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Abgeschaltet

Abgeschaltet

Titel: Abgeschaltet
Autoren: Johannes Winterhagen
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ist damit gemeint?
    Experten und Politiker verstecken sich oft hinter generellen Aussagen, in die sie einzelne Schlagworte wie CCS oder Smart Grids einflechten. Unklar bleibt dem Nicht-Experten, sprich den meisten Bürgern, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt und welche Vor- und Nachteile einzelne Technologien haben. Um am politischen Diskurs teilhaben zu können, ist es aber von Vorteil, verstanden zu haben, wie ein Stromnetz oder ein Kohlekraftwerk mit Kohlendioxidabtrennung funktionieren. Dieses Verständnis zu schaffen, ohne zulangweilen oder ein ingenieurwissenschaftliches Studium vorauszusetzen, ist Aufgabe dieses Buchs. Denn Klarheit in der Sprache schafft Klarheit im Kopf!
    Schließlich Neutralität. Viele Veröffentlichungen, auch sehr gute, sind interessengeleitet oder sogar von Energiekonzernen finanziert. Nicht so diese. Neutralität bedeutet übrigens nicht, keinen Standpunkt zu haben. Aber einen Standpunkt muss man sich erarbeiten. Am besten, indem man sich vor Ort begibt und sich einen persönlichen Eindruck verschafft. Grund genug also für eine Reise in die Zukunft der Energie. Eine Reise, die zeigen wird, dass es die eine Wende nicht gibt. Aber ausreichend Hoffnung darauf, dass ein Wandel möglich ist.

WARUM WIR STÄNDIG NEUE ENERGIE BRAUCHEN
    »Die Lokomotive schoss hinter dem Magneten her, da dieser aber an dem Mast hing, der an der Lokomotive befestigt war, konnte sie natürlich den Magneten niemals einholen. Er blieb immer vor ihr und sie musste, von seiner riesigen Kraft angezogen, hinterdrein rasen. ›Ho!‹, schrie Jim begeistert. ›Es geht! Und wie es geht!‹«
    Michael Ende, Jim Knopf und die Wilde 13
    Was Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer so begeistert, ist zweifellos ein Perpetuum mobile, eine Maschine, die sich ohne äußere Energiezufuhr bewegt und von der Erfindergenerationen träumten. Eine Maschine, die es nicht gibt und, wie wir sehen werden, nicht geben kann. Gäbe es sie, wäre dieses Buch überflüssig. Denn wer wollte sich ernsthaft mit der Zukunft der Energie beschäftigen, wenn diese allenfalls in geringen Mengen gebraucht würde, um eine Maschine in Gang zu bringen, diese dann aber aus eigener Kraft ewig weiterliefe?
    Aber kann es wirklich kein Perpetuum mobile geben? Der letzte spektakuläre Versuch, die Gesetze der Physik zu überlisten, stammt aus dem Jahr 2007. Der Ire Sean McCarthy, Gründer der Firma Steorn, wollte der Weltöffentlichkeit beweisen, dass sein »Orbosystem« die eingesetzte Energie vervielfacht. Webcams sollten einen Demonstrationsversuch aus dem Kinetica-Museum in London live übertragen. Der Versuchsaufbau mit vielen Magneten und Zahnrädern erinnerte im Grundsatz an die Erfindung des Kinderbuchautors Michael Ende. Die Demonstration wurde dann aber abgesagt, die Hitze der Beleuchtung hatte angeblich den Apparat geschädigt.
    McCarthy steht mit seinem Sendungsbewusstsein – er vergleicht seine Erfindung schon einmal mit dem Gottesbeweis – nicht allein.Immer noch reichen jedes Jahr Dutzende Erfinder in Deutschland Patentanträge für Maschinen ein, die eindeutig als Perpetuum mobile zu klassifizieren sind. Sie befinden sich damit in einer langen Tradition. So existieren indische Entwürfe aus dem 12. Jahrhundert, bei denen ein Rad ringsum mit Quecksilberröhrchen bestückt ist. Da die Röhrchen nicht senkrecht auf die Radmitte hin weisen, sondern in einer gewissen Neigung zu dieser Achse stehen und nur halb befüllt sind, zieht die Schwerkraft das Quecksilber auf einer Seite des Rades in das äußere Ende des Röhrchens, auf der anderen Seite jedoch nach innen. Doch das Rad bewegte sich dauerhaft genauso wenig von allein wie Apparaturen Leonardo da Vincis, der den gleichen Effekt mit rollenden Kugeln herzustellen versuchte. Angeblich hat da Vinci schließlich selbst erkannt, dass die ewig laufende Maschine ein Traum bleiben wird. Die Einsicht, warum dem so ist, verdanken wir Julius Robert von Mayer.
EIN VIELBESCHÄFTIGTER ARZT UND DER SOHN EINES BRAUEREIBESITZERS
    Mayer tüftelte schon als Kind an Maschinen. Er baute ein Wasserrädchen und versuchte damit einen nicht mehr zu rekonstruierenden, schweren Apparat anzutreiben. Der Versuch misslang, weil die Wasserkraft nicht groß genug war. In seinem Ehrgeiz testete der Junge verschiedene Konstruktionen, die er zwischen das Wasserrad und den Apparat schaltete. Der kleine Julius meinte, er müsse nur die richtige technische Lösung – eine Art Getriebe – für das Problem finden.
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