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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition)
Autoren: Tess Gerritsen
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wohnte sowohl altes als auch neues Geld, von Industriemagnaten über die vornehmen Familien der Bostoner »Brahmanen« bis hin zu einem ehemaligen Senator. Aber nicht einmal ein Viertel wie dieses war immun gegen Gewalt. Auch die Reichen erwischt’s hin und wieder , hatte Detective Crowe gesagt, aber wenn es sie erwischte, schaute die ganze Welt hin. Hinter der Polizeiabsperrung rangelten sich Scharen von Schaulustigen um die besten Plätze. Beacon Hill war ein beliebtes Ziel für Reisegruppen, und heute kamen diese Touristen voll auf ihre Kosten.
    »He, sieh mal! Da ist Detective Rizzoli.«
    Jane entdeckte die Fernsehreporterin, die mit ihrem Kameramann auf sie zusteuerte, und hob die Hand, um ihre Fragen abzuwehren. Selbstverständlich ignorierten sie sie und verfolgten sie quer über den Platz.
    »Detective, wir haben gehört, es gäbe einen Zeugen!«
    Jane bahnte sich ihren Weg durch die Menge und zischte: »Polizei. Lassen Sie mich durch.«
    »Stimmt es, dass die Alarmanlage ausgeschaltet war? Und dass nichts gestohlen wurde?«
    Diese verdammte Reporterin wusste mehr als sie. Jane schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und nannte dem Posten ihren Namen und ihre Dienstnummer. Es war reine Formsache; der Streifenbeamte wusste genau, wer sie war, und hatte ihren Namen bereits auf seinem Klemmbrett abgehakt.
    »Sie hätten mal sehen sollen, wie die Tussi Detective Frost gejagt hat«, sagte er und lachte. »Wie ein verschrecktes Kaninchen hat er ausgesehen.«
    »Ist Frost im Haus?«
    »Ja, und Lieutenant Marquette auch. Der Polizeipräsident ist auf dem Weg hierher, und es würde mich nicht wundern, wenn der Bürgermeister auch noch aufkreuzen würde.«
    Sie blickte zu dem beeindruckenden viergeschossigen roten Backsteinbau auf und murmelte: »Wow.«
    »Dürfte seine fünfzehn, zwanzig Millionen wert sein.«
    Aber das war, bevor es zum Geisterhaus geworden ist, dachte sie, während sie die eleganten Erkerfenster und das kunstvoll verzierte Giebeldreieck über der massiven Haustür bewunderte. Hinter dieser Tür warteten Bilder des Grauens, denen sie sich nicht gewachsen fühlte. Drei tote Kinder. Das war der Fluch der Elternschaft: Jedes tote Kind trug die Züge des eigenen. Als sie Handschuhe und Überschuhe anzog, legte sie damit zugleich eine Art emotionale Schutzkleidung an. Wie ein Bauarbeiter, der seinen Helm aufsetzt, schlüpfte sie in ihre eigene Rüstung und trat ein.
    Sie fand sich in einem offenen Treppenhaus, wo der Blick über vier Etagen bis hinauf zu einem Glaskuppeldach reichte, durch das Sonnenlicht golden hereinströmte. Viele Stimmen, die meisten davon männlich, hallten von den oberen Stockwerken durch das Treppenhaus. Auch wenn sie den Hals reckte, konnte sie von der Eingangshalle aus niemanden sehen, konnte nur diese Stimmen hören, wie das Gemurmel von Geistern in einem Haus, das im Lauf eines ganzen Jahrhunderts sicherlich viele Seelen beherbergt hatte.
    »Da kriegt man mal mit, wie die oberen Zehntausend so leben …«, ertönte eine männliche Stimme.
    Sie drehte sich um und sah Detective Crowe in einer Tür stehen. »… und sterben«, ergänzte sie.
    »Wir haben den Jungen nebenan geparkt. Die Nachbarin war so nett, ihn in ihrem Haus warten zu lassen. Der Kleine kennt sie, und wir dachten, es wäre ihm sicher angenehmer, wenn wir ihn dort vernehmen.«
    »Zuerst muss ich mal wissen, was in diesem Haus passiert ist.«
    »Wir sind noch dabei, das herauszufinden.«
    »Ich hab gehört, dass die ganzen hohen Tiere hier aufkreuzen wollen; sogar der Polizeipräsident soll schon unterwegs sein. Was hat es denn damit auf sich?«
    »Sieh dich doch nur mal um in der Bude. Geld regiert die Welt, auch wenn man tot ist.«
    »Wie ist die Familie denn zu ihrem Geld gekommen?«
    »Bernard Ackerman war Investmentbanker im Ruhestand. Das Haus ist seit zwei Generationen im Besitz der Familie. Große Philanthropen. Gibt wohl keine Wohltätigkeitsorganisation, die sie nicht unterstützt haben.«
    »Wie ist das Ganze abgelaufen?«
    »Wie wär’s, wenn ich dich einfach mal herumführe?« Er winkte sie in das Zimmer, aus dem er gerade gekommen war. »Dann kannst du mir sagen, was du davon hältst.«
    Nicht, dass Darren Crowe viel Wert auf ihre Meinung gelegt hätte. In ihrer ersten Zeit beim Morddezernat waren sie oft heftig aneinandergeraten, und er hatte aus seiner Verachtung keinen Hehl gemacht. Immer noch nahm sie Spuren davon in seinem Lachen, im Ton seiner Stimme wahr. Was immer sie sich in seinen Augen
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