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Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Sarah Mlynowski
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Lichtknopf an der Seite. Selbe Zeit, acht vor zwölf.
    Jonah zuckt wieder mit den Schultern.
    Er ist ständig auf Entdeckungstour. Es ist erstaunlich, dass wir überhaupt miteinander verwandt sind, so verschieden wie wir sind. Ich lese gerne. Er liebt Abenteuer. Ich kuschle mich gerne mit einem Buch ins Bett. Er klettert lieber irgendwelche Felswände hoch. Im Ernst. Mama bringt ihn sonntags immer zum Kletterkurs.
    Ich atme tief durch, um nicht auszuflippen. Dann frage ich: »War es etwa schon grün?« Als Jonah drei war, hat Papa ihm nämlich einen Wecker gekauft, der die Farben wechselt. Nachts leuchtet der Wecker rot, und um sieben Uhr morgens wird er grün. Und Jonah soll eigentlich so lange im Bett blei ben, bis der Wecker grün wird.
    Aber Jonah ist nicht besonders gut darin, sich an Regeln zu halten. Oder Farben.
    »Ich kann die Uhr lesen«, sagt Jonah beleidigt.
    »Warum weckst du mich dann?«
    »Weil es lila war und ich dir das zeigen will«, sagt er und winkt mir, ihm zu folgen. »Los, komm schon, komm schon!«
    Häh? Es war lila?
    Ich seufze. Herrjemine. Na gut. Ich stehe auf, schlüpfe in meine gestreiften Puschen und folge ihm.
    »Halt!«, sage ich, als ich seine nackten Füße sehe. Ich bugsiere ihn zu seinem Zimmer, das direkt neben meinem liegt. »Zieh dir Schuhe an, Monsieur. Nicht, dass du dir an den Scherben noch die Füße aufschneidest.«
    »Aber da sind gar keine Scherben.«
    Er hat einen Spiegel zerbrochen und das ganz ohne Scherben? Ich zeige auf den Kleiderschrank. »Schuhe anziehen!« Es ist meine Aufgabe, ihn zu beschützen, mit allem drum und dran. Und dazu gehören nun mal auch seine Stinke füße.
    In Jonahs Zimmer ist es wegen der Leuchtsterne an der Decke ziemlich hell – und wegen des rot leuchtenden Weckers. Nicht lila. Rot. Jonah holt ein Paar Turnschuhe aus dem Schrank und zieht sie an. »Und, zufrieden? Los jetzt, komm! Los, komm!«
    »Pst!«, mache ich. Die Tür zu Mamas und Papas Schlafzimmer ist zwar geschlossen, aber es ist gleich am Ende des Flurs. Und Mama wird sich bedanken, wenn wir sie wecken. (Außerdem war sie heute schon einmal sauer auf mich, als ich ihr gesagt habe, dass sie sechs Minuten und fünfundvierzig Sekunden zu spät war, als sie mich von der Schule abgeholt hat. Ich wollte ihr gar kein schlechtes Gewissen machen. Aber ich habe einen super coolen Timer an meiner Uhr, und wozu soll der gut sein, wenn nicht dazu, dass ich ihr sagen kann, wie viel sie zu spät ist?)
    Wir schleichen uns hinunter ins Erdgeschoss. Die Treppenstufen quietschen. Und zwar ganz schön laut. Als wir end lich unten angekommen sind, öffne ich die Tür zum Keller.
    Und bin wie erstarrt. Also erstarrt, nun ja, als wenn ich versteinert wäre. Denn um die Wahrheit zu sagen: Ich bin nicht unbedingt das mutigste Mädchen auf Erden. Und es ist spät. Und wir sind drauf und dran, in den Keller zu gehen.
    Ehrlich gesagt lese ich lieber Abenteuergeschichten, als selbst welche zu erleben.
    »Was ist?«, fragt Jonah, während er sich vordrängelt und an mir vorbei die Kellertreppe hinunterläuft. »Komm schon, komm schon, komm schon!«
    Ich atme einmal tief durch, knipse das Licht im Keller an und schließe die Tür hinter uns.

Kapitel 3

    Spieglein, Spieglein,
angeschraubt an der Wand
    E rst ein Schritt. Quietsch .
    Dann zwei Schritte. Quietsch!
    Dann drei. Quiiieeetsch!
    Auf der untersten Treppenstufe bleibe ich stehen und sehe zu dem riesigen, unheimlichen Spiegel an der Wand gegenüber. Abgesehen davon, dass er immer noch riesig und unheimlich wirkt, scheint er vollkommen in Ordnung. »Der Spiegel hat nicht einen einzigen Sprung«, sage ich. »Wir gehen jetzt wieder ins Bett. Sofort.«
    »Ich habe ja auch gar nicht gesagt, dass er gesprungen ist«, sagt Jonah. »Ich habe gesagt, dass er gezischt hat.« Er geht zum Spiegel hinüber und bleibt ganz nah davor stehen, sodass das Glas von seinem Atem beschlägt. »Er hat wahrscheinlich damit aufgehört, als ich gegangen bin.«
    Ich bleibe stehen, wo ich bin, und sehe mir den alten Spiegel, den die vorherigen Hausbesitzer dagelassen haben, ganz genau an. Er ist zweimal so groß wie ich und hat eine blitzblanke Glasfläche. Der Rahmen ist aus Stein gemeißelt, mit kleinen Elfen, samt Zauberstäben und Flügeln. Ich weiß nicht, warum die alten Besitzer den Spiegel nicht mitgenommen haben, außer vielleicht … weil er unheimlich ist. Und an der Wand befestigt. Mit großen, schweren Frankenstein-Schrauben.
    Dann schaue ich in den Spiegel und
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