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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung
Autoren: Kim Fisher
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der kann sie übrigens bis zu einer halben Stunde wie festgetackert stehen bleiben!). Na ja, und der Bauer erledigt schließlich den Rest.
    Nun möchte ich nicht, dass Sie denken, es gäbe da eine Verbindung zwischen der rauschigen Sau und mir. Das Thema Duldungsstarre beschreibt meinen Gemütszustand nicht wirklich.
    Dennoch stelle ich mal wieder fest, diese Pheromone wirken Wunder. Ich trug die Tüte mit meiner 280-Euro-Jeans (ich bitte Sie, 280 Euro für’ne Jeans, wie bekloppt war ich denn?), trank einen wunderbaren Latte macchiato, und fand, dass der Himmel blauer und das Gras grüner waren als jemals zuvor.
    Der sonst arrogante Kellner, der mich gewöhnlich nie beachtete, flirtete mit mir, der Student vom Nachbartisch machte den Anschein, als suche er gerade nach einer möglichst intelligenten Anmache. Und überhaupt, das war mein Tag. Und jetzt vibrierte auch noch mein Handy. Mein Liebster? Es sollte mich tatsächlich noch an diesem Tag der
Schlag treffen. Eine SMS von Sven. Sie müssen wissen, Sven gehört zu den Männern, die erstens jede haben können, aber zweitens nicht jede wollen. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, und ich mache das auch äußerst ungern: Er hätte mich haben können, aber er wollte mich nicht. Schwein. Womit wir wieder bei der Duldungsstarre wären.
    »Hallo du Süße, hab dich gestern am Kudamm gesehen, sahst sehr gut aus. Wieso haben wir uns eigentlich so lange nicht mehr getroffen? Was hältst du von einem Glas Champagner?« Mein Kopf knallte auf die Tischplatte, und zwei Seelen wohnten, ach!, in meiner Brust. Ach du meine Güte - Goethe. Ich antwortete ihm nicht! Das hatte ich gar nicht nötig - jedenfalls nicht mehr!
    Ich sag ja, ich konnte jeden haben.
    Klar, dass meine Analytikerin Frau S. sofort mit einer wissenschaftlichen Erklärung um die Ecke kam, warum ich zurzeit das Gefühl habe, die ganze Welt läge mir zu Füßen und jede Jeans würde passen. Die erspare ich Ihnen jetzt. Es ist, wie es ist. Ich bin verliebt, die Welt ist rosarot, und ich will, dass das möglichst lange so bleibt. Alles andere ist doch jetzt wirklich wurscht.

Hör mal, sie spielen unser Lied

    Meinen ersten Kuss, also meinen ersten Zungenkuss, werde ich nie vergessen. Es war im Partykeller meiner Kusine - im Übrigen zwei Jahre ÄLTEREN Kusine, was die Sache noch viel spannender machte. Ich durfte dabei sein, als die Großen Klammerblues tanzten. Ich war 13! Und Ackie 16! Extrem erfahren also. Bei Barclay James Harvest sollte es nun also geschehen. Im Refrain hieß es »I love you«, ich selbst war von diesem Zustand allerdings meilenweit entfernt. Ich sollte kurz dazu sagen, dass Ackie als Einziger noch übrig geblieben war. Kein Wunder, hatte er doch strohweißblondes Haar und knallrote Backen (er wäre perfekt für die Rotbäckchen-Reklame gewesen!). Den Rest können Sie sich denken: dicke Brille, Pickel, und ich glaube mich erinnern zu können, dass er auch eine Zahnspange trug. (Jahre später durfte ich bei einem zufälligen Treffen mit seiner dann schon Ex-Frau erfahren, dass er zu allem Übel auch noch unter vorzeitiger Ejakulation litt - der Arme. Oder die Arme?)
    Zurück in den Partykeller: Während also dieser Titel lief, presste er erst seinen abdominalen Bereich gegen meinen (zu jenem Zeitpunkt meines Lebens dachte ich noch, es handele sich um seinen Fahrradschlüssel!), um dann plump und ungeschickt ohne nennenswerte Vorankündigung seinen Mund auf meinen zu drücken. Während sein hellblonder Flaum mich kitzelte, schob er seine sieben Meter lange Zunge in meinen Hals. Ich befürchtete kurzfristig zu ersticken.
Unmittelbar danach wurden mir die Mandeln rausgenommen.
    Jedes Mal, wenn ich jetzt dieses Lied von BJH höre, leide ich unter spontaner Schnappatmung und unter Mandel-Phantomschmerzen!
    Sabrina bekam ihren ersten Kuss auf der Tanzfläche einer Kinder- und Jugenddisko im Berliner Bezirk Wedding. Klingt doch schon sehr romantisch... Der Typ hieß Frank und war toll - wie sie heute noch stolz berichtet. »Er hatte lange Haare, war irgendwie ein Rebell, lehnte sich gegen jeden Erwachsenen auf und fuhr Mofa.« Bei »Hey Jude« von den Beatles ist es dann geschehen. Der Kuss war absolut okay, sie hört das Lied deshalb heute noch gern. Allerdings immer mit einem gewissen Stressfaktor. Sie hatte sich nämlich ohne Erlaubnis ihrer Mutter in dieses Vergnügen gestürzt, was dazu führte, dass ihre Erziehungsberechtigte eine Sekunde nach dem Kuss wie eine Furie in die Disko stürzte, ihre
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