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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt
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rüber. Er ballte die Fäuste, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Es musste doch noch eine andere Möglichkeit geben, diese Frau aufzuhalten. Wo, zum Henker, blieben denn die Kollegen, die vor der Tür warteten? Hatten sie den Schuss nicht gehört?
    »Jetzt du«, forderte Barbara Paul auf, der sofort folgte.
    Als alle Waffen vor ihr lagen, ließ sie Anne los und richtete sich auf. Carsten sah gerade noch, wie Anne unter die Wasseroberfläche sank und wild zu zappeln begann. Sie versuchte sich immer wieder mit den Füßen am Wannenende abzudrücken, um über Wasser zu kommen. Ihr panischer Ausdruck in den Augen und ihr stummer Hilfeschrei fuhren ihm bis ins Mark. Dann richtete Barbara ohne Vorwarnung die Waffe auf Carsten und schoss. Er sank zu Boden.
    »Carsten!«, schrie Martin und beugte sich sofort zu ihm hinunter.
    »Lassen Sie ihn!«, befahl Barbara mit immer noch erhobener Waffe.
    Paul glaubte sich unbeobachtet und machte einen Schritt in Richtung Badewanne. Er konnte Anne nicht so elend sterben lassen.
    »Halt! Bleiben Sie, wo Sie sind«, fuhr Barbara ihn an und zielte auf ihn. »Oder die nächste Kugel ist für Sie!«
    Paul blieb stehen. »Sie wird ertrinken!«, rief er, ohne den Blick von Anne zu lassen.
    »Das ist auch so beabsichtigt. Also, verhalt dich ruhig und versau mir nicht die Party.«
    »Wollen Sie uns jetzt alle abknallen?«, brüllte Martin sie an, während er, ungeachtete ihrer Aufforderung, neben Carsten kniete und versuchte, die Blutung zu stillen.
    »Nein, nicht alle. Aber die, die den Mund zu voll nehmen. Außerdem kann ich so die Übersicht besser behalten.«
    »Sie sind ja total irre!«, rutschte es Martin heraus.
    »Irre?« Barbara richtete die Waffe und ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Ihre Augen glitzerten gefährlich.
    Paul sah seine Chance gekommen. Er machte einen schnellen Satz nach vorn, trat ihr die Waffe aus der Hand und stürzte sich auf sie. Martin kam ihm sofort zur Hilfe, sodass Barbara trotz ihrer Kampfkünste keine Chance mehr hatte und nach wenigen Augenblicken überwältigt auf dem Bauch am Boden lag. In diesem Augenblick kam Dieter mit einem Kollegen von draußen herein.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er, sich erschrocken umblickend.
    »Frag nicht lange«, entgegnete Martin. »Gebt mir lieber Handschellen«, forderte er die Kollegen auf. »Dann verfrachtet dieses Miststück nach draußen. Aber Vorsicht, sie ist äußerst gefährlich!«
    Währenddessen hatte Paul endlich Anne aus dem eiskalten Wasser gehoben. Sie war ziemlich geschwächt und zitterte am ganzen Körper. Als ihr Blick auf Carsten fiel, stöhnte sie und wurde ohnmächtig. Paul legte sie in die stabile Seitenlage und befreite sie von ihren Fesseln.
    Martin richtete sich auf. Barbara Hansen. Da lag sie vor ihm. Gefesselt und wehrlos. Die Frau, die so eiskalt war wie der Fliesenboden unter ihr. Die Frau, die Martin so lange in Atem gehalten hatte. Die Frau, die fünf Menschen das Leben genommen hatte, seine Nerven strapaziert und ihn an seinen Fähigkeiten hatte zweifeln lassen. Martin half ihr aufzustehen. Sie lächelte ihn überlegen an. Eine Mörderin ohne Schuldbewusstsein und Reue, dachte er. Eine, der es scheinbar egal zu sein schien, dass sie nun gefasst war und ins Gefängnis kommen würde. Er erinnerte sich, was sie ihm über den Serienmörder, über sich, gesagt hatte: »Solche Täter wollen eigentlich, dass man weiß, wer sie sind.« Sicher war sie stolz auf ihre Taten.
    »Sie glauben, Sie haben gewonnen?«, fragte sie und schüttelte den Kopf. »Haben Sie nicht. Sie konnten, außer dieser kleinen Schlampe da«, sie nickte in Annes Richtung, »keine der anderen Frauen retten. Und die da hat auch ihre Strafe bekommen, wenn ich mir ihren Freund so ansehe.«
    Martin ließ seine Augen zu Carsten hinüberwandern. Dann schlug er Barbara Hansen mit der Faust mitten ins Gesicht. Der Schlag traf sie völlig unvorbereitet, sodass sie taumelte, erneut zu Boden ging und ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit ansah.
    »Bringt das Psychomonster raus«, forderte er die Kollegen auf. Dann griff er zum Handy und rief endlich zwei Krankenwagen.
    »Ist sie verletzt?«, fragte er Paul, der Anne in ein großes Handtuch wickelte, dass er aus einem Regal genommen hatte.
    »Nein, auf den ersten Blick nicht, aber sie ist total unterkühlt. Ich hole Decken.«
    Martin nickte und kniete sich neben Carsten, der nur noch schwach atmete. Die Kugel war auf der rechten Seite in seinen Brustkorb eingedrungen.
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