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ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

Titel: ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)
Autoren: Susanne Storck
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übernachte.
    Als ich gegen 18 Uhr im Gästehaus Hilde Haag in Bad Honnef ankomme, bin ich mächtig stolz auf mich: Ich habe fast 105 Kilometer zurückgelegt, und das ist erst die zweite Etappe. In der Pension fühle ich mich vom ersten Augenblick an pudelwohl. Betreiberin ist Hilde Haag, Tochter Yvonne hilft ihr bei den Buchungen der Gästeanfragen oder beim Herrichten der Zimmer, wenn neue Gäste kommen. Ich fasse mir ein Herz und versuche erstmals, mich zu verdingen. Denn das werde ich tun müssen, um finanziell über die Runden zu kommen. Ich biete für den nächsten Vormittag meine Dienste an. Ich könnte im Garten helfen oder Pensionszimmer putzen und würde dafür nur die Hälfte des Übernachtungspreises zahlen. Die gastfreundliche Frau Haag kann mir kurzfristig keinen Job bieten, aber sie kassiert nur 20 statt der regulären 23 Euro ab. Ich komme mir vor, als hätte ich eine 7000-Euro-Sofortrente gewonnen. Zumal ich in der Stadt auch erfolgreich um kostenlose Lebensmittel bitte. In einer Bäckerei bettle ich zum ersten Mal in meinem Leben um Brötchen. Mit klopfendem Herzen betrete ich kurz vor Ladenschluss das Geschäft und konfrontiere eine nett wirkende Verkäuferin mit meinem Anliegen: „Guten Tag, ich fahre vom Ruhrgebiet an den Bodensee – mit großem Gepäck und kleiner Reisekasse (und zeige dabei auf mein draußen geparktes Rad). Könnte ich zwei Brötchen bekommen?“ Die Verkäuferin guckt und sagt ganz ruhig: „Noch mal.“ Ich wiederhole mein Anliegen, diesmal langsamer. Währenddessen lächelt sie mich an, sagt: „Klar, kein Problem“, packt vier Brötchen in eine Tüte, reicht sie mir über den Tresen und wünscht mir gute Fahrt. Vier leckere knusprige Brötchen, ich kann’s kaum fassen. Diese schönen Erfahrungen machen mich leichtsinnig: Ich kaufe zwei Kugeln Eis für 1,20 Euro und ein Alster für 2,10 Euro. Abends falle ich erschöpft, satt und zufrieden ins Bett.

Kapitel 3
    Ausreißer-Ausflug an die Mosel
    Am dritten Tag wechsle ich morgens zum ersten Mal mit einer Fähre in Bad Honnef die Rheinseite. Die Überfahrt kostet einen Euro. Leider beginnt der Tag wieder mit Regen. Sich unterzustellen lohnt nicht, der wolkenverhangene graue Himmel verspricht noch mehr Nass. Ich trete stoisch in die Pedale, unterwegs liegt vertäut ein Restaurant-Schiff, auf dem Gehweg vor der Treppe, die zum Schiff hinunterführt, steht ein Schild mit der Botschaft: geöffnet. Das passt gut, mein Körper schreit nach Koffein. Als ich unten an der Treppe angekommen bin, sind die zwei Menschen weg, die da eben noch standen. Die Tür ist verschlossen. Auf mein Klopfen reagiert niemand. Erst als ich um Hilfe rufe, bequemt sich ein mürrisch dreinschauender Mann zur Tür. Ich bestelle einen Kaffee. Er sagt: geschlossen! Diese Form von Ungastlichkeit erlebe ich zum Glück ganz selten.
    In Remagen schüttet es wie aus Kannen. Umso bedrohlicher wirken die Reste der berühmten Remagener Brücke. Die Eisenbahnbrücke mit zwei Gleisen und einem Weg für Fußgänger wurde im Ersten Weltkrieg aus militärischen Gründen gebaut. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges versuchten die Deutschen vergeblich, das Bauwerk zu sprengen. Eine Vorhut der 9. US-Panzerdivision eroberte die Brücke. Es folgten jedoch weitere Versuche der Deutschen, die Stahlkonstruktion zu zerstören. Am 17. März 1945 stürzte sie ein.
    Aber das Wesentliche gelang: „Diese Verbindung ermöglichte den alliierten Truppen im März 1945 den ersten Rheinübergang“, heißt es im Rhein-Radweg-Buch Teil 3 von bikeline . Deren Radtourenbücher mit Ausflugstipps, Übernachtungsadressen, Erklärung von Sehenswürdigkeiten und vielem mehr bieten wirklich verlässliche Karten und Streckenbeschreibungen.
    Immer direkt am Ufer entlang führt der Weg weiter über Sinzig, Bad Breisig, Andernach und schließlich nach Koblenz, wo am Deutschen Eck die Mosel in den Rhein fließt. Es ist ein bewegender Moment, dort zu stehen und dem Naturschauspiel so nahe zu sein.
    In Koblenz am Freitagnachmittag angekommen, werde ich erst Sonntagmittag wieder hier sein und für das Wochenende meine geplante Route verlassen. Deshalb erlaube ich mir, um 16.07 Uhr mit Rad in den Zug nach Cochem zu steigen, wo ich kurz vor 17 Uhr ankomme. Auf dem Bahnhof funktioniert das Gepäckband nicht, so dass ich meinen ganzen Krempel nach unten schleppen und dann wieder aufladen muss. Dafür werde ich auf dem Moselradweg in Richtung Trier entschädigt, der direkt am Ufer und an steilen Weinbergen
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