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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten)
Autoren: Ella Bach
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hat Parfüm aufgelegt, wahrscheinlich im Gedanken daran, dass sie mich verführen wird.
    „ Bist du unter normalen Umständen eher der romantische Typ?" fragt Jeka, während sie mich am Kinn fasst und sich neben mich hin hockt. Dann setzt sie sich auf mich, legt ihren Kopf auf meine Brust. Ich spüre ihr Gewicht, und ihr Gesäß, das noch feucht ist von der Erregung, und etwas kühl. Wir schweigen eine lange Weile. Die Sonne steht längst tiefer, als wir uns wieder rühren. Mir ist die rechte Gesäßbacke, auf der ich gesessen hatte, eingeschlafen, und mein rechtes Bein wirkt wie gelähmt, als wir stehen und uns anziehen..
    „ Hör zu, ich weiß nicht, ob man uns hier sehen kann oder hören, und welchen Einfluss das auf die ganze Angelegenheit hat, wenn überhaupt. Ich wünschte mir, es könnte einmal ganz normal sein, wie eben. Ich würde gerne mit dir essen gehen, oder am Strand liegen und etwas plaudern.“
    Ich habe sie unbewusst am Bauch gestreichelt und spüre, dass sie unwillkürlich zusammenzuckt. Als ich genauer hinschaue, ist da eine kleine Rötung im Bereich des Nabels, fast nicht sichtbar. Irgendwie wirkt sie frisch. Ich schaue ihr in die Augen.
    „ Weißt du, was das ist?“ fragt sie.
    „ Ich kann es mir denken.“
    „ Es ist eine Sonde. Sie wissen, wo wir sind, aber sie hören es nicht und sie sehen es nicht. Denke ich zumindest.“
    „ Okay“, sage ich.
    Dann: „Welche Nummer bist du?“
    „ Meine Nummer? Du meinst das. Der Herr hat mir Nummer 113 gegeben.“
    Das Bewusstsein, dass die Sonde da ist und dass ich sie entdeckt habe, ändert etwas in mir. Oder hat es etwas damit zu tun, dass mir ihre Nähe jetzt erst richtig bewusst wird? Ich kann sie riechen und ich denke, wie weich ihre Haut ist. Ist so etwas angeboren, oder hat es etwas mit Körperpflege zu tun, zärtliche Berührungen, mit denen man Creme verteilt? Sie merkt, dass etwas in mir vorgeht, und fasst mich prüfend zwischen die Beine. „Ho ho“, sagt sie nur.
    Dann legt sie sich einfach vor mich hin, schenkt sich, lässt mir freie Bahn.
     
    Wir kommen an einer anderen Stelle aus dem Wald. Es ist so dunkel geworden, dass man Schwierigkeiten hat, durch das Unterholz zu steigen. Das Gelände ist abschüssig, und ich bin froh, als wir am Bewässerungskanal auf den Pfad gelangen, der zu dem Fahrweg zurückführt, auf dem uns der Mann im Anzug begegnet ist. Von hier aus können wir den besiedelten Teil des Parks sehen, und dahinter die Türme der Stadt, die Lichter die scharfen Konturen und das Meer. Jeka drängt mich vom Weg ab, und drückt mich unter die Baumwipfel. „Besser, wir gehen da“, sagt sie, als mehrere Jeeps mit leuchtenden Scheinwerfern in der Ferne sichtbar werden.
    Ich füge mich, ohne darüber nachzudenken. Ich bin glücklich. Ich habe vergessen, wer ich bin, und warum ich hier bin. Ich spüre ihre Nähe mit einer Intensität, die ich noch nie empfunden habe.
    Jeka schaut in die Höhe, wo man den Nachthimmel sieht, die Sterne.
    „ Das ist eine Drohne“, sagte sie. Ja, jetzt kann ich es selbst sehen. Einer der Sterne, ein Lichtpunkt nur, bewegt sich leicht. „Dann hat er uns gesehen“, sage ich. „Er hat alles gesehen. Er hat das zu Hause auf dem Bildschirm.“
    „ Man sieht mich als Punkt, weil ich von der Sonde markiert bin. Dich wird man als Infrarotfleck sehen, aber dass du glücklich bist, weiß keiner.“
    Ihre Stimme ist anders, als ich sie kenne.
    Sie blickt während des Gehens mehrmals nach oben. Es ist dunkel geworden. Ich überlege, wie sehr die Dunkelheit dabei hilft, Intimität zu bewahren. Noch gehört sie uns, aber ich kann bereits spüren, wie sie von uns beiden weicht. Sind die Augen, die sie vom Himmel aus beobachteten, mit normalen Kameras oder mit Infrarot ausgestattet? Meine Vision von den Waldtieren als Lichtpunkte fällt mir ein. Ich habe davon geträumt, diese Nacht. Ähnlich markiert ist Jeka durch ihre Sonde. Jede Lenkwaffe, und sei es die winzigste, harmloseste, könnte sie jederzeit und an jedem Ort ihres Körpers durchstoßen. Und ich, vom unsichtbaren Band der Liebe an sie gekettet, kann ebenso von einer Sekunde zur anderen in Rauch aufgehen.
     
    Der Swimmingpool des Hotels ist fast leer. Wir ziehen nebeneinander schweigend unsere Bahnen. Jeder denkt für sich nach. Erst kräuselt nur der Wind die glatte Oberfläche, bald aber summieren sich die Unterwasserbewegungen ihrer Arme und Beine und hektische Wellchen tanzen, bis wir den Pool verlassen, und legen uns draußen in einen
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