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A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop

Titel: A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop
Autoren: FUEGO
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der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, lebt man wohl auch nicht schlecht von all den Touristen, die hier vorbeikommen, weil es in Stonehenge verboten ist, die magischen Felsbrocken zu berühren, oder man nicht mehr auf den nahen Silburry Hill klettern darf, den größten von Menschenhand geschaffenen Grashügel, der nach dem archaischen Sonnengott Sil benannt wurde.
    Von Avebury aus ging unsere Reise weiter nach Glastonbury, das die meisten vom gleichnamigen Festival her kennen dürften. Als der Bristol Channel noch weit ins Landesinnere gereicht hat, soll hier der kegelförmige Hügel, auf dem sich noch immer ein Turm, das Glastonbury Tor, befindet, aus den Fluten geragt haben – Avalon, die sagenumwobene Insel der Kelten, auf der König Artus begraben und der Kelch mit dem Blut Christi vergraben sein soll. Erfunden haben diese Geschichte wohl die Benediktinermönche von Glastonbury Abbey, um ihr 1184 abgebranntes Kloster mit Hilfe von Pilgerspenden wieder aufbauen zu können. Ein paar Jahrhunderte dauerte es schließlich, bis Glastonbury Abbey wieder aufgebaut war, doch dann benutzte es Heinrich VIII. als Steinbruch und alle Pracht war wieder dahin. Heute sind nur noch ein paar Ruinen dieses einst so mächtigen Klosters übrig, aber es ist ein Ort der Stille, in dem man gerne länger verweilen möchte.

    Gleich gegenüber von Glastonbury Abbey liegt das George & Pilgrim Hotel, das angeblich bereits im 14. Jahrhundert gebaut wurde, auf jeden Fall aber noch aus dem Mittelalter stammt. Es wurde jedoch nicht nur fachkundig restauriert, sondern auch mit allem möglichen Komfort wie Kabel-TV, einer Zentralheizung und einem hochwertigen Bad ausgestattet. Jedes Zimmer hat einen eigenen Namen: Es gibt beispielsweise eine Mönchs-, eine Nonnen- und eine Abtzelle, und beim Einchecken wird man gefragt, ob man Angst vor Geistern habe. Wie sollten wir? Wir waren ja bislang noch keinen begegnet.

    Der Ort lebt offenbar noch immer sehr gut von esoterisch angehauchten Touristen. In der Haupteinkaufsstraße, der High Street, gibt es zwei Naturkost-Supermärkte und zahlreiche Läden, die Quarze, Kristalle oder Literatur über Elfen, Satanisten und Heilkräfte aller Art anbieten. Kein Wunder, dass auch dem Glastonbury Festival das Image eines besonderen, alternativen, kurz: anderen Festivals anhaftet und es mehr sein will, als bloß ein schnöder Aufführungsort der Musikindustrie.
    Das Glastonbury Festival for Contemporary Performing Arts findet alljährlich auf der Worthy Farm des Hippie-Landwirts Michael Eavis in Pilton, Somerset statt und ist mit 150.000 Besuchern mittlerweile das größte englische Open-Air-Festival. Angefangen hatte alles 1970, als Eavis mit diesem Festival „die Lebensumstände der Unterprivilegierten aufwerten“ wollte. Fans wie Musiker mussten damals noch auf dem Boden schlafen, und im Eintrittspreis von einem Pfund war frische Kuhmilch inbegriffen. The Kinks, damals der Top-Act, waren gar nicht erst angereist, um vor 1.500 schmuddeligen Hippies aufzutreten, und am Ende hatte Eavis 5.000 Pfund Verlust gemacht.
    Der Bauer ließ sich davon jedoch nicht beirren und erlebte in den neunziger Jahren einen wahren Boom. 2002 war das Festival erstmals bereits im voraus ausverkauft, obwohl ein Ticket satte 163 Euro kostete und die Auflagen des Mendip District Councils von Jahr zu Jahr strenger geworden waren, damit sich nicht, wie im Jahr 2000, doppelt so viele Zuschauer auf dem 32 Hektar großen Areal tummeln, als zugelassen sind. Offiziell dürfen sich nur noch 100.500 Fans im Schlamm suhlen und Stars wie R.E.M., Travis oder Moby auf der „Pyramid Stage“ erleben, an deren Spitze ein Friedenssymbol befestigt ist, das dort 1970 aus Protest gegen den Vietnamkrieg angebracht wurde. Und auch sonst ist Eavis seinen Überzeugungen treu geblieben: Sämtliche Gewinne spendet er noch immer Hilfsorganisationen wie Greenpeace oder Wateraid.
    66 Prozent der Teilnehmer an einer Online-Umfrage der Zeitschrift New Musical Express bezeichneten Glastonbury 2003 als bewusstseinserweiternd. 65.000 Besucher gaben an, Drogen konsumiert zu haben. Und immerhin 22 Prozent hatten an einem der drei Tage Sex. Nur ein Prozent der Befragten hielt das Festival für überschätzt.
    In diesem Jahr findet es allerdings nicht statt - angeblich, weil alle englischen Dixie-Klos bei der Olympiade in London benötigt werden.



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