die Möglichkeit zu fliegen und durch Wände zu gleiten und die Fähigkeit, seine Substanz mit anderen Wesenheiten zu verbinden. Andererseits band ihn dieser Körper auch an die menschliche Welt. Wenn er ihn sterben ließ, würde auch seine Seele nicht länger hier verweilen wollen. Sie brauchte diesen Körper und die Welt brauchte ihn, sonst war seine Reise in die Unterwelt vergebens gewesen.
    Die letzten Zweifel verstreuten sich wie der Frühnebel auf einer sonnendurchtränkten Wiese und jene, die widerspenstig waren, wurden von Jack bewusst in die untersten Winkel seines geschulten Bewusstseinshauses geschlossen. Dann schaute er auf sein Herz. Dort hinter der Brust, in der warmen Tiefe seines schützenden Rippenkerkers schlief es reglos und schien zu warten, dass ein Zauber es wecken würde.
    Für Jack war dieser Zauber eine pulsierende Energiewelle, die er seit der Ankunft in der Unterwelt in seiner schimmernden Aura gespürt hatte, ein unsichtbarer Herzschlag, der seine materielose Substanz dehnte und zusammenzog. Sie glich einem lungenloses Atmen, dem Luftholen eines grünen Blätterdachs ähnlich.
    Kaum hatte Jack damit begonnen, seinen Zauber zu wirken, seine schimmernde Hand auszustrecken und sich so seines Körpers zu bemächtigen, näherte sich ihm etwas Unheilvolles. Er spürte es und wusste seinen Namen, bevor dieses Etwas seinen Geist berührte. Er hatte sie gesehen, in Tenkaras dunkelsten Gedanken. Eine Kralle, die ihre Opfer umfasste und nie mehr losließ. Das Grauen wurde greifbar und schien ihm leise auf die substanzlose Schulter zu klopfen.
    »Was willst du von mir?«, fragte Jack mühsam gelassen und ohne sich dem gestaltlosen Schatten zuzuwenden. Doch statt einer Antwort spürte er, wie die Dichtigkeit der dunklen Substanz zunahm und sich eine Hand wie eine feuchkalte Zange um seinen Geist legte und ihm die vielschichtige Wahrnehmung und das bewusste Denken vernebelte. Er hatte keine Waffe dagegen. Nur eine grauenvoll deutliche Gewissheit stieg in ihm auf, die ihn wissen ließ, dass diese träge Masse ihm den Lebenssaft aussaugen würde, um seine seelischen Reste dann langsam und qualvoll zu verdauen, so wie eine fleischfressende Pflanze es mit einem nutzlosen Insekt tat.
    Jack wusste nicht mehr, was dann geschah. Er hörte nur, wie sein gestaltloser Mund sich öffnete und Worte herausschrie. Worte, die im tiefsten Inneren seines unbewussten Seins schlummerten und nun durch den Griff der Kralle geweckt worden waren. »Solfajama… Monatom…«, keuchte er verzweifelt.
    Es waren mächtige Worte, von ganz eigener Magie. Jack spürte eine ureigene Kraft in sich aufsteigen, einer Feuersäule ähnlich. Sie versprühte nach allen Seiten lichtwütige Funken und richtete seine gekrümmte Substanz wieder auf. Gleichzeitig meinte er, dass sich die Umklammerung der Kralle ein wenig löste und die Finsternis des Schattens an Macht verlor. Jack nahm wahr, wie sein Denken wieder einsetzte. Woher hatte er nur diese Worte?
    Hoffnungsvoll wiederholte er sie ein zweites Mal. Der Schatten wich zurück, nun selbst gekrümmt und seufzend wie der zahnlose Mund einer alten Frau.
    »Solfajama… Monatom…«
    Als Jack die Worte zum dritten Mal sprach, gelang es ihm, sich vollends aus dem Griff der Kralle zu befreien. Schwach hörte er in seinem Inneren einen Ruf, der wie Rache! klang, doch er ließ ihn nicht lauter werden. Sein Körper war alles, was jetzt seine Aufmerksamkeit brauchte. Er blickte auf ihn hinab und erschrak.
    Die vadoitische
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