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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition)
Autoren: Tess Gerritsen
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Wasserfällen steigt ’ne Party. Aber wir brauchen ein Auto.«
    »Was ist mit deiner Schwester? Sie könnte uns doch hinfahren.«
    »Nee, Dad hat ihr die Autoschlüssel weggenommen. Lass uns noch ’ne Weile hier rumhängen und schauen, wer sonst noch aufkreuzt.« Der Junge hielt inne, runzelte die Stirn und spähte über Claires Schulter. »O Scheiße, sieh mal, wer da kommt.«
    Sie drehte sich um und stöhnte, als ein dunkelblauer Saab neben ihr am Bordstein hielt. Das Beifahrerfenster wurde heruntergedreht, und Barbara Buckley sagte: »Steig ein, Claire!«
    »Ich treffe mich bloß mit meinen Freunden.«
    »Es ist fast Mitternacht, und morgen ist Schule.«
    »Ist ja nicht so, als ob ich was Verbotenes mache.«
    Vom Fahrersitz kommandierte Bob Buckley: »Steig sofort ein, junge Dame!«
    »Ihr seid nicht meine Eltern!«
    »Aber wir sind verantwortlich für dich. Es ist unser Job, dich zu einem anständigen Menschen zu erziehen, und genau das versuchen wir zu tun. Wenn du nicht sofort mit uns nach Hause kommst, dann … also, dann wirst du die Konsequenzen zu spüren bekommen.«
    Ja, ja, ich mach mir vor Angst gleich in die Hose. Sie wollte schon loslachen, doch da fiel ihr plötzlich auf, dass Barbara einen Morgenmantel trug und dass Bobs Haare seitlich vom Kopf abstanden. Sie hatten sich so überhastet auf die Suche nach ihr gemacht, dass sie sich nicht einmal angezogen hatten. Sie sahen beide älter und müder aus, ein zerknittertes Ehepaar mittleren Alters, das aus dem Schlaf gerissen worden war und ihretwegen am nächsten Morgen völlig erschöpft aufwachen würde.
    Barbara seufzte resigniert. »Ich weiß, dass wir nicht deine Eltern sind, Claire. Ich weiß, dass es dir nicht passt, bei uns zu wohnen, aber wir tun doch nur unser Bestes. Also steig jetzt bitte ein. Hier draußen bist du nicht sicher.«
    Claire warf ihren Freunden einen genervten Blick zu, kletterte auf den Rücksitz des Saab und knallte die Tür zu. »Okay?«, sagte sie. »Jetzt zufrieden?«
    Bob drehte sich zu ihr um. »Es geht hier nicht um uns. Es geht um dich. Wir haben deinen Eltern geschworen, dass wir uns immer um dich kümmern würden. Wenn Isabel noch am Leben wäre und dich jetzt sehen könnte, würde es ihr das Herz brechen. Außer Rand und Band, immer voller Zorn. Claire, du hast eine zweite Chance bekommen, und das ist ein Geschenk. Ich bitte dich, wirf es nicht weg.« Er seufzte. »Und jetzt schnall dich an, ja?«
    Wäre er wütend gewesen, hätte er sie angebrüllt, dann hätte sie damit umgehen können. Aber der Blick, mit dem er sie ansah, war so kummervoll, dass sie ein ganz schlechtes Gewissen bekam. Weil sie sich so unmöglich benahm, weil sie ihre Güte mit Rebellion erwiderte. Es war nicht die Schuld der Buckleys, dass ihre Eltern tot waren. Dass ihr Leben so verkorkst war.
    Während sie davonfuhren, saß sie zusammengekauert auf dem Rücksitz, reumütig, aber zu stolz, um sich zu entschuldigen. Morgen werde ich netter zu ihnen sein, dachte sie. Ich werde Barbara helfen, den Tisch zu decken, und vielleicht sogar Bobs Wagen waschen. Denn diese Kiste hat es wirklich verdammt nötig.
    »Bob«, sagte Barbara, »was macht denn das Auto da vorn?«
    Ein Motor heulte auf. Scheinwerfer kamen auf sie zu.
    Barbara schrie: » Bob! «
    Durch den Aufprall wurde Claire in ihren Gurt geschleudert, und ein entsetzliches Getöse zerriss die Nacht. Splitterndes Glas. Knirschendes Metall.
    Und irgendjemand weinte, wimmerte leise. Sie schlug die Augen auf, sah, dass die Welt auf dem Kopf stand, und merkte, dass das Wimmern von ihr selbst kam. »Barbara?«, flüsterte sie.
    Sie hörte einen gedämpften Knall, dann noch einen. Benzingeruch stieg ihr in die Nase. Sie hing in ihrem Gurt, und er schnitt ihr so tief in die Rippen, dass sie kaum atmen konnte. Blind tastete sie nach der Schnalle. Sie löste sich mit einem Klick, Claires Kopf schlug unten auf, und ein jäher Schmerz schoss ihr in den Nacken. Irgendwie gelang es ihr, sich umzudrehen, sodass sie flach dalag, vor sich das zerschmetterte Fenster. Der Benzingeruch war jetzt stärker. Sie wälzte sich zum Fenster hin, dachte an Flammen, an sengende Hitze, die das Fleisch auf ihren Knochen zum Kochen brachte. Raus hier, raus. Solange noch Zeit bleibt, Bob und Barbara zu retten! Sie schlug die letzten Glassplitter aus dem Rahmen, und sie fielen klirrend auf den Asphalt.
    Zwei Füße tauchten in ihrem Blickfeld auf und blieben vor ihr stehen. Sie starrte zu dem Mann auf, der ihr den Fluchtweg
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