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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman
Autoren: Nora Roberts
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Blick.
    »Hast du schon mal Bier getrunken?«, wollte Cal wissen.
    »Nein. Du?«
    »Machst du Witze? Ich darf ja selbst Coke höchstens bei besonderen Gelegenheiten trinken. Und wenn wir jetzt betrunken werden und in Ohnmacht fallen oder so?«

    »Mein Dad trinkt manchmal Bier. So gefährlich scheint es nicht zu sein.«
    Sie schwiegen, als Gage mit der tropfenden Dose zurückkam. »Okay. Das ist zur Feier des Tages, weil wir ab Mitternacht keine Kinder mehr sind.«
    »Vielleicht sollten wir es erst um Mitternacht trinken«, warf Cal ein.
    »Das zweite trinken wir nach Mitternacht. Es ist … es ist wie ein Ritual.«
    Es knallte laut, als er die Lasche abriss, fast wie ein Schuss, dachte Cal erschrocken. Das Bier roch sauer, und er fragte sich, ob es wohl auch so schmecken würde.
    Gage hielt die Dose hoch, dann senkte er sie und trank einen tiefen Schluck.
    Er konnte seine Reaktion nicht ganz verbergen und verzog leicht das Gesicht, als habe er etwas Fremdes, Unangenehmes geschluckt. Seine Wangen röteten sich, und er keuchte kurz auf.
    »Es ist immer noch ziemlich warm, aber es …« Er hustete einmal. »Es geht voll ab. Jetzt ihr.«
    Er reichte Fox die Dose. Achselzuckend nahm Fox sie entgegen und ahmte Gages Art zu trinken nach. »Uuh. Das schmeckt wie Pisse.«
    »Hast du schon mal Pisse getrunken?«
    Fox schnaubte nur und reichte Cal die Dose. »Du bist dran.«
    Cal musterte die Dose. Ein Schluck Bier würde ihn bestimmt nicht umbringen. Also holte er tief Luft und trank einen Schluck.
    Mit gekreuzten Beinen saßen sie auf der Lichtung und ließen die Dose von Hand zu Hand wandern.

    Cal hob sich der Magen, aber schlecht war ihm eigentlich nicht. Auch sein Kopf hob sich, aber irgendwie fühlte sich alles lustig an. Und das Bier machte die Blase voll. Als er aufstand schwankte die ganze Welt, und er lachte hilflos, als er auf einen Baum zutaumelte.
    Er zog sich den Reißverschluss herunter und zielte, aber der Baum bewegte sich immer weiter.
    Fox war gerade dabei, eine der Zigaretten anzuzünden, als Cal zurückkam. Sie reichten auch sie herum, bis Cals knapp zehnjähriger Magen revoltierte. Er kroch davon, um sich zu übergeben; als er wieder zu den anderen zurückkam, legte er sich flach auf den Rücken, schloss die Augen und wartete, bis das Drehen aufhörte.
    Er kam sich vor, als würde er wieder im Teich schwimmen und langsam unter Wasser gezogen werden.
    Als er wach wurde, dämmerte es schon.
    Vorsichtig richtete er sich auf. Er fühlte sich ein wenig hohl im Magen und im Kopf, aber nicht, als ob er sich noch einmal übergeben müsste. Fox lag schlafend am Stein. Er kroch auf allen vieren zur Thermosflasche und spülte den Geschmack nach Erbrochenem und Bier aus seiner Kehle. Noch nie war er für die Limonade seiner Mutter so dankbar gewesen.
    Danach ging es ihm ein bisschen besser. Er rieb sich die Augen und sah, dass Gage den Holzhaufen anstarrte, den sie noch anzünden müssten.
    »Morgen, Sally.«
    Müde lächelnd trat Cal auf ihn zu.
    »Ich weiß nicht, wie ich das Ding zum Brennen kriegen soll. Ich habe mir gedacht, dass es langsam Zeit wäre, aber ich brauche einen Pfadfinder dazu.«

    Cal nahm die Streichhölzer, die Gage ihm reichte, und zündete den trockenen Laubhaufen an, den er unter das Holz geschichtet hatte. »Das müsste eigentlich funktionieren. Es ist fast windstill, und hier in der Lichtung kann das Feuer nicht übergreifen. Wir müssen nur morgen, bevor wir aufbrechen, dafür sorgen, dass es aus ist.«
    »Ja, klar. Geht es dir einigermaßen?«
    »Ja. Ich glaube, ich habe das meiste ausgekotzt.«
    »Ich hätte das Bier nicht mitnehmen sollen.«
    Cal zuckte mit der Schulter und blickte zu Fox. »Wir sind doch okay, jetzt brauchen wir uns jedenfalls nicht mehr zu fragen, wie es schmeckt. Wir wissen ja jetzt, dass es wie Pisse schmeckt.«
    Gage lachte ein bisschen. »Ich habe mich gar nicht gemein gefühlt.« Er ergriff ein Stöckchen und stocherte in den kleinen Flammen. »Ich wollte wissen, ob das passiert, und ich habe gedacht, mit dir und Fox könnte ich es ja ausprobieren.«
    »Und wie hast du dich gefühlt?«
    »Mir hat der Kopf wehgetan. Immer noch. Mir ist zwar nicht schlecht geworden, aber ich hätte mich auch am liebsten übergeben. Dann habe ich eine Coke getrunken, danach ging es mir besser. Warum trinkt er bloß so viel, wenn es ihm dabei immer so geht?«
    »Ich weiß nicht.«
    Gage ließ den Kopf auf die Knie sinken. »Er hat geheult, als er gestern Abend auf mich losgegangen
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