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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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anzulegen, sie nachts durch den Gürtel des fruchtbaren Landes zu treiben und sie am Tage zum Ausruhen in die dürren Regionen zu drücken. Es war nicht so, daß ihnen die Nahrung wirklich knapp wurde, aber die Zeit zum Sammeln ging von ihrer Flucht, ihrem Schlaf und ihrer Wache ab.
    Sie stießen auch auf eine Menge roter Früchte, die sie schwach und dösig machten, und doch konnten sie sich kaum davon zurückhalten, immer wieder welche zu pflücken. Es gab auch eine Art Bohnensprossen, die den gleichen Effekt hatten; auch eine Nuß und ein getreideartiges Gras, dessen Körner sie im Vorbeigehen mit den Händen abstreiften.
    »Das ist hier ein narkotischer Landstrich«, sagte Brian. »Ich wünschte, wir hatten mehr Zeit, um ihn zu studieren: aber vielleicht kriegen wir noch zuviel davon. Wir haben ja keine Ahnung, wie weit er reicht, und diese Methode, die Produkte an uns selber auszuprobieren, ist vielleicht ganz effektiv, aber gefährlich.«
    Von da an standen sie unter dem Einfluß der Narkotika. Sie träumten lebhaft beim Schlafen und Wachen. Und sie begannen, unter Halluzinationen zu leiden, die sie nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden konnten.
    Als sie anfingen zu träumen, dauerte es nur einen Bellota-Tag, bis Brian Carroll spürte, daß Schnoffels Geist zu ihnen sprach. Carroll war ein intelligenter Amateur auf diesem Gebiet und testete das Phänomen; es gibt zuverlässige Tests dafür. Und er kam zu dem Schluß, daß es sich um Halluzinationen, nicht um Telepathie handelte. Aber (und er sah das kommen) es würde bald soweit sein, daß er die Halluzinationen akzeptieren und glauben würde, das Bärentier spräche wirklich zu ihm. Und das wäre ein Zeichen dafür, daß er verrückt geworden und nicht mehr fähig wäre, dem Tod auf diesem Planeten zu entrinnen. Carroll wehrte sich (solange er noch seinen Verstand hatte) gegen den Gedanken, daß er irgendwann einmal an diesen Unsinn glauben würde – so wie ein Mann, der gefoltert worden ist, alles abstreiten mag, was er unter Druck bekannt oder abgeschworen hat. Und trotz allem – wie man es auch immer erklären wollte – sprach Schnoffel aus der Ferne zu ihm. »Warum hältst du mich für einen Bären, nur weil ich in einem Bärenfell stecke? Ich halte dich nicht für einen Menschen, auch wenn du in einer Menschenhaut steckst. Du bist vielleicht ein bißchen weniger. Und warum glaubst du, daß du tapferer sterben wirst als Daniel? Je länger du rennst, um so schäbiger wird dein Tod sein. Und weißt du immer noch nicht, wer ich bin?«
    »Nein«, sagte Brian Carroll laut.
    »Nein – was?« fragte Georgina Chantal.
    »Anscheinend redet der Bär mit mir, er ist in meinen Geist eingedrungen.«
    »Mit mir auch. Kann das sein? Oder sind es die narkotischen Früchte?«
    »Es kann nicht sein. Es sind Halluzinationen, sie kommen von den Narkotika, von der Erschöpfung durch das Rennen, von der Schlaflosigkeit, und von dem Schock, als wir mit ansehen mußten, wie unsere Freunde getötet wurden – von einem netten Kerl, der sich in ein Ungeheuer verwandelte. Es gibt Tests, um telepathischen Empfang von bloßer Halluzination zu unterscheiden – als da sind: objektive Bestätigung – was zur Zeit nicht möglich ist (wegen der Verfassung, in der Schnoffel jetzt ist) und wahrscheinlich überhaupt nie möglich sein wird; dann Parallelismus des Empfindens – sehr ungewiß, denn ich habe mit Millionen Menschen mehr gemeinsam als mit einem einzigen Pseudo-Ursiniden; dann: durch die Umstände bedingte Gültigkeit und Klarheit in jedem einzelnen Punkt – das ist negativ, denn ich weiß, daß ich fiebrig und konfus bin und daß ich mich auch in anderen Dingen nicht auf meine fünf Sinne verlassen kann. Nein, jeder anwendbare Test deutet darauf hin, daß es sich nicht um Telepathie, sondern um Halluzinationen handelt.«
    »Aber ganz sicher kann man es eben doch nicht wissen, Brian?«
    »Nein, Georgina, genauso wenig, wie sich beweisen ließe, daß es nicht das Lagerfeuer eines Trupps Pfadfinder ist, dessen Rauch mir das Brennen und den Schmerz im Schlund verursacht, sondern daß mich in Wirklichkeit die Früchte und die Erschöpfung und der Streß so krank machen. Ich kann nicht beweisen, daß es kein Pfadfinder-Lagerfeuer ist, und ich kann nicht beweisen, daß es keine Telepathie ist – aber beides würde ich für höchst unwahrscheinlich halten.«
    »Ich finde es überhaupt nicht unwahrscheinlich, Brian. Ich glaube, daß Schnoffel zu mir spricht. Wenn du erst
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